Von Eduard Altmann
Freitag, 21. November 2025

Man konnte es heute förmlich spüren in den Handelssälen von Frankfurt bis London: Diese merkwürdige Mischung aus Erschöpfung und Ernüchterung, die sich oft breit macht, wenn eine Party etwas zu lange gedauert hat. Die Bildschirme flackerten rot, Händler rieben sich die Augen, und die Euphorie der letzten Wochen wich einer fast schon greifbaren Katerstimmung. Es war keine Panik – dafür sind wir mittlerweile zu abgebrüht –, aber es war der Moment, in dem die Schwerkraft an die Märkte zurückkehrte.

Der DAX hat heute nicht nur Punkte verloren, sondern auch seine Unschuld in Bezug auf die „Alles steigt immer"-Mentalität. Während wir uns ins Wochenende verabschieden, lohnt sich ein nüchterner Blick auf das, was diese Woche eigentlich passiert ist. Denn wenn selbst brillante Zahlen nicht mehr für Kursfeuerwerke reichen, ändern sich gerade die Spielregeln.

Der 23.000-Punkte-Krimi: Wenn die Luft dünn wird

Es war der psychologische Kampf des Tages: Die Marke von 23.000 Punkten. Zeitweise rutschte der deutsche Leitindex unter diese magische Grenze, bevor er sich zum Handelsschluss mühsam stabilisierte. Dass wir die Woche mit einem Minus beenden, ist mehr als nur eine technische Korrektur. Es ist ein Symptom der „KI-Angst", die heute wieder durch die Frankfurter Flure geisterte.

Investoren realisieren plötzlich, dass auch deutsche Tech-Werte und Industrie-Schwergewichte nicht immun gegen die Neubewertung im Silicon Valley sind. Siemens Energy und Rheinmetall gehörten heute zu den Verlierern – ein Zeichen, dass Gewinne jetzt lieber mitgenommen werden, solange sie noch auf dem Papier stehen. Die Botschaft des Marktes ist klar: Die Vorschusslorbeeren sind aufgebraucht. Ab jetzt zählen wieder harte Fakten, und die konjunkturelle Realität in Deutschland – Stichwort Stahlgipfel in Berlin und die ewige Diskussion um Energiepreise – bietet gerade wenig Fantasie für neue Höhenflüge.

Bitcoin: Ein 10.000-Dollar-Weckruf

Wer in den letzten Wochen dachte, Krypto kenne nur eine Richtung, wurde in den letzten 24 Stunden unsanft geweckt. Bitcoin ist förmlich abgesackt und kämpft nun um die Marke von 84.000 US-Dollar. Ein Minus von zeitweise fast 10 Prozent innerhalb eines Tages ist selbst für hartgesottene Krypto-Veteranen ein Brett.

Interessant ist hier nicht der Absturz an sich – Volatilität ist das Markenzeichen von Krypto –, sondern die Begleitmusik. Der „Fear & Greed Index" ist auf „Extreme Angst" (Wert 11) gefallen. Das zeigt, wie nervös das „Smart Money" geworden ist. Die Korrelation zum Nasdaq ist wieder da: Wenn Tech hustet, bekommt Bitcoin Grippe. Die Erzählung vom „digitalen Gold", das unabhängig von den Aktienmärkten glänzt, hat heute tiefe Risse bekommen. Es ist ein klassisches „Sell-the-News"-Szenario, das viele Späteinsteiger kalt erwischt hat.

Das Nvidia-Paradoxon: Perfektion ist nicht genug

Das vielleicht wichtigste Signal für alle Anleger kam diese Woche aber nicht aus Frankfurt oder vom Krypto-Markt, sondern aus Santa Clara. Nvidia hat am Mittwochabend Zahlen geliefert, die man in normalen Zeiten als „brillant" bezeichnet hätte: 57 Milliarden Dollar Umsatz, 62 Prozent Wachstum.

Und die Reaktion? Ein Schulterzucken, gefolgt von Verkäufen. Die Aktie konnte ihre anfänglichen vorbörslichen Gewinne nicht halten und zog den Sektor mit nach unten. Wir erleben hier ein Phänomen, das für späte Phasen eines Bullenmarktes typisch ist: Die Erwartungen sind so astronomisch hoch, dass selbst ein Übertreffen der Prognosen als Enttäuschung gewertet wird. Der Markt verlangt mittlerweile nicht mehr nur Wachstum, sondern Wunder. Und wenn diese ausbleiben, wird abgestraft. Das ist eine gesunde, wenn auch schmerzhafte Normalisierung. Die KI-Revolution ist nicht vorbei, aber die Phase des blinden Geldwerfens neigt sich dem Ende zu.

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Geldpolitik: Lagardes Schweigen im Walde

Während die Märkte toben, übt sich die EZB in demonstrativer Ruhe. Christine Lagarde sprach heute auf dem Frankfurt European Banking Congress, und wer auf sensationelle Wende-Signale hoffte, wurde enttäuscht. Der Einlagenzins verharrt bei 2,00 Prozent.

Die Strategie ist klar: Abwarten. Mit einer Inflation im Euroraum, die sich zwar der 2-Prozent-Marke nähert, aber durch Lohnsteigerungen im Dienstleistungssektor hartnäckig bleibt, haben die Währungshüter keinen Grund zur Eile. Für uns Anleger bedeutet das: Der Rückenwind durch schnell fallende Zinsen wird so bald nicht wieder auffrischen. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Geld wieder einen Preis hat – und dieser Preis bleibt vorerst stabil.

Was bleibt?

Diese Woche war ein Realitätscheck. Die Märkte haben uns daran erinnert, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen – weder im DAX, noch bei Bitcoin oder KI-Aktien. Das ist keine Katastrophe, sondern eine notwendige Atempause.

Nächste Woche richtet sich der Blick nach Südafrika zum G20-Gipfel und auf die Frage, ob die 23.000 im DAX halten. Nutzen Sie das Wochenende, um durchzuatmen. An der Börse wird das Geld bekanntlich im Sitzen verdient – nicht durch hektisches Hin- und Herlaufen, wenn es mal ruckelt.

Herzlichst,

Ihr Eduard Altmann