Die 300-Milliarden-Rechnung, der stille DAX-Triumph und die Revolution der Volksbanken
Liebe Leserinnen und Leser,
300 Milliarden US-Dollar. Das ist keine abstrakte Budgetziffer aus einem entlegenen Ministerium, sondern das Preisschild für die Zukunft, das Oracle uns gestern Abend präsentierte. Über die nächsten fünf Jahre will der Konzern diese Summe in KI-Infrastruktur investieren.
In diesem Moment wandelte sich an der Wall Street die Stimmung fundamental. Wir erleben den Übergang von der Phase der unbegrenzten Fantasie in die Ära der buchhalterischen Realität. Bislang fragten Investoren: „Was kann die KI?" Seit gestern Nacht lautet die Frage: „Wer soll das bezahlen?"
Während die Technologiebörsen unter dieser Last ächzen, geschieht in Frankfurt Erstaunliches: Der DAX entkoppelt sich vom Tech-Frust und nimmt – fast unbemerkt – Kurs auf neue Höhen. Und in der deutschen Bankenlandschaft proben ausgerechnet die Genossenschaftsbanken den Aufstand gegen das Silicon Valley.
Willkommen zu einem Freitag, an dem alte Gewissheiten teuer bezahlt werden müssen und die „Old Economy" ihren zweiten Frühling erlebt.
Der Kassensturz: Oracles teures Erwachen
Es war lange das dominante Narrativ der Bullen: Koste es, was es wolle, die Künstliche Intelligenz wird die Bilanzen schon richten. Gestern Abend bekam dieser Glaube Risse. Die Oracle-Aktie verlor im vorbörslichen Handel über 10 Prozent an Wert. Der Auslöser war nicht etwa ein Einbruch der Nachfrage, sondern die Explosion der Kosten: Die Kapitalausgaben (Capex) sollen auf 50 Milliarden Dollar pro Jahr steigen. Die Folge: Der freie Cashflow rutschte im letzten Quartal auf minus 10 Milliarden Dollar.
Das ist der Moment, in dem aus Visionären wieder Rechner werden müssen. Dass Oracle trotz eines Umsatzes von über 16 Milliarden Dollar die Erwartungen verfehlte, wirkt fast nebensächlich angesichts der massiven Investitionsverpflichtungen.
Dieser Schock bleibt nicht isoliert. Auch Broadcom geriet vorbörslich mit einem Minus von 4,5 Prozent unter Druck, obwohl CEO Hock Tan stolz einen KI-Auftragsbestand von 73 Milliarden Dollar vermeldete. Die Botschaft des Marktes ist unmissverständlich: Wir wollen Ergebnisse sehen, nicht nur Ausgabenankündigungen. Der Nasdaq gibt nach, die Euphorie weicht der Kalkulation.
DAX im Höhenrausch: Die Zins-Dividende
Während im Tech-Sektor Katerstimmung herrscht, feiert Frankfurt eine Party der anderen Art. Der DAX startete heute Morgen freundlich bei 23.381 Punkten und klettert beharrlich Richtung 24.500. Das Rekordhoch vom Oktober (24.771 Punkte) liegt wieder in greifbarer Nähe.
Der Treibstoff hier ist nicht KI-Fantasie, sondern klassische Geldpolitik. Die dritte Leitzinssenkung der Fed in diesem Jahr, die am Mittwoch verkündet wurde, entfaltet ihre volle Wirkung zeitverzögert, aber kraftvoll. Die Erleichterung über sinkende Kapitalkosten überlagert selbst die Sorgen um die deutsche Inflation, die im November hartnäckig bei 2,3 Prozent verharrte.
Ein Profiteur dieser Rotation ist Rheinmetall. Nach den Korrekturen der letzten Tage sehen Analysten von Bernstein nun eine Übertreibung nach unten und raten zum Einstieg – die Aktie dankt es heute mit einem Plus von rund einem Prozent. Es scheint, als sei die „Old Economy" derzeit der sicherere Hafen als das stürmische Tech-Gewässer.
David gegen Goliath: Der Aufstand der Volksbanken
Es ist eine Meldung, die technisch klingt, aber eine enorme politische Sprengkraft besitzt: Die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken nutzen als erste Bankengruppe in Europa den „Digital Markets Act" (DMA) der EU, um das Monopol von Apple beim kontaktlosen Bezahlen aufzubrechen.
