Der Pharmaverpackungs-Spezialist steckt mitten in einer radikalen Transformation: Neuer CFO, abgesagtes Übernahmeangebot und die geplante Zerschlagung ganzer Unternehmensteile. Während CEO Dietmar Siemssen von einer Fokussierung auf die lukrative Pharma- und Biotech-Branche schwärmt, fragen sich Anleger: Führt diese drastische Kehrtwende zum erhofften Durchbruch oder verpasst das Management gerade die Chance seines Lebens?

Kehrtwende: Milliarden-Deal platzt, Geschäft wird zerschlagen

Die wohl dramatischste Entscheidung fiel am 16. Juli: Gerresheimer beendete abrupt die Verhandlungen mit Private-Equity-Investoren über ein mögliches Übernahmeangebot. CEO Siemssen begründete den Schritt damit, dass eine Fortsetzung "nicht im besten Interesse des Unternehmens" sei.

Doch damit nicht genug: Parallel kündigte das Management die Separierung und den Verkauf des gesamten Moulded Glass-Geschäfts an – immerhin ein Umsatzbringer von 735 Millionen Euro mit einer robusten EBITDA-Marge von etwa 20 Prozent. Was treibt Gerresheimer zu diesem radikalen Schritt?

Neue Führung soll es richten

Am 1. September übernahm Wolf Lehmann als neuer CFO das Ruder von Dr. Bernd Metzner, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verließ. Der Wechsel erfolgte nicht zufällig: Aktivistische Investoren hatten zuvor massiven Druck auf das Management ausgeübt und eine strategische Überprüfung gefordert.

Lehmann bringt 30 Jahre internationale Erfahrung mit, zuletzt als Operating Partner bei der Private-Equity-Gesellschaft Triton. Seine Mission ist klar definiert: die Transformation zu einem reinen System- und Lösungsanbieter für die boomende Pharma- und Biotech-Industrie.

Ernüchternde Zahlen trüben die Stimmung

Die im September veröffentlichten Q3-Zahlen offenbarten die Herausforderungen der Strategie. Zwar konnte das bereinigte EBITDA um 3,5 Prozent gesteigert werden, doch das organische Umsatzwachstum von nur 2,6 Prozent enttäuschte. Besonders schmerzhaft: Die Auswirkungen des Hurrikans Helene auf das Werk in Morganton zwangen das Management zu einer deutlichen Prognosesenkung.

Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick:
- Organisches Umsatzwachstum 2024: nur noch 3-4% (zuvor: 5-10%)
- Bereinigtes EBITDA: 415-430 Mio. Euro (zuvor: 430-450 Mio. Euro)
- Sparte Plastics & Devices: starkes Wachstum von 9,2%

Finanzspritze für die große Vision

Um die Transformation zu finanzieren, sicherte sich Gerresheimer im August 200 Millionen Euro durch Darlehen von BayernLB und Landesbank Hessen-Thüringen. Das Geld fließt in die vorzeitige Rückzahlung der Brückenfinanzierung für die Bormioli Pharma-Übernahme – einen Deal, der das Produktportfolio erweitern soll.

Wette auf die Zukunft: GLP-1 als Goldesel?

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten setzt Gerresheimer voll auf die Karte Pharma. Das Unternehmen profitiert bereits vom Boom bei GLP-1-Medikamenten und anderen großmolekularen Biologika. Für die mittelfristige Entwicklung peilt der Konzern ein organisches Umsatzwachstum von 6-9 Prozent und eine bereinigte EBITDA-Marge von 23-25 Prozent an.

Doch wird diese Wette aufgehen? Mit der Aktie, die seit Jahresanfang über ein Drittel an Wert verloren hat, bleibt die Transformation ein Vabanquespiel. Der für Oktober geplante Capital Markets Day wurde bereits verschoben – ein weiteres Zeichen für die Unsicherheit über den eingeschlagenen Kurs.

Gerresheimer-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Gerresheimer-Analyse vom 20. September liefert die Antwort:

Die neusten Gerresheimer-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Gerresheimer-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 20. September erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Gerresheimer: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...