Microsoft setzt seine Klimastrategie mit einem neuen Großauftrag für CO₂-Entnahme fort – und steckt gleichzeitig in einer Phase, in der die KI-Investitionen schwerer wiegen als zuvor. Während der Kurs zuletzt spürbar nachgegeben hat, stellt sich die Frage, ob der aktuelle Rücksetzer eher von kurzfristigen Sorgen oder von strukturellen Risiken getrieben ist. Der Artikel zeigt, welche Faktoren hinter der Schwäche stehen und warum viele Analysten dennoch klar optimistisch bleiben.

Neuer CO₂-Deal mit C2X

Am 16. Dezember 2025 hat Microsoft seine Rolle als weltweit größter Käufer von CO₂-Entnahmelösungen weiter ausgebaut. Der Konzern schloss eine langfristige Vereinbarung mit C2X über den Kauf von 3,6 Millionen Tonnen sogenannter Carbon Removal Units (CRUs).

Die Zertifikate hängen an einem 2,5 Milliarden US‑Dollar schweren BECCS-Projekt (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) in Louisiana. Konkret stammen die Einheiten aus der geplanten Bio-Methanol-Anlage von Beaver Lake Renewable Energy nahe Pineville:

  • Kapazität: rund 1 Million Tonnen CO₂ pro Jahr, die dauerhaft gespeichert werden sollen
  • Technologie: Umwandlung lokal anfallender Forstabfälle in Bio-Methanol
  • Zeitplan: Baubeginn ab 2026, Start des Regelbetriebs ab 2029
  • Qualitätssicherung: Registrierung der CRUs in einem von ICROA anerkannten Register, unabhängige Verifizierung

Mit diesem Deal steigen Microsofts zugesagte CO₂-Entnahmen laut CDR.fyi auf etwa 34,5 Millionen Tonnen. Der Konzern untermauert damit das 2020 ausgegebene Ziel, langfristig „carbon negative“ zu wirtschaften – also mehr CO₂ aus der Atmosphäre zu holen, als er verursacht.

Kursrückgang trotz KI-Fantasie

An der Börse dominiert derzeit jedoch weniger die Klimastrategie als vielmehr die Frage, wie profitabel die massive KI-Offensive sein wird. Die Aktie hat in den vergangenen Wochen spürbar nachgegeben; auf Sicht von 30 Tagen ergibt sich ein Minus von 8,29 %. Vom 52‑Wochen‑Hoch ist das Papier derzeit rund 14 % entfernt.

Auslöser sind vor allem drei Punkte:

  • Hohe KI-Investitionen: Für das Geschäftsjahr 2025 peilt Microsoft rund 80 Milliarden US‑Dollar an Investitionsausgaben an – ein großer Teil davon fließt in KI‑ und Cloud-Infrastruktur. Kurzfristig belastet das die Margen, auch wenn die Ertragschancen langfristig enorm sind.
  • Sektorrotation: Am Gesamtmarkt ist eine Verschiebung weg von Mega‑Cap‑Techwerten zu beobachten. Selbst Qualitätswerte geraten dabei unter Druck, wenn Anleger Gewinne mitnehmen und in andere Sektoren umschichten.
  • Wettbewerb im Cloudgeschäft: Im Kerngeschäft Azure bleibt der Konkurrenzkampf mit Amazon Web Services und Google Cloud intensiv. Schon kleine Änderungen in den Wachstumserwartungen können bei den Bewertungen dieser Größenordnung spürbare Effekte haben.

Bewertung zieht sich zusammen

Interessant ist, dass der jüngste Rückgang nicht auf sinkende Gewinnerwartungen zurückgeht – im Gegenteil. Das Forward-KGV von Microsoft ist von 31,9 Ende September 2025 auf aktuell etwa 27,0 gefallen. Dahinter stehen zwei Entwicklungen:

  • Der Aktienkurs ist in diesem Zeitraum um 8,3 % gesunken.
  • Gleichzeitig sind die erwarteten Gewinne je Aktie (rollierende 12‑Monats‑EPS-Schätzung) um 9 % gestiegen.

Aus Bewertungssicht bedeutet das: Der Markt verlangt heute einen geringeren Multiplikator für jeden Dollar künftiger Gewinne, obwohl diese Prognosen höher liegen. Das spiegelt die Vorsicht rund um KI-Investitionen und Tech‑Rotation wider – ohne dass das Gewinnprofil bisher eingeknickt wäre.