Bislang galt das eiserne Gesetz aus Cupertino: Wer das iPhone zum Zahlen nutzt, muss über Apple Pay gehen – und Apple an den Gebühren beteiligen. Nun ermöglichen die Genossenschaftsbanken das Bezahlen direkt über ihre eigene App und die digitale Girocard, vorbei an der Apple-Wallet.
Das ist weit mehr als ein neues Feature; es ist der Beweis, dass europäische Regulierung tatsächliche Marktmacht brechen kann. Dass ausgerechnet die oft als behäbig geltenden Volksbanken hier die Speerspitze der Innovation bilden und dem Silicon-Valley-Giganten die Stirn bieten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie – und nötigt Respekt ab.
Lululemon: Wenn der Abgang den Aufgang bringt
Ein Lehrstück in Sachen Marktpsychologie liefert heute Lululemon. Der Sportbekleidungshersteller meldete für den US-Heimatmarkt schwächelnde Umsätze (minus 2 Prozent). Normalerweise ein Grund für einen Ausverkauf. Doch die Aktie schoss nachbörslich um 10 Prozent nach oben.
Zwei Faktoren treiben diese paradoxe Reaktion:
1. Der China-Faktor: Die internationalen Umsätze sprangen um 33 Prozent an – ein Signal, das heute auch Adidas und Puma in Frankfurt stützt.
2. Der CEO-Exit: Calvin McDonald räumt Ende Januar 2026 seinen Posten. Die Börse liebt frischen Wind, besonders wenn er – wie in diesem Fall – mit einem Aktienrückkaufprogramm von einer Milliarde Dollar versüßt wird.
Es zeigt sich erneut: In einem stagnierenden Konsumklima sind Kostensenkungen und „Financial Engineering" oft die stärkeren Kurstreiber als das operative Geschäft selbst.
Was bedeutet das konkret für uns als Anleger in diesem volatilen Marktumfeld? In einem kostenlosen Webinar wird eine Trading-Strategie vorgestellt, die systematisch Marktbewegungen nutzt – unabhängig davon, ob Tech-Werte fallen oder Old Economy steigt. Das System kombiniert technische Ausbruchssignale mit Volumenanalyse und fundamentalen Katalysatoren, um gezielt hochprozentige Gewinnchancen zu identifizieren. Konkret werden zweimal wöchentlich Trade-Signale generiert, die in der Vergangenheit durchschnittlich 62,5% Gewinn pro Position erzielten – von Rheinmetall (+136,5%) über Siemens Energy (+96,9%) bis zu Cameco (+60,2%). Das Besondere: Die Strategie funktioniert sektorübergreifend in Aktien, Rohstoffen und Kryptos. Teilnehmer erhalten den ersten Trade sowie einen Sektor-Report zu den vier gewinnstärksten Branchen bis 2027 kostenlos. Details zur Cash-Rallye-Strategie
Moskau erhöht den Druck
Zum Schluss ein Blick auf die juristische Front: Die russische Zentralbank hat heute Klage gegen Euroclear eingereicht – vor einem Moskauer Gericht. Streitgegenstand sind die eingefrorenen Vermögenswerte und deren Nutzung durch die EU. Auch wenn ein Urteil aus Moskau im Westen kaum vollstreckbar sein dürfte, erhöht dieser Schritt die Rechtsunsicherheit für westliche Finanzinstitute, die noch Berührungspunkte mit Russland haben. Es ist ein weiterer Schritt in der Fragmentierung des globalen Finanzsystems.
Das Fazit zum Wochenende
Die Märkte gehen mit einer interessanten Spaltung ins Wochenende: Die USA feiern Rekorde im Dow Jones (über 48.700 Punkte), während der Tech-Sektor seine Wunden leckt und die Kosten der KI-Zukunft neu kalkuliert. Für den deutschen Anleger bedeutet das: Die Abhängigkeit von US-Tech-Werten wird kurzfristig zum Risiko, während die breite Streuung im DAX und Euro Stoxx 50 momentan jene Stabilität bietet, die man lange vermisst hat.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende – vielleicht nutzen Sie es ja, um einmal ganz analog zu bezahlen, ganz ohne Apple oder App.
Herzlichst,
Ihr
Eduard Altmann
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