Die Adidas-Aktie steckt in einem Dilemma: An der Börse dominiert die Vorsicht, während große Analysehäuser weiter deutlich höhere Kurse erwarten. Auslöser der aktuellen Nervosität ist nicht eine eigene Meldung aus Herzogenaurach, sondern der Blick über den Atlantik – zu den anstehenden Quartalszahlen von Nike. Entscheidend ist dabei vor allem die Frage, wie belastbar das China-Geschäft im Sportartikelsektor noch ist.

Nike-Zahlen als Stimmungstest

Der Markt behandelt Adidas und Nike derzeit fast wie ein verbundenes Paar. Investoren rechnen damit, dass schwache Signale des US-Konkurrenten den gesamten Sektor treffen könnten. Im Mittelpunkt steht China, das für beide Hersteller ein zentraler Wachstumstreiber ist.

Die Sorge: Nike könnte einen verhaltenen Ausblick für Nordamerika und insbesondere für China liefern. Dann würden viele Anleger die Rückschlüsse unmittelbar auf Adidas übertragen. Erste Hinweise auf eine mögliche Abkühlung liefert der vergangene "Singles’ Day" in China, dessen Online-Umsätze nach Expertenangaben hinter den Erwartungen zurückblieben. Das nährt die Befürchtung, dass die Konsumzurückhaltung im vierten Quartal stärker ausfallen könnte als bisher angenommen.

An der Börse spiegelt sich diese Unsicherheit bereits wider. Die Aktie schloss gestern bei 165,15 Euro und liegt damit rund 37 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 261 Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich ein Rückgang von gut 30 %, obwohl der Titel zuletzt auf dem Niveau knapp über dem 52‑Wochen-Tief wieder etwas Boden gutmachen konnte.

Analysten bleiben deutlich positiver

Trotz der eingetrübten Stimmung setzen zentrale Analysehäuser weiter auf höhere Kurse. Besonders klar positioniert ist Bernstein Research:

  • Einstufung: Outperform
  • Kursziel: 235 Euro
  • Begründung: Langfristige Wachstumsstory trotz China-Schwäche intakt

Analystin Aneesha Sherman sieht damit erhebliches Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kursniveau. Zwar verweist sie auf schwächere Online-Umsätze in China in den Monaten Oktober und November, sieht darin aber eher eine temporäre Belastung als eine grundsätzliche Trendwende im Geschäft.

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Auch Deutsche Bank Research bleibt auf der positiven Seite. Die Experten empfehlen die Aktie weiter zum Kauf, trotz einer spürbaren Kürzung des Kursziels von zuvor 280 auf nun 230 Euro. Die Reduzierung trägt der schwächeren Dynamik Rechnung, ändert aber nichts daran, dass der faire Wert nach Einschätzung der Bank deutlich über dem derzeitigen Kurs liegt.

Damit klafft eine spürbare Lücke zwischen Marktpreis und Analystenmeinung: Bei Kursen um 165 Euro implizieren Kursziele von 230 bis 235 Euro ein zweistelliges prozentuales Aufwärtspotenzial – vorausgesetzt, die operative Entwicklung stabilisiert sich.

Chartbild und Bewertungsansatz

Charttechnisch spiegelt sich der Druck der vergangenen Monate klar wider. Die Adidas-Aktie notiert deutlich unter ihrem 200‑Tage-Durchschnitt von 188,92 Euro und damit im Bereich eines intakten Abwärtstrends. Gleichzeitig verläuft der aktuelle Kurs nahe am 50‑Tage-Durchschnitt von 165,66 Euro, was auf eine kurzfristige Seitwärtsphase nach zuvor deutlichen Rückgängen hindeutet.

Wesentliche Fakten im Überblick:

  • Kursentwicklung: Rund -30 % auf Sicht von zwölf Monaten, YTD ebenfalls etwa -30 %
  • Abstand zum 52‑Wochen-Hoch: ca. -36 %
  • Abstand zum 52‑Wochen-Tief: gut +10 %
  • RSI (14 Tage) bei 41,1: Kein extremes Überverkauft- oder Überkauft-Signal

Aus Bewertungssicht argumentieren die Analysten, dass der Markt die Risiken – insbesondere rund um China – stärker einpreist, als es die langfristigen Perspektiven rechtfertigen. Die Unterbewertung wäre aus dieser Sicht allerdings nur dann gegeben, wenn sich der Nachfragedruck im wichtigsten Wachstumsmotor tatsächlich als vorübergehend erweist.

Fazit: Entscheidende Signale aus den USA

Kurzfristig steht Adidas im Schatten der Nike-Zahlen. Ein schwacher Ausblick des US-Konkurrenten, vor allem mit Blick auf China, dürfte den Druck auf die Aktie hochhalten und die Distanz zu den Analystenzielen zunächst rechtfertigen. Fällt der Bericht hingegen robuster aus als befürchtet, könnte das Sentiment im gesamten Sportartikelsektor drehen.

Damit wird der aktuelle Bewertungsabschlag zur Nagelprobe: Bestätigen die kommenden Daten eine anhaltende Schwäche im China-Geschäft, dürfte der Markt seine vorsichtige Haltung beibehalten. Zeichnet sich hingegen eine Stabilisierung ab, könnten die ambitionierten Kursziele von 230 bis 235 Euro wieder stärker in den Fokus rücken und dem Titel neuen Auftrieb geben.

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