Liebe Leserinnen und Leser,

237 Millionen Euro Strafe statt 376 Millionen – für Intel klingt das nach einem Teilerfolg. Doch der Rechtsstreit mit der EU-Kommission zieht sich bereits seit 2009 hin und zeigt, wie langwierig Kartellverfahren sein können. Während der Chipriese weiter vor Gericht kämpft, schreibt Nordex mit einem US-Großauftrag positive Schlagzeilen – und Bayer erlebt nach Jahren der Talfahrt einen unerwarteten Hoffnungsschimmer im Glyphosat-Streit. Drei deutsche Unternehmen, drei völlig unterschiedliche Geschichten – doch alle drei zeigen, wie entscheidend regulatorische und juristische Entwicklungen für Börsenkurse sein können.

Intel: Kartellstrafe reduziert – aber der Kampf geht weiter

Das EU-Gericht in Luxemburg hat am Dienstag die gegen Intel verhängte Kartellstrafe von ursprünglich 376 Millionen Euro auf 237 Millionen Euro herabgesetzt. Der Grund: Die EU-Kommission hatte dem US-Chipkonzern vorgeworfen, zwischen 2002 und 2006 Zahlungen an die PC-Hersteller Acer, HP und Lenovo geleistet zu haben, um den Verkauf von Konkurrenzprodukten zu behindern. Das Gericht bestätigte diesen Vorwurf grundsätzlich, sah aber aufgrund der geringen Zahl betroffener Geräte und langer Zeiträume zwischen einzelnen Beschränkungen Spielraum für eine niedrigere Sanktion.

Die Geschichte dahinter reicht weit zurück: 2009 hatte die EU-Kommission Intel ursprünglich mit einer Rekordstrafe von 1,06 Milliarden Euro belegt – damals die höchste Kartellbuße überhaupt. Doch die europäischen Gerichte kippten den Beschluss später, weil nicht klar war, welcher Teil der Strafe auf Rabattpraktiken und welcher auf andere wettbewerbswidrige Maßnahmen entfiel. Daraufhin erließ die Kommission einen neuen Beschluss, der nun teilweise bestätigt wurde. Intel kann gegen das aktuelle Urteil noch Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof einlegen – ein Ende des Rechtsstreits ist also nicht in Sicht. Die Intel-Aktie reagierte am Dienstag kaum auf die Nachricht und verlor vorbörslich leicht.

Nordex: Turbinen für Iowa – und ein Schub für die Aktie

Ganz anders die Stimmung bei Nordex: Der Hamburger Windkraftanlagen-Hersteller hat den Zuschlag für eine Kooperation mit dem nordamerikanischen Energieversorger Alliant Energy erhalten. Bis zu 190 Turbinen der Delta4000-Serie sollen für Projekte im US-Bundesstaat Iowa und anderen Regionen im Mittleren Westen geliefert werden – eine Gesamtkapazität von bis zu 1.060 Megawatt. Die Turbinen sollen 2028 und 2029 in Betrieb gehen und direkt vor Ort in West Branch, Iowa, gefertigt werden, wo Nordex kürzlich die Produktion von Maschinenhäusern, Antriebssträngen und Naben wieder aufgenommen hat.

Allerdings: Die Vereinbarungen treten erst nach den erforderlichen behördlichen Genehmigungen in Kraft und sind derzeit noch nicht verbindlich. Angaben zum Auftragswert machte Nordex nicht. Trotzdem schoss die Aktie am Dienstag um über fünf Prozent nach oben und näherte sich ihrem Jahreshoch. Die Anleger sehen in dem Deal ein Signal, dass Nordex im wichtigen US-Markt Fuß fasst – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Windkraftbranche weltweit unter Druck steht. Der US-Markt bleibt strategisch entscheidend: Neben Nordex profitieren auch Wettbewerber wie Vestas und Siemens Energy von der Nachfrage nach Onshore-Windkraft, die in den USA trotz politischer Unsicherheiten weiter wächst.

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Bayer: Glyphosat-Hoffnung treibt die Aktie auf Jahreshoch

Die Bayer-Aktie hat am Mittwoch ein neues Zwölf-Monats-Hoch bei 36,59 Euro erreicht – ein beeindruckendes Comeback nach Jahren der Talfahrt. Im bisherigen Jahresverlauf steht ein Plus von mehr als 88 Prozent zu Buche. Der Hauptgrund für die Rally: Die US-Regierung hat im Glyphosat-Streit unerwartet Rückendeckung für Bayer signalisiert. Die Regierung hat den Obersten Gerichtshof (Supreme Court) aufgefordert, einen Fall anzunehmen, bei dem es um die Frage geht, ob Bundesbehörden wie die EPA bei der Bewertung von Glyphosat das letzte Wort haben – oder ob Klagen auf Bundesstaatenebene weiterhin möglich bleiben.

Für Bayer könnte das eine entscheidende Wende bedeuten: Seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 kämpft der Konzern mit Zehntausenden Klagen, in denen Kläger behaupten, der Unkrautvernichter Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat hätten Krebs verursacht. Bayer hat für diese Rechtsstreitigkeiten bereits Rückstellungen von rund 7,6 Milliarden Dollar gebildet. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Supreme Court den Fall annimmt, wird nun deutlich höher eingeschätzt – und damit auch die Chance, dass Bayer die milliardenteuren Rechtsrisiken endgültig loswird.

Analysten reagieren optimistisch: Goldman Sachs bekräftigte die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 38,50 Euro, JPMorgan verdoppelte kürzlich sogar ihr Kursziel und bezeichnete Bayer als klaren Favoriten im Pharmasektor. Die DZ-Bank hob den fairen Wert von 36 auf 41 Euro an. Parallel dazu wurde eine umstrittene Glyphosat-Studie aus dem Jahr 2000, die Monsanto einst als Beweis für die Sicherheit des Wirkstoffs anführte, von der Fachzeitschrift "Regulatory Toxicology and Pharmacology" formell zurückgezogen. Der Grund: Interne E-Mails, die 2017 in einem Gerichtsverfahren veröffentlicht wurden, legten nahe, dass Monsanto-Mitarbeiter an der Erstellung der Studie mitgewirkt hatten, ohne als Autoren genannt zu werden. Bayer wies die Kritik zurück und betonte, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei.

Was heute noch wichtig wird

Am Mittwochabend (MEZ) entscheidet die US-Notenbank Fed über den Leitzins – eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte gilt als sicher. Spannender wird die Frage, wie die Fed ihre Zinspolitik für 2026 einschätzt. Nach Börsenschluss in den USA berichten zudem Oracle und Broadcom über ihre Quartalszahlen – beide Unternehmen gelten als wichtige Gradmesser für die KI-Investitionen der Tech-Branche. Anleger sollten genau hinhören, was die Konzerne über die Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur und KI-Chips zu sagen haben.

Bis morgen – und eine erfolgreiche Handelswoche!

Beste Grüße
Andreas Sommer