Ceconomy steht vor dem größten Umbau seit der Abspaltung von Metro: JD.com sichert sich die Kontrolle über den Elektronikhändler und könnte das Börsenkapitel in einigen Jahren endgültig schließen. Parallel signalisieren die Ratingagenturen Entspannung, während das operative Geschäft besser läuft als geplant. Wie weit trägt diese Kombination aus Übernahmefantasie und Ergebnisverbesserung den Kurs noch?

JD.com übernimmt das Ruder

Mit Ablauf der zusätzlichen Annahmefrist am 27. November 2025 hat JD.com 290,2 Millionen Ceconomy-Aktien eingesammelt. Das entspricht 59,8 % des Grundkapitals. Zusammen mit dem 25,35-%-Anteil der Gründerfamilie Convergenta kontrolliert der chinesische E-Commerce-Konzern künftig 85,2 % des Unternehmens.

Die Transaktion ist damit wirtschaftlich weitgehend besiegelt, steht aber formal noch unter Vorbehalt mehrerer Behördenentscheidungen:

  • Ausländische Investitionsprüfungen in Deutschland, Österreich, Spanien und Frankreich
  • EU-Freigabe nach der Foreign Subsidies Regulation
  • Closing-Zeitplan: erstes Halbjahr 2026

Das Angebot von 4,60 Euro je Aktie bewertet den Deal mit rund 2,2 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu lag der Schlusskurs am Freitag bei 4,39 Euro – ein moderater Abschlag auf den Angebotspreis, trotz eines Rückgangs von 3,41 % am Tag. Seit Jahresanfang ergibt sich dennoch ein Plus von über 60 %, was die Übernahmeprämie und die verbesserte Geschäftslage widerspiegelt.

Die Fakten zur Transaktion

  • Direkte JD.com-Beteiligung: 59,8 %
  • Convergenta-Anteil: 25,35 %
  • Gesamtbeteiligung JD.com + Convergenta: 85,2 %
  • Angebotspreis: 4,60 Euro je Aktie
  • Transaktionsvolumen: rund 2,2 Milliarden Euro

Mit dieser Struktur wird JD.com zum klar dominierenden Eigentümer, Convergenta bleibt bedeutender Minderheitsgesellschafter.

Fitch sieht Spielraum für besseres Rating

Am 12. Dezember 2025 setzte Fitch Ratings die Bonitätsnote von Ceconomy auf „Rating Watch Positive“. Das ist ein Hinweis darauf, dass ein Upgrade der Einstufung wahrscheinlich ist, sobald die Transaktion vollzogen ist und die Einbindung in die JD-Struktur klarer wird.

Aus Sicht von Fitch bringt JD.com als strategischer Investor ein deutlich stärkeres Kreditprofil mit als Ceconomy allein. Unter den sogenannten Parent-Subsidiary-Linkage-Kriterien der Agentur steigt damit die Chance, dass Ceconomy künftig von der Finanzkraft des Mutterkonzerns profitiert.

JD.com selbst zählt zu den Schwergewichten im globalen Handel: Platz 44 in der Fortune Global 500 und ein Umsatz von 158,8 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2024 unterstreichen den finanziellen Hintergrund des neuen Mehrheitseigentümers.

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Delisting-Option im Raum

CEO Kai-Ulrich Deissner hat bestätigt, dass JD.com nach dem Closing ein Delisting der Ceconomy-Aktie anstreben könnte. Ein solcher Schritt würde in enger Abstimmung mit dem Management erfolgen.

Ein Rückzug von der Börse wäre vor allem dann realistisch, wenn JD.com seinen Anteil weiter ausbaut und die Free-Float-Struktur deutlich ausdünnt. Die aktuelle Marktbewertung zeigt, dass der Kurs nahe am Angebot von 4,60 Euro notiert und nur rund 4 % unter dem 52-Wochen-Hoch liegt. Der Spielraum für eigenständige Kursfantasie jenseits der Transaktion ist damit begrenzt.

Operativ besser als geplant

Parallel zur Übernahme liefert Ceconomy auch auf der operativen Seite positive Signale. Im Geschäftsjahr 2024/25 lag das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) bei rund 380 Millionen Euro und damit leicht über der eigenen Prognose von 375 Millionen Euro.

Im vierten Quartal stieg der Umsatz um 7 % auf 5,38 Milliarden Euro. Der Wachstumstrend setzte sich im ersten Quartal 2024/25 fort:

  • Umsatzplus von 9,5 %
  • Bereinigtes EBIT wächst um 13 % auf 279 Millionen Euro

Diese Zahlen zeigen, dass das Geschäftsmodell im Kerneinzelhandel aktuell wieder besser greift. Gleichzeitig notiert die Aktie nur knapp unter dem 50- und 100-Tage-Durchschnitt, während der 200-Tage-Durchschnitt deutlich darunter liegt – ein Hinweis darauf, dass der Aufwärtstrend der vergangenen Monate bislang intakt ist.

Strategie unter JD.com: Eigenständigkeit mit Rückenwind

Das Management betont, dass Ceconomy als eigenständiges europäisches Geschäft fortgeführt werden soll. JD.com soll vor allem Technologie, Omnichannel-Know-how und Logistikstärke einbringen. Die technologische Infrastruktur von Ceconomy soll unabhängig bleiben, um lokale Besonderheiten und bestehende Systeme nicht zu gefährden.

Explizit nicht geplant sind:

  • Kürzungen bei Belegschaft und Mitarbeiterverträgen
  • Standortschließungen im Zuge der Transaktion
  • Aufgabe der operativen Eigenständigkeit in Europa

Damit stellt die neue Eigentümerstruktur eher eine strategische Partnerschaft mit klarer Kontrolle dar als eine vollständige Integration in die JD-Plattform.

Nächster Meilenstein: Jahrespressekonferenz

Der nächste konkrete Termin ist die Jahrespressekonferenz zum Geschäftsjahr 2024/25 am 17. Dezember 2025. Dann legt Ceconomy die vollständigen Kennzahlen vor und dürfte zugleich einen detaillierteren Einblick in die geplante Zusammenarbeit mit JD.com geben. Für den weiteren Kursverlauf werden vor allem zwei Punkte entscheidend sein: die konkrete Ausgestaltung der Integration und der Zeitplan für das Closing im ersten Halbjahr 2026.

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