Die Gerresheimer-Aktie befindet sich im freien Fall – seit Jahresbeginn hat der Pharmaverpackungs-Spezialist rund 65 Prozent an Wert verloren. Mehrfache Gewinnwarnungen, eine BaFin-Prüfung und der erzwungene Abgang von CEO Dietmar Siemssen haben das Vertrauen der Investoren nachhaltig erschüttert. Doch ausgerechnet in dieser turbulenten Phase meldet das MDAX-Unternehmen einen bemerkenswerten Erfolg: Die Science Based Targets Initiative (SBTi) validiert die ambitionierten Klimaziele des Konzerns. Kann Nachhaltigkeit zum Wendepunkt werden – oder ist es nur Kosmetik in der Krise?

Klimaziele bestätigt: Wissenschaft gibt grünes Licht

Am 18. November 2025 erhielt Gerresheimer die offizielle Bestätigung der Science Based Targets Initiative. Die Düsseldorfer verpflichten sich damit zu messerscharfen CO2-Reduktionszielen, die mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens übereinstimmen:

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  • Scope 1 und 2: Minus 52 Prozent bei direkten Emissionen bis 2030 (Basis: 2019)
  • Lieferkette: 65 Prozent der Zulieferer sollen bis 2029 eigene Klimaziele setzen
  • Scope 3: Emissionsintensität sinkt bis 2034 um 64 Prozent im Verhältnis zum operativen Gewinn

"Als Partner der Pharma- und Biotech-Industrie unterstützen wir unsere Kunden auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit", erklärt Uwe Röhrhoff, der seit dem 1. November 2025 als Interim-CEO die Führung übernommen hat. Der 26 Jahre im Konzern erfahrene Manager war bereits von 2010 bis 2017 CEO – und soll nun richten, was unter seinem Vorgänger schiefging.

Führungswechsel nach Katastrophenjahr

Röhrhoff erbte ein schweres Erbe. Dietmar Siemssen musste Ende Oktober 2025 nach sieben Jahren und einer Serie von Gewinnwarnungen seinen Hut nehmen. Allein im dritten Quartal 2025 korrigierte Gerresheimer die Prognose erneut nach unten: Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern nun einen organischen Umsatzrückgang von 2 bis 4 Prozent. Die bereinigte EBITDA-Marge soll bei mageren 18,5 bis 19 Prozent landen – weit entfernt von den mittelfristigen Zielen von 23 bis 25 Prozent.

Die strategische Überprüfung des schwächelnden Moulded Glass-Geschäfts soll nun beschleunigt werden. Nachdem Übernahmegespräche mit Private Equity-Investoren im Sand verliefen, konzentriert sich das Management auf die Stärkung des Kerngeschäfts mit hochwertigen Systemen für Biologika.

Hoffnungsschimmer: FDA-Zulassung und Innovationskraft

Trotz der Misere gibt es Lichtblicke. Im Oktober 2025 erhielt Gerresheimer die FDA-Zulassung für Lasix ONYU – ein innovatives Kombinationsprodukt aus Furosemid und einem selbst entwickelten On-Body-Device. Erste Produkte sollen noch 2025 verfügbar sein und demonstrieren die technologische Kompetenz des Konzerns.

Mit der Bormioli Pharma-Akquisition hat Gerresheimer zudem sein Portfolio gestärkt. Zusammen mit dem italienischen Partner generierte das Unternehmen 2024 Umsätze von rund 2,4 Milliarden Euro. Die 13.600 Mitarbeiter an über 40 Produktionsstandorten in 16 Ländern bleiben das Rückgrat der globalen Aufstellung.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil – oder Ablenkungsmanöver?

Die SBTi-Validierung unterstreicht Gerresheimers Engagement für transparentes Nachhaltigkeitsmanagement. Das Unternehmen wird regelmäßig von MSCI, Sustainalytics und ISS bewertet und berichtet jährlich über seine Fortschritte. In der Pharmabranche, wo ESG-Kriterien zunehmend Vergabeentscheidungen beeinflussen, könnte dies tatsächlich zum Wettbewerbsvorteil werden.

Doch Investoren dürften skeptisch bleiben: Bei einem RSI von nur 17,7 ist die Aktie technisch zwar überverkauft, doch operative Schwäche und fehlende Perspektiven belasten weiter. Mit 24,54 Euro notiert der Titel mehr als 70 Prozent unter seinem 52-Wochen-Hoch von 82 Euro – und nur knapp über dem Jahrestief von 23,82 Euro.

Ob Röhrhoffs Rückkehr und die Nachhaltigkeitsstrategie ausreichen, um das Ruder herumzureißen, wird sich zeigen. Mittelfristig peilt Gerresheimer organisches Wachstum von 6 bis 9 Prozent an. Doch bis die Realität die Ambitionen einholt, dürfte noch einige Zeit vergehen.

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