Automobilmarkt - Europas Branchenriesen wieder optimistischer

Vom 9. bis zum 14. September versammelte sich die internationale Autobranche in München zur IAA Mobility, einer der größten und bedeutendsten Automobil-Fachmessen weltweit. Die europäischen Autobauer gaben sich dabei wieder zuversichtlicher. Passend dazu zeigen auch jüngste Daten des Branchenverbands ACEA nach oben. So hat der europäische Automarkt im Juli den Dämpfer des Vormonats ausgeglichen. Der Absatz legte um 7,4% im Vergleich zum Vorjahr zu, nachdem es im Juni noch einen Rückgang in dieser Größenordnung gegeben hatte. Seit Jahresbeginn bleibt damit aber immer noch ein leichtes Absatzminus von 0,7% auf knapp 6,5 Mio. verkaufte Neuwagen.
Bei den einzelnen Herstellern baute Volkswagen in den ersten sieben Monaten seine Marktführerschaft aus und verkaufte 3,8% mehr Autos. Auch BMW, Mercedes-Benz und Renault konnten mehr Fahrzeuge verkaufen. Abwärts ging es dagegen für die Opel-Mutter Stellantis und Tesla. Der US-Elektroautopionier verbuchte ein Absatzminus von 43,5%. Der chinesische E-Autobauer BYD verkaufte in den ersten sieben Monaten 2025 in der EU rund 58.000 Autos. Im Vorjahr waren es noch etwas mehr als 16.000, was somit ein Absatzplus von über 250% ergibt.

China und USA als Sorgenkinder für europäische Autokonzerne
Sorgen macht der europäischen Autobranche derzeit jedoch der Blick auf die großen Märkte China und USA. In den USA müssen die Autobauer und Zulieferer künftig mit 15% Einfuhrzoll zurechtkommen, sechsmal so viel wie bisher. In China haben Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW Absatzprobleme. Zudem drängen chinesische Autohersteller immer stärker auf den Heimatmarkt Europa.
Auch die IAA war heuer so chinesisch wie noch nie. 116 Aussteller aus China hatten sich für die Messe angemeldet. Abgesehen von Deutschland kamen aus keinem anderen Land auch nur annähernd so viele Unternehmen zur IAA. Vor allem im Bereich der Elektroautos buhlten deutsche und Chinas Anbieter um die Aufmerksamkeit der Messebesucher. Chinesische Autobauer wie BYD, Leapmotor, Changan oder Xpeng zeigten mit ihren Auftritten auf der IAA, dass sie es ernst meinen mit ihrem Markteintritt in Europa. Ihre Testfahrzeuge waren in der ganzen Stadt zu sehen. Die Stände der Chinesen auf dem Messegelände zogen die Aufmerksamkeit an sich.

