Adidas Aktie: Unter Druck

Nike hat mit einer überraschend schwachen China-Entwicklung ein Ausrufezeichen gesetzt – allerdings im negativen Sinne. Der abrupte Vertrauensverlust beim Marktführer strahlt direkt auf Adidas aus und trifft die Aktie in einer ohnehin angespannten Phase. Entscheidend ist nun, ob der DAX-Wert in Sippenhaft bleibt oder seine eigene Stärke überzeugend ausspielen kann.

Nike-Schock und Branchen-Sippenhaft

Auslöser der aktuellen Nervosität ist eine Umsatzwarnung von Nike für das laufende Quartal, verbunden mit rückläufigen Erlösen im wichtigen Markt China. Die Nike-Aktie reagierte mit einem zweistelligen Kursrückgang, was die Branche aufgeschreckt hat.

Anleger übertragen diese Schwäche direkt auf andere Sportartikelhersteller. Adidas wird dabei nicht wegen eigener Nachrichten abgestraft, sondern weil der Markt davon ausgeht, dass ähnliche makroökonomische Belastungen – insbesondere in Asien – auch hier durchschlagen könnten.

Am Freitag gab die Aktie rund 2 % nach und schloss bei 165,05 Euro. Damit liegt der Wert zwar nur knapp über dem 50-Tage-Durchschnitt von 164,56 Euro, aber deutlich unter dem 200-Tage-Durchschnitt von 188,32 Euro. Auf Jahressicht summiert sich das Minus auf rund 30 %, der Abstand zum 52‑Wochen-Hoch von 261 Euro beträgt knapp 37 %.

Die aktuelle Gemengelage lässt sich damit zuspitzen:

• Externer Schock: Umsatzwarnung und Kurssturz bei Nike nach schwachen China-Zahlen
• Branchenübertragung: Markt erwartet ähnliche Belastungen bei Adidas, vor allem in Asien
• Chartbild: Kurs rund 30 % unter Jahresanfang, rund 37 % unter 52‑Wochen-Hoch, aber gut 10 % über dem 52‑Wochen-Tief
• Stimmung: RSI um 41 signalisiert angespanntes, aber noch nicht überverkauftes Niveau

Damit steht die Aktie in einem Spannungsfeld aus bereits deutlicher Korrektur und der Angst vor weiteren Abgaben, falls sich die Skepsis gegenüber China verstärkt.

Analysten setzen Gegenakzent

Während die Marktpsychologie klar negativ auf die Nike-Zahlen reagiert, bleiben mehrere Analystenhäuser bei Adidas konstruktiv. Warburg Research bestätigt die Einstufung „Buy“ mit einem Kursziel von 255 Euro. Begründung: Adidas zeige im operativen Vergleich zu Nike mehr Stabilität.

Im Fokus steht vor allem das Produktportfolio. Adidas profitiert weiterhin von der starken Nachfrage nach „Terrace“-Modellen wie Samba und Gazelle, was den Eindruck eines besseren Momentums gegenüber dem US-Konkurrenten stützt.

Auch Bernstein Research bleibt bei „Outperform“ mit einem Ziel von 235 Euro. Gleichzeitig verweisen die Experten aber auf eine nachlassende Dynamik im chinesischen Online-Handel – ein Risiko, das durch die jüngsten Nike-Zahlen nun stärker in den Vordergrund rückt.

Damit stehen sich zwei Ebenen gegenüber: kurzfristige Skepsis des Marktes wegen China und Nikes Warnung auf der einen Seite – und mittel- bis langfristig positive Einschätzungen der Fundamentaldaten auf der anderen.

Charttechnik und Ausblick

Die Aktie bewegt sich mit dem Schlusskurs nur minimal über dem 50‑Tage-Durchschnitt, aber klar unter dem 100‑ und 200‑Tage-Schnitt. Technisch deutet das auf einen intakten Abwärtstrend hin, der zuletzt durch die Branchenmeldungen neuen Rückenwind bekommen hat. Die annualisierte 30‑Tage-Volatilität von gut 24 % unterstreicht dabei die erhöhte Schwankungsbreite.

Kurzfristig dominiert das Risiko weiterer Abgaben, falls die US-Reaktion auf Nike zu Anschlussverkäufen in Europa führt und wichtige Unterstützungszonen unterhalb der