Alibaba vollzieht derzeit einen der radikalsten Strategiewechsel seiner Konzerngeschichte. Weg vom reinen Image des E-Commerce-Riesen, hin zu einer dominierenden Technologie-Plattform für künstliche Intelligenz. Während der Aktienkurs zuletzt deutlich korrigierte, zünden operativ die nächsten Stufen der Transformation: Neue KI-Modelle und der potenzielle Zugriff auf Hochleistungschips könnten die Wettbewerbsposition grundlegend verändern.

Zugang zu Nvidia-Chips als Treiber

Der technologische Fokus des chinesischen Konzerns wird immer deutlicher. Berichten zufolge positioniert sich Alibaba, um Nvidias leistungsstarke H200-Chips zu erwerben, nachdem die US-Regierung unter Trump entsprechende Exporteinschränkungen gelockert hat. Aktuell warten die Tech-Konzerne noch auf die finale Autorisierung durch die chinesische Regierung. Sollte dieser Zugriff gelingen, würde dies Alibabas Fähigkeiten beim Training komplexer KI-Modelle massiv beschleunigen.

Parallel dazu treibt das Unternehmen die Software-Entwicklung voran. Am 17. Dezember veröffentlichte Alibaba mit "CosyVoice 3" ein fortschrittliches Open-Source-Modell zur Sprachsynthese und aktualisierte seine AgentScope-Plattform für Unternehmensanwendungen. Ziel ist es, eine Infrastruktur bereitzustellen, die technologisch mit Amazon AWS oder Microsoft Azure konkurrieren kann.

Cloud-Sparte wächst rasant

Dass diese Neuausrichtung keine Zukunftsmusik ist, sondern bereits in der Bilanz ankommt, zeigen die jüngsten Finanzdaten. Im September-Quartal 2025 wuchs der Umsatz der Cloud-Sparte um 34 Prozent im Jahresvergleich und ist damit das am schnellsten wachsende Segment des Konzerns.

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Besonders signifikant ist die Entwicklung bei KI-bezogenen Cloud-Diensten, die dreistellige Wachstumsraten verzeichnen. Diese Zahlen bestätigen, dass die Monetarisierung der KI-Strategie greift. Gleichzeitig liefert das Kerngeschäft im E-Commerce die nötige Stabilität: Die Umsätze aus dem Kundenmanagement legten wieder um 10 Prozent zu, was auf eine erfolgreiche Verteidigung der Marktanteile gegen Konkurrenten wie Pinduoduo oder JD.com hindeutet.

Bewertung unter Druck

An der Börse wird dieser fundamentale Wandel derzeit noch mit Skepsis betrachtet. Die Aktie notiert mit rund 128 Euro etwa 21 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch vom Oktober. Der RSI von 29,4 signalisiert inzwischen eine überverkaufte Situation. Marktbeobachter führen den Abschlag primär auf generelle Bedenken gegenüber chinesischen Tech-Bewertungen zurück, obwohl Analysten die Aktie mehrheitlich positiv einschätzen.

Der Konzern steht nun vor der Aufgabe, den Identitätswechsel vom Händler zur Tech-Plattform konsequent zu Ende zu führen. Entscheidend für die weitere Kursentwicklung wird sein, ob die chinesischen Behörden den Import der Nvidia-Chips zügig genehmigen und ob das Cloud-Wachstum die Margen weiter stützen kann.

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