China will Autos „in Europa für Europa“ entwickeln und bauen
„Wir sind in Europa, um zu bleiben“, sagte Stella Li, die Nummer zwei beim chinesischen Autobauer BYD. Der Elektroauto-Riese will künftig den europäischen Markt für Elektroautos aus seinen Fabriken in Europa bedienen. So soll die Produktion in einem neuen Werk in Ungarn bis Jahresende starten. „Wir üben uns darin, europäischer in der Produktion zu werden“, sagte die für das Europageschäft zuständige BYD-Spitzenmanagerin auf der IAA. In zwei bis drei Jahren will BYD den gesamten Bedarf für Europa aus hiesigen Fabriken decken, so die Managerin.
„Alles, was wir tun, fängt mit den Anforderungen der europäischen Kund:innen an“, sagte auch Wei Haigang, bei GAC zuständig für das internationale Geschäft in München. „Das heißt, in Europa für Europa.“ Auch in den Pressekonferenzen der chinesischen Luxusmarke Hongqi und des führenden Exporteurs Chery war dieser Slogan zu hören. Das Motto erinnert an das, was die deutschen Autobauer über ihr China-Geschäft sagen. „Sie verwenden das gleiche Drehbuch wie die Deutschen in China“, sagte Tu Le, Gründer der Beratungsgesellschaft Sino Auto Insights.
„In China für China“, das ist bei Europas führendem Autobauer Volkswagen die Strategie, um das Blatt in der Volksrepublik zu wenden und nach einem Absatzminus von fast einem Viertel zwischen 2020 und 2024 wieder Fuß zu fassen. Es bedeutet, Fahrzeuge für den chinesischen Markt in der Volksrepublik zu entwickeln und zu bauen. Auf diese Weise hoffen VW, aber auch BMW und Mercedes-Benz, besser den Geschmack der Kund:innen zu treffen. Denn was für Kund:innen in China wichtig ist, ist in Europa nachrangig und umgekehrt. Fahrerassistenzsysteme müssen etwa auf den Stadtverkehr in den chinesischen Megastädten angepasst werden, hohe Geschwindigkeiten wie auf der deutschen Autobahn spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Viele chinesische Käufer:innen achten zudem stark auf Infotainment-Systeme, mit denen sie im Stau Filme ansehen oder Spiele spielen können. In Europa sind dagegen im Schnitt kleinere Autos gefragt, die besser mit den engen Straßen zurechtkommen.
Xpeng und Co. wollen bei Forschung und Entwicklung aufholen
Um die Bedürfnisse europäischer Kund:innen besser zu erfüllen, wollen Chinas Autobauer auch stärker in Entwicklungszentren in Europa investieren. Brian Gu, Vizepräsident beim chinesischen Hersteller Xpeng, betonte, dass sein Unternehmen noch in dieser Woche ein Entwicklungszentrum in München eröffnet. Xpeng lege einen Schwerpunkt darauf, mit mehr Investitionen vor Ort die Grundlagen für eine langfristige Marktpräsenz zu legen. Hongqi-Chefdesigner Giles Taylor sagte bei der Vorstellung des elektrischen EHS5, sein Unternehmen betreibe seit sieben Jahren ein Entwicklungszentrum in Europa, das sich darauf konzentriere, Autos für europäische Kund:innen zu entwickeln.
Die Daten des europäischen Branchenverbands ACEA untermauern Chinas steigende Dominanz am Weltmarkt und in der EU, zeigen aber für die Entwicklungsausgaben der chinesischen Automobilbauer noch Aufholbedarf. Mit 34% wurde 2024 gut jedes dritte weltweit produzierte Fahrzeug in China hergestellt. Das Land liegt damit laut den ACEA-Daten weit vor Europa mit einem Anteil von 19% und Nordamerika mit 17%. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen in China 2023 aber mit rund 25 Mrd. Dollar weit hinter den entsprechenden Investitionen der EU-Autobranche von gut 85 Mrd.

Quelle: APA / ACEA, Daten per September 2025
Europa bei CO2-Reduzierung auf gutem Kurs, Kritik an Verbrennerverbot ab 2035
Nicht nur Chinas Autobauer, auch die deutschen Autoschmieden setzen weiter auf Elektromobilität. So plant Volkswagen einen Marktanteil von 20% für elektrische Kleinwagen in Europa. Eine aktuelle Studie sieht Europas Autoindustrie beim Umstieg auf Elektromobilität auf einem guten Weg. Die Hersteller müssten ihre Flottenemissionen nur noch um wenige Gramm CO2 senken, um das nächste EU-Zwischenziel für 2027 zu erreichen, teilte die Organisation ICCT mit. Ein kontroversielles Thema auf der IAA war aber das ab 2035 geplante Verbot von Neuwagen mit Verbrennermotoren in der EU. Deutsche Politiker:innen und Branchenvertreter:innen forderten bei der IAA teilweise Lockerungen und mehr Flexibilität beim geplanten Pfad zur Elektromobilität.

Quelle: APA / ACEA, Daten per September 2025
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die IAA-Veranstalter selbst haben sich bei der Messeeröffnung für Änderungen am geplanten Verbot ausgesprochen. „Einseitige politische Festlegungen auf bestimmte Technologien sind nicht nur für diese Branche grundsätzlich der falsche wirtschaftspolitische Weg“, so Merz. Es brauche mehr Flexibilität in der Regulierung. Hildegard Müller, Präsidentin des deutschen Verbands der Autoindustrie, der die IAA veranstaltet, forderte einen Realitätscheck und eine Kurskorrektur in der EU-Klimapolitik gegenüber der Autoindustrie. Die Verbraucher:innen seien noch nicht in ausreichendem Maße bereit, auf Elektromobilität umzusteigen, sagte Müller.
Auch aus der Industrie hatte es zuletzt immer wieder ähnliche Forderungen gegeben. Anders sehen das die deutschen Sozialdemokraten. „Wer den Ausstieg aus dem fossilen Verbrenner infrage stellt, mag kurzfristig Beifall erhalten, gefährdet aber die langfristige Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes und verunsichert die Wirtschaft“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Armand Zorn.
APA-Finance / EAM Communications
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