Ceconomy Aktie: Ausgebremst

Ceconomy liefert nach Jahren der Sanierung wieder überzeugende Zahlen, doch der Kurs bewegt sich kaum vom Fleck. Statt operativer Dynamik bestimmt das Übernahmeangebot von JD.com die Spielregeln – und setzt der Aktie faktisch eine Obergrenze. Wie stark begrenzt der neue Großaktionär die Kurschancen wirklich?

JD.com dominiert die Kursentwicklung

Im Zentrum steht derzeit nicht das Geschäft mit Elektronik und Services, sondern die Eigentümerstruktur. Der chinesische Online-Händler JD.com hält inzwischen rund 85,2 Prozent der Anteile und hat zuvor ein Übernahmeangebot zu 4,60 Euro je Aktie vorgelegt. Diese Marke wirkt nun wie ein Deckel auf den Kurs.

Der aktuelle Kurs von 4,47 Euro liegt nur wenige Cent unter diesem Niveau und damit auch knapp unter dem 52‑Wochen-Hoch von 4,58 Euro. Gleichzeitig steht die Aktie über das Jahr betrachtet eindrucksvoll im Plus: Seit Jahresbeginn beträgt der Anstieg knapp 70 Prozent, auf Zwölfmonatssicht rund 73 Prozent. Dennoch ist die kurzfristige Schwankungsbreite gering, die Volatilität niedrig und der Titel hat sich zu einem eher technischen Papier entwickelt.

Viele Marktteilnehmer sehen Ceconomy derzeit vor allem als Arbitrage-Position rund um das JD.com‑Engagement. Die geringe Streubesitz-Quote und die faktische Kontrolle des Großaktionärs lassen kaum Raum für ausgeprägte Kursausschläge nach oben. Im Hintergrund steht dabei die Option weiterer Strukturmaßnahmen wie einem möglichen Squeeze-out oder Delisting, auch wenn dazu aktuell keine neuen Fakten vorliegen.

Operative Wende zeigt Wirkung

Während der Kurs seitwärts tendiert, hat sich das operative Bild klar aufgehellt. Das Geschäftsjahr 2024/25 (Stichtag 30. September) markiert eine deutliche Verbesserung der Leistungskennzahlen und spiegelt die laufende Neuausrichtung wider.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

• Umsatzanstieg auf 23,1 Milliarden Euro, bereinigt plus 5,7 Prozent
• Bereinigtes EBIT klettert um 72 Millionen Euro auf 378 Millionen Euro
• Online-Umsatzanteil stabil bei rund 26 Prozent
• Free Cashflow verbessert sich um 337 Millionen Euro

Die Sanierungsmaßnahmen und die stärkere Fokussierung auf margenstärkere Serviceangebote zeigen damit messbar Wirkung. Unter normalen Umständen – ohne Übernahmeklammer und dominierenden Großaktionär – hätte ein solcher Ergebnissprung durchaus das Potenzial für eine Neubewertung gehabt.

Charttechnisch unterstreicht der Blick auf die gleitenden Durchschnitte die aktuelle Stabilität: Der Kurs liegt leicht über dem 50‑ und 100‑Tage-Durchschnitt (beide um 4,4 Euro) und rund 14 Prozent über der 200‑Tage-Linie bei 3,92 Euro. Ein RSI von 52,2 signalisiert zudem einen neutralen Bereich ohne klare Überkauf- oder Überverkaufssignale.

Optimistische Prognose für 2025/26

Auch der Ausblick des Managements fällt konstruktiv aus. Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 ist ein weiterer moderater Umsatzanstieg geplant. Besonders beim Ergebnis sollen die Fortschritte sichtbar werden: Das bereinigte EBIT soll auf rund 500 Millionen Euro steigen.

Treiber dieser Zielsetzung sind:

• höhere Profitabilität im Service-Geschäft
• fortgesetzte Kostendisziplin
• Effizienzgewinne aus der laufenden Sanierung

Trotz dieser ehrgeizigen, aber nachvollziehbaren Ziele bleibt die Börsenreaktion verhalten. Solange der Kurs eng an der Marke um 4,60 Euro klebt und JD.com die Mehrheit klar kontrolliert, spielen selbst deutliche operative Verbesserungen für die kurzfristige Kursbildung nur eine begrenzte Rolle.

Fazit: Starke Zahlen, begrenzter Spielraum

Ceconomy befindet sich in einer klaren Sondersituation: Operativ ist der Konzern so solide aufgestellt wie seit langem nicht mehr, doch die Mehrheitsverhältnisse und das vorherige Übernahmeangebot setzen dem Kurs enge Grenzen. Kurzfristig dürfte die Aktie vor allem von möglichen weiteren Schritten des Großaktionärs geprägt bleiben – etwa strukturellen Entscheidungen zur Börsennotiz oder zur künftigen Aktionärsbasis. Solange hierzu keine neuen Weichen gestellt werden, bleibt das Chance-Risiko-Profil eher von Übernahmearithmetik als von der laufenden Geschäftsentwicklung bestimmt.