Amazon steckt an Heiligabend in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite lasten neue Risiken im Bereich autonomes Fahren und im Logistiknetz auf dem Konzern, auf der anderen Seite setzen große Adressen weiter klar auf steigende Kurse. Wie passt diese Mischung aus regulatorischem Gegenwind und optimistischem Marktbild zusammen?

Zoox-Rückruf und USPS-Risiko

Die größte unmittelbare Baustelle ist Amazons Robotaxi-Tochter Zoox. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA meldete einen weiteren Rückruf: Insgesamt 332 Robotaxis müssen wegen eines Softwarefehlers überprüft werden. Hintergrund ist ein Vorfall Ende August, bei dem Fahrzeuge an Kreuzungen gelbe Mittellinien überquerten und in den Gegenverkehr gerieten.

Zoox betont, dass es zu keinen Unfällen durch diesen spezifischen Defekt gekommen sei. Intern wurden jedoch 62 Fälle unnötiger Spurwechsel identifiziert. Es ist bereits der zweite größere Rückruf in diesem Jahr, nachdem im Mai 270 Fahrzeuge betroffen waren. Laut Unternehmen wurde die aktuelle Schwachstelle per Over-the-Air-Update behoben – die technische Lösung ist also umgesetzt, das Reputationsrisiko bleibt aber im Raum.

Parallel dazu zeichnet sich eine mögliche Umbauphase im Logistikgeschäft ab. Die US-Post USPS will ihre Verteilzentren ab Ende Januar 2026 über ein Bieterverfahren auch für konkurrierende Versender öffnen. Damit gerät der bislang exklusive, rund 6 Milliarden Dollar schwere Logistikvertrag mit Amazon unter Druck. Der Konzern prüft nach eigenen Angaben Alternativen und signalisiert, die Abhängigkeit von der Post zu verringern, falls die Konditionen unattraktiver werden. Besonders die Zustellung in ländlichen Regionen könnte dadurch neu strukturiert werden müssen.

Optionsmarkt setzt auf Ausbruch

Trotz dieser operativen Stolpersteine bleibt die Stimmung an den Finanzmärkten überraschend konstruktiv. Am Optionsmarkt war am heutigen Handelstag eine deutliche Bevorzugung von Call-Optionen zu beobachten, insbesondere auf Strike-Preise von 235 und 240 US‑Dollar mit kurzer Laufzeit bis zum 26. Dezember.

Auffällig ist ein Blocktrade von 500 Call-Kontrakten mit Laufzeit bis Januar 2026, der darauf hindeutet, dass institutionelle Investoren auf einen Anstieg über die Marke von 250 US‑Dollar innerhalb der nächsten Wochen setzen. Ein Put/Call-Verhältnis von 0,72 unterstreicht diese einseitig optimistische Positionierung.

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Auch die Analystenseite unterstützt dieses Bild. Oppenheimer sieht das Amazon-Kursziel bei 305 US‑Dollar und damit deutlich über dem aktuellen Niveau. Die Argumentation fußt im Wesentlichen auf der Stärke von Amazon Web Services (AWS): Der Cloud-Bereich erzielte im dritten Quartal 2025 rund 33 Milliarden US‑Dollar Umsatz, angetrieben von massiven Investitionen in KI-Infrastruktur.

Fundament: Starke Zahlen, aber Underperformance

Dass der Markt die negativen Schlagzeilen derzeit wegsteckt, hängt auch mit der guten operativen Entwicklung 2025 zusammen. Im dritten Quartal übertraf Amazon die Gewinnerwartungen mit einem Gewinn je Aktie von 1,95 US‑Dollar gegenüber prognostizierten 1,57 US‑Dollar. Der Konzernumsatz kletterte um 13,4 % auf 180,17 Milliarden US‑Dollar.

Inzwischen sprechen viele Beobachter von einem „Doppelantrieb“ aus Cloudgeschäft und effizienterem Handel. AWS hat seine Leistungskapazität seit 2022 verdoppelt, um die Nachfrage durch generative KI zu bedienen. Gleichzeitig profitiert Amazon von einem Rekordniveau an Transaktionen im Bereich Rechenzentrums-Infrastruktur, das 2025 bei 61 Milliarden US‑Dollar liegt.

An der Börse spiegelt sich diese operative Stärke allerdings nur teilweise wider. Auf US‑Dollar-Basis liegt die Jahresperformance per Ende Dezember laut Quelltext bei rund 5,4 % und damit unter der Dynamik anderer Tech-Schwergewichte. Analysten sehen darin eine Bewertungslücke mit einem angenommenen Aufwärtspotenzial von knapp 28 % auf Sicht von zwölf Monaten.

Auch in Euro zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Amazon-Aktie notiert derzeit bei 196,90 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich ein Minus von knapp 9 %, seit Jahresanfang liegt der Titel rund 8 % im Rückstand, während der Abstand zum 52‑Wochen-Hoch bei gut 15 % liegt.

Zur Einordnung der aktuellen Lage einige Kernpunkte im Überblick:

  • Rückruf von 332 Zoox-Robotaxis nach Softwarefehler, bereits via OTA-Update adressiert
  • USPS öffnet Verteilzentren ab Ende Januar 2026 für Wettbewerber, Amazon-Vertrag über ca. 6 Mrd. US‑Dollar steht zur Disposition
  • Optionsmarkt mit klar bullischem Bild (Put/Call-Ratio 0,72, auffällige Call-Käufe bis Januar 2026)
  • Q3 2025: EPS 1,95 US‑Dollar (über Erwartung), Umsatzplus 13,4 % auf 180,17 Mrd. US‑Dollar
  • AWS-Umsatz 33 Mrd. US‑Dollar im Quartal, getrieben von KI-Investitionen

Ausblick auf 2026

Die kommenden Wochen dürften wichtige Weichen für die Aktie stellen. Ende Januar wird sich zeigen, wie sich die neue Ausschreibungspraxis der USPS konkret auf Amazons Logistikstruktur und Kostenbasis auswirkt. Ebenfalls im Fokus steht der Q4‑Bericht mit den entscheidenden Zahlen zum Weihnachtsgeschäft, für das das Management Einnahmen zwischen 206 und 213 Milliarden US‑Dollar in Aussicht gestellt hat.

Hinzu kommen mittelfristige Risiken: Neben den laufenden Sicherheitsprüfungen bei Zoox steht 2026 ein Kartellverfahren der US‑Wettbewerbsbehörde FTC an, das potenziell zusätzlichen Druck bringen kann. Aus technischer Sicht gilt ein nachhaltiger Sprung über charttechnische Widerstände – im US‑Handel verortet bei rund 236 US‑Dollar – als Bestätigung des derzeit vom Optionsmarkt eingepreisten Aufwärtsszenarios; bleibt dieser Ausbruch aus, könnten regulatorische und logistische Themen wieder stärker in den Vordergrund rücken.

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