Bayer, TKMS & Netflix: Wenn Analysten-Upgrades, Rüstungsrekorde und Trump-Tweets die Märkte durchschütteln
Liebe Leserinnen und Leser,
210 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung – so viel steht bei der geplanten Netflix-Übernahme von Warner Bros. Discovery auf dem Spiel. Doch während Hollywood über die Zukunft des Streaming-Marktes spekuliert, mischen sich US-Präsident Donald Trump und kartellrechtliche Bedenken ein. Gleichzeitig erlebt Bayer nach Jahren im Krisenmodus eine bemerkenswerte Kehrtwende, und der deutsche Marineschiffbauer TKMS zeigt, dass Rüstungsaktien auch nach der ersten Euphorie liefern können. Drei Geschichten, die exemplarisch zeigen: Manchmal entscheiden nicht nur Geschäftszahlen über den Börsenerfolg, sondern auch politische Interventionen und strategische Neuausrichtungen.
Bayer: Comeback-Hoffnung nach Jahren der Talfahrt
Fast 80 Prozent Plus seit Jahresbeginn – die Bayer-Aktie hat 2025 eine beeindruckende Erholung hingelegt. Am Montag kletterte das Papier an der DAX-Spitze um gut drei Prozent auf 34,35 Euro. Der Grund: JPMorgan verdoppelte das Kursziel von 25 auf 50 Euro und stufte die Aktie von "Neutral" auf "Overweight" hoch. Analyst Richard Vosser argumentiert, dass weder die Fortschritte im Pharmageschäft noch die Verbesserungen in der Agrarsparte angemessen im Kurs reflektiert seien.
Die Zahlen untermauern diese Einschätzung. Positive Studiendaten zum Gerinnungshemmer Asundexian Ende November hatten bereits für Auftrieb gesorgt. Das Medikament, für das perspektivisch eine Zulassung angestrebt wird, könnte zu einem wichtigen Wachstumstreiber werden. Zudem macht Bayer Fortschritte bei der Bewältigung der Glyphosat-Krise: Der sogenannte Solicitor General – eine Art Generalanwalt der US-Regierung – unterstützt den Antrag des Konzerns auf Prüfung eines Falls durch den Supreme Court. Bayer erhofft sich ein Grundsatzurteil, das klären soll, ob Bundesrecht über dem Recht einzelner Bundesstaaten steht.
Für langfristige Bayer-Aktionäre ist die aktuelle Rally dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vor der ersten Niederlage in einem Glyphosat-Prozess im Sommer 2018 kosteten die Papiere noch rund 93 Euro, das Rekordhoch von 146 Euro aus dem Jahr 2015 ist noch weiter entfernt. CEO Bill Anderson, der seit Mitte 2023 an der Spitze steht, scheint aber eine Trendwende eingeleitet zu haben – durch strafferes Management und strategische Fortschritte bei den Rechtsstreitigkeiten.
TKMS: Börsenneuling liefert solide Zahlen
Der Marineschiffbauer TKMS hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 eindrucksvoll bewiesen, dass der Rüstungsboom nicht nur eine Momentaufnahme ist. Das Neugeschäft versechsfachte sich auf 8,8 Milliarden Euro, getrieben vor allem von U-Boot-Bestellungen. Der Auftragsbestand summierte sich per Ende September auf rund 18,2 Milliarden Euro – ein Rekordniveau, das dem Unternehmen langfristige Planungssicherheit gibt.
Der Umsatz stieg um 9,3 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, das bereinigte EBIT kletterte um 53 Prozent auf 131 Millionen Euro und übertraf damit die Analystenerwartungen deutlich. Die entsprechende Marge erreichte 6 Prozent – mittelfristig peilt TKMS mehr als 7 Prozent an. Konzernchef Oliver Burkhard kommentierte: "Wir haben einen Auftragsbestand auf Rekordniveau, auch unser Umsatz sowie unsere Profitabilität sind deutlich gewachsen. Diese bilden eine solide Basis für weiteres Wachstum."
Für das neue Geschäftsjahr gibt sich TKMS zunächst vorsichtig: Der Umsatz soll zwischen minus einem und plus zwei Prozent liegen, das bereinigte EBIT in einer Bandbreite von 100 bis 150 Millionen Euro. Analysten erwarten hier 143 Millionen Euro. Spannend wird die Konkretisierung des Ausblicks im Februar, wenn das Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal vorlegt. Ende Dezember steigt die TKMS-Aktie in den MDAX auf – ein weiterer Meilenstein für den Börsenneuling, der erst Ende Oktober von Thyssenkrupp abgespalten wurde.
Netflix vs. Warner Bros.: Wenn Trump sich einmischt
72 Milliarden Dollar – so viel will Netflix für die Film- und Fernsehstudios sowie das Streaming-Geschäft HBO Max von Warner Bros. Discovery zahlen. Doch kaum war der Deal verkündet, meldete sich US-Präsident Donald Trump zu Wort: "Sie haben einen sehr großen Marktanteil, und wenn sie Warner Brothers haben, steigt dieser Anteil noch einmal deutlich. Das könnte ein Problem sein." Trump machte klar, dass er an der Entscheidung über die kartellrechtliche Prüfung beteiligt sein werde.