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Analysten weiter klar positiv

Trotz der Konsolidierung bleibt die Wall Street deutlich auf der Käuferseite. In den vergangenen Monaten gab es 25 Kaufempfehlungen, kein Institut stufte auf „Sell“ ab.

Einige prominente Beispiele:

  • Morgan Stanley: Analyst Keith Weiss bestätigte am 8. Dezember 2025 sein „Buy“-Votum mit einem Kursziel von 650 US‑Dollar.
  • DA Davidson: Gil Luria setzte am 4. Dezember 2025 ebenfalls ein Ziel von 650 US‑Dollar.
  • Evercore ISI: Kirk Materne sieht die Aktie bei 640 US‑Dollar fair bewertet.

Der Median der Kursziele liegt bei 639 US‑Dollar und signalisiert damit ein Aufwärtspotenzial von rund 31 % gegenüber dem aktuellen Niveau. Wedbush-Analyst Dan Ives hält sogar eine Marktkapitalisierung von 5 Billionen US‑Dollar im Jahr 2026 für möglich, falls die KI‑Wachstumswelle in die nächste Phase eintritt.

Azure und KI bleiben Wachstumstreiber

Fundamental liefert Microsoft im Cloud‑ und KI‑Geschäft weiterhin hohe Zuwachsraten. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2026 (per Ende September 2025) meldete der Konzern:

  • Azure-Umsatzwachstum: +28 % gegenüber dem Vorjahr
  • Commercial RPO (vertraglich gesicherte künftige Umsätze): Anstieg um mehr als 50 % auf knapp 400 Milliarden US‑Dollar
  • Gesamtumsatz: 77,7 Milliarden US‑Dollar, ein Plus von 18,43 % im Jahresvergleich

Der Konzern betont, dass die verfügbare KI‑Kapazität voraussichtlich mindestens bis Juni 2026 knapp bleiben wird. Das zeigt, wie stark die Nachfrage nach KI‑Diensten ist – und erklärt, warum die Investitionsausgaben so hoch ausfallen müssen.

OpenAI und darüber hinaus

Nach der im Oktober 2025 angepassten Vereinbarung mit OpenAI sichert sich Microsoft weiterhin zentrale strategische Vorteile:

  • Exklusive IP‑Rechte und Azure‑Exklusivität für OpenAI‑APIs bis zur offiziellen Ausrufung einer „AGI“
  • Verlängerte IP‑Rechte bis 2032, einschließlich künftiger Modelle nach einer potenziellen AGI‑Deklaration, unter bestimmten Sicherheitsauflagen
  • Rund 27‑prozentige Beteiligung an OpenAI mit einem geschätzten Wert von etwa 135 Milliarden US‑Dollar

Gleichzeitig betonen Marktbeobachter zunehmend, dass Microsoft seine KI‑Strategie breiter aufstellt: Eigene Entwicklungsressourcen und die zugesagte 5‑Milliarden‑US‑Dollar‑Investition in Anthropic sorgen dafür, dass der Konzern nicht allein von OpenAI abhängig ist.

Ausblick: Zahlen Ende Januar im Fokus

Der nächste harte Prüfstein steht bereits fest: Die Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2026 werden für Ende Januar 2026 erwartet. Der Analystenkonsens rechnet mit:

  • einem Gewinn je Aktie von 3,86 US‑Dollar
  • einem Quartalsumsatz von 80,28 Milliarden US‑Dollar
  • einem gesamten Jahresgewinn (FY26 EPS) von 15,73 US‑Dollar, was einem Wachstum von rund 19 % entspricht

Parallel treibt Microsoft die globale KI‑Infrastruktur voran. CEO Satya Nadella hat jüngst Investitionen von 17,5 Milliarden US‑Dollar in Indien über die kommenden vier Jahre angekündigt. Kurzfristig sorgen solche Summen für Diskussionen über die Kapitalrendite, mittel- bis langfristig hängen die Bewertung und eine mögliche Neubewertung der Aktie jedoch maßgeblich daran, ob die prognostizierte Gewinnsteigerung im KI‑Geschäft tatsächlich eintritt und sich in den Zahlen ab dem Kalenderjahr 2026 niederschlägt.

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