Alphabet steckt mitten in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite treiben starke Wachstumsperspektiven im Cloud- und KI-Geschäft die Fantasie, auf der anderen Seite nehmen kartellrechtliche Risiken in den USA und Europa spürbar zu. Anleger müssen derzeit zwei sehr unterschiedliche Storys gleichzeitig einpreisen – operative Stärke versus regulatorischer Gegenwind.

BMO wird optimistischer bei Google Cloud

Für Rückenwind sorgt aktuell vor allem eine neue Einschätzung von BMO Capital. Die Analysten haben ihr Kursziel für Alphabet leicht von 340 auf 343 US‑Dollar angehoben und bleiben bei der Einstufung „Outperform“. Entscheidend ist dabei nicht die geringe Erhöhung an sich, sondern die dahinterstehende Annahme: noch schnelleres Wachstum in der Cloud.

Im Detail hat BMO die Prognosen für den Umsatz von Google Cloud deutlich nach oben gesetzt:

  • Erwartetes Wachstum Q4 2025: 39 %
  • Erwartetes Wachstum Q1 2026: 40 %

Begründet wird dies mit positiven Rückmeldungen zu langfristigen Cloud-Verträgen und einer spürbar steigenden Nachfrage nach KI-Infrastruktur. Der Cloud-Bereich gewinnt laut Analyse weiter Marktanteile – ein Kernfaktor für die Bewertung des Gesamtkonzerns, weil hier ein großer Teil des künftigen Gewinnpotenzials gesehen wird.

Kartellverfahren in den USA verschärfen sich

Auf der juristischen Seite gibt es allerdings eine klar negative Entwicklung. In den USA hat ein Bundesrichter einer Sammelklage von Verlagen gegen Alphabet den Weg freigemacht. Die Kläger dürfen damit gebündelt auftreten, statt einzeln zu klagen – das erhöht sowohl den potenziellen finanziellen Schaden als auch den juristischen Druck.

Im Mittelpunkt steht die Werbebörse „AdX“. Die Verlage werfen Google vor, den Markt für Adtech-Dienstleistungen faktisch monopolisiert und sie dadurch wirtschaftlich geschädigt zu haben. Die Zulassung als Sammelklage ist zwar noch kein Urteil in der Sache, aber ein deutliches Signal: Das Gericht hält die Vorwürfe für substanziell genug, um ein groß angelegtes Verfahren zu rechtfertigen. Für Alphabet ist das eine spürbare Verschärfung der laufenden Kartellauseinandersetzungen in den USA.

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EU droht mit hoher Strafe im Play-Store-Verfahren

Parallel wächst auch in Europa der Druck. Nach Berichten droht Alphabet eine Geldbuße von rund 510 Millionen Euro durch die EU. Im Fokus steht der Google Play Store und die Frage, ob Zugangsbedingungen und Gebührenstruktur europäischen Wettbewerbsregeln entsprechen.

Die Wettbewerbshüter schauen sich insbesondere technische Beschränkungen und Serviceentgelte an und verlangen Anpassungen beim Betrieb der Plattform. Hintergrund ist der Vorwurf, dass bestimmte Vorgaben alternative Bezahlsysteme oder konkurrierende Dienste benachteiligen könnten. Eine Strafe in dieser Größenordnung wäre für Alphabet finanziell verkraftbar, unterstreicht aber, dass das Plattformmodell in Europa zunehmend unter regulatorischer Beobachtung steht.

Hohe Investitionen für KI- und Cloud-Infrastruktur

Operativ setzt Alphabet gleichzeitig auf massiven Ausbau seiner technischen Basis für KI und Cloud. Die aktualisierte Prognose für die Investitionsausgaben (CapEx) sieht für 2025 einen Anstieg auf 91 bis 93 Milliarden US‑Dollar vor. Der überwiegende Teil dieser Summe fließt in Rechenzentren, Hardware und Infrastruktur für KI- und Cloud-Anwendungen.

Diese aggressive Investitionspolitik signalisiert klaren Anspruch auf eine führende Rolle im KI-Wettlauf. Kurzfristig belastet das allerdings den freien Cashflow – eine Kennzahl, auf die vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer genau achten. Der Trade-off ist damit klar: mehr Wachstumsperspektive in einigen Jahren, dafür aktuell höhere Ausgaben und weniger finanzieller Puffer.

Marktreaktion und institutionelle Ströme

Trotz der regulatorischen Risiken bleibt das Interesse institutioneller Investoren hoch. Jüngste Meldungen zeigen, dass Häuser wie Munro Partners neue Positionen aufgebaut haben, während andere Investoren bestehende Engagements ausweiten. Das deutet darauf hin, dass ein Teil des Marktes die Wachstumsstory in Cloud und KI höher gewichtet als die rechtlichen Unsicherheiten.

Im Handel der vergangenen Tage zeigte sich die Aktie schwankungsanfällig, was die Suche des Marktes nach einem fairen Bewertungsniveau widerspiegelt. In Euro gerechnet liegt der Titel aktuell mit rund 41 % im Plus seit Jahresbeginn und etwa 7 % unter seinem 52‑Wochen‑Hoch – ein Zeichen dafür, dass bereits viel Optimismus im Kurs steckt, aber die jüngsten Rücksetzer auch den gestiegenen Risikoappetit etwas dämpfen.

Fazit: Zwei kräftige Kräftefelder

Unterm Strich prallen bei Alphabet derzeit zwei kräftige Kräftefelder aufeinander: Auf der einen Seite stehen konkrete, hoch zweistellige Wachstumsprognosen im Cloud-Geschäft und Milliardeninvestitionen in KI-Infrastruktur. Auf der anderen Seite wachsen die juristischen und regulatorischen Risiken spürbar – von der Sammelklage in den USA bis zur möglichen EU-Strafe im Play-Store-Verfahren.

Für die weitere Entwicklung werden vor allem zwei Punkte entscheidend sein: Erstens, ob Google Cloud die von BMO skizzierten Wachstumsraten von knapp 40 % tatsächlich erreicht oder übertreffen kann. Zweitens, wie hoch sich die finanziellen und operativen Folgen der Kartell- und Regulierungsverfahren am Ende summieren. In dieser Gemengelage bleibt Alphabet ein Wert, bei dem fundamentale Wachstumsfantasie und rechtliche Schattenseiten eng beieinanderliegen.

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