Die Kombination von Netflix und HBO Max würde zu einem Marktanteil von über 30 Prozent im US-Streaming-Markt führen – eine Schwelle, die Wettbewerbshüter aufhorchen lässt. Netflix argumentiert, dass zum Streaming-Markt auch weitgehend kostenlose Videoplattformen wie YouTube, Facebook und TikTok gehören sollten. Doch die Regulierungsbehörden dürften dieser Argumentation kritisch gegenüberstehen.
Politisch brisant: Unterlegener Bieter ist Paramount, das erst vor wenigen Monaten von der Familie des Trump-Unterstützers Larry Ellison übernommen wurde. Medienberichten zufolge ging Paramount angesichts der guten Beziehungen zum Weißen Haus davon aus, sich durchsetzen zu können. Paramount wollte zudem den gesamten Konzern Warner Bros. Discovery kaufen – inklusive des Nachrichtensenders CNN, der Trump ein Dorn im Auge ist. Netflix hat sich verpflichtet, Warner eine Vertragsstrafe von 5,8 Milliarden Dollar zu zahlen, falls der Deal an den Kartellwächtern scheitert. Die nächsten Monate werden zeigen, ob wirtschaftliche Logik oder politische Einflussnahme das Rennen macht.
Rüstungsaktien: Citigroup sieht weiteres Potenzial
Nicht nur TKMS profitiert vom anhaltenden Rüstungsboom – auch die Aktien von RENK, Rheinmetall und HENSOLDT erholten sich am Montag deutlich. RENK legte nach einer Kaufempfehlung der Citigroup zeitweise um 3,56 Prozent auf 53,55 Euro zu. Analyst Charles Armitage argumentiert, dass die Rüstungsausgaben unabhängig vom Ausgang des Ukraine-Kriegs weiter steigen werden. Bei einem unveränderten Kursziel von 65 Euro rät er nach dem jüngsten Rücksetzer zum Kauf.
Die RENK-Aktie hatte von ihrem Rekord über 90 Euro Anfang Oktober bis zum 1. Dezember fast die Hälfte an Wert verloren. Belastend wirkten vor allem die neuen US-Initiativen für ein Kriegsende in der Ukraine. Doch Militärexperten und Analysten betonen immer wieder, dass sich an der grundsätzlichen Bedrohungslage und dem damit verbundenen Rüstungsbedarf kaum etwas ändern dürfte – unabhängig davon, wie der Konflikt ausgeht.
Rheinmetall-Titel stiegen um 2,26 Prozent auf 1.564 Euro, HENSOLDT gewann 1,39 Prozent auf 69,40 Euro. Rheinmetall hatte zudem einen weiteren Munitionsauftrag von der Bundeswehr im Wert von mehreren hundert Millionen Euro erhalten. Trotz der Rückschläge seit ihren Hochs liegen die Rüstungsaktien seit Ende 2024 deutlich im Plus – Rheinmetall etwa hat im bisherigen Jahresverlauf 155 Prozent gewonnen.
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Tesla: Morgan Stanley streicht Kaufempfehlung
Harter Schlag für Tesla-Bullen: Morgan Stanley stufte die Aktie von "Overweight" auf "Equal Weight" herab. Das Kursziel liegt bei 425 US-Dollar, was einem Abwärtspotenzial von 6,5 Prozent entspricht. Analyst Andrew Percoco, der die Abdeckung von Tesla von Adam Jonas übernommen hat, geht davon aus, dass Tesla im Jahr 2026 bei der Fahrzeug-Produktion und -Auslieferung 13 Prozent unter dem Konsens liegen wird.
Zudem sei das erwartete Potenzial aus den ambitionierten Zukunftsvisionen – Autonomes Fahren, KI, Robotik, Energie- und Software-Services – bereits im aktuellen Aktienkurs enthalten. Tesla werde derzeit mit dem 30-fachen des für 2030 erwarteten EBITDA gehandelt. Für Morgan Stanley ist das Upside-Potenzial daher begrenzt, während Risiken durch Branchenwettbewerb, Abschwächung der Nachfrage und erhöhte Erwartungen an Tech- und Zukunftsbereiche deutlich spürbar sind.
Der Wechsel des Analysten ist bemerkenswert: Adam Jonas war über viele Jahre die prägende Stimme zu Tesla bei Morgan Stanley und zeigte sich oft optimistisch, mehrfach mit ungewöhnlich weitreichenden Zukunftsszenarien. Andrew Percoco legt nun offenbar stärker den Fokus auf kurzfristige Fundamentaldaten wie Auslieferungen, Margentrends und realistische Wachstumsannahmen. Im vorbörslichen NASDAQ-Handel verlor die Tesla-Aktie zeitweise 0,79 Prozent auf 451,39 US-Dollar.
Ausblick: Fed-Entscheidung im Fokus
Die Woche steht ganz im Zeichen der US-Notenbank. Am Mittwoch gibt die Fed ihre Zinsentscheidung bekannt – eine Senkung um 25 Basispunkte wird mit rund 88 Prozent Wahrscheinlichkeit eingepreist. Doch die Märkte werden genau auf die Wortwahl von Fed-Chef Jerome Powell achten: Deutet er weitere Zinssenkungen für 2026 an oder gibt er sich eher zurückhaltend? Die Antwort könnte die Richtung für Aktien, Kryptowährungen und den Dollar in den kommenden Wochen vorgeben.
Bis dahin wünsche ich Ihnen erfolgreiche Investments und einen kühlen Kopf bei all den Turbulenzen.
Herzliche Grüße
Andreas Sommer








