Der Luxusriese LVMH sieht sich gleich an zwei Fronten mit China konfrontiert – und beide Entwicklungen könnten nachhaltigen Einfluss auf die Kursentwicklung haben. Während die überraschend soliden Wirtschaftsdaten aus der Volksrepublik zunächst für Erleichterung sorgten, überschattet ein schwerwiegender Arbeitsrechtsskandal bei der Tochter Loro Piana die jüngsten Kursgewinne.

Die chinesische Wirtschaft legte im zweiten Quartal 2025 um 5,2 Prozent zu und übertraf damit die Erwartungen von 5,1 Prozent. Für LVMH und andere Luxuswerte wie Hermès und Kering bedeutete dies zunächst moderate Kursgewinne, da China als wichtigster Wachstumsmarkt für Luxusgüter gilt.

Loro Piana unter Gerichtsverwaltung

Doch die Erleichterung währte nur kurz. Am Montag stellte ein Mailänder Gericht die LVMH-Tochter Loro Piana unter einjährige Gerichtsverwaltung – der fünfte italienische Luxuskonzern, der wegen Arbeitsausbeutung in der Lieferkette ins Visier der Justiz geriet.

Der Skandal nahm seinen Anfang, als Carabinieri im Mai eine chinesische Werkstatt in den Mailänder Vororten schlossen. Der Grund: Ein Arbeiter hatte seinen Chef angezeigt, weil dieser ihn geschlagen hatte, nachdem er 10.000 Euro ausstehende Löhne gefordert hatte. Die Verletzungen erforderten 45 Tage Behandlung.

Die Ermittlungen enthüllten erschreckende Arbeitsbedingungen: Zehn chinesische Arbeiter, darunter fünf illegale Einwanderer, mussten bis zu 90 Stunden pro Woche arbeiten – sieben Tage die Woche für vier Euro pro Stunde. Sie schliefen in illegal eingerichteten Räumen innerhalb der Fabrik.

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Das Mailänder Gericht stellte fest, dass Loro Piana seine Produktion über zwei Scheinfirmen ohne tatsächliche Fertigungskapazität an chinesische Werkstätten in Italien weitergegeben hatte. Die Jacken kosteten Loro Piana nur 118 Euro pro Stück bei größeren Bestellungen – auf der Unternehmenswebsite werden Kaschmirjacken für über 3.000 bis 5.000 Euro verkauft.

Das Gericht warf dem Unternehmen vor, "schuldhaft versagt" zu haben, seine Lieferanten angemessen zu überwachen, um höhere Gewinne zu erzielen. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete diese Praxis als "verallgemeinerte und konsolidierte Herstellungsmethode" in der italienischen Modebranche.

Imageschaden für LVMH-Führung

Besonders brisant: Im Juni ernannte LVMH Frederic Arnault, Sohn von Konzernchef Bernard Arnault, zum neuen CEO von Loro Piana. Der Skandal überschattet damit auch die Nachfolgeplanung des Luxuskonzerns.

Loro Piana, das 2013 zu 80 Prozent von LVMH übernommen wurde, ist bereits die fünfte italienische Luxusmarke nach Valentino, Dior, Armani und Alviero Martini, die wegen ähnlicher Vorwürfe unter Gerichtsverwaltung gestellt wurde.

Die Kombination aus schwächelnden chinesischen Einzelhandelsdaten und dem Arbeitsrechtsskandal dürfte Investoren nachdenklich stimmen. Während die makroökonomischen Daten aus China kurzfristig stützen, könnte der Reputationsschaden bei Loro Piana langfristig schwerer wiegen.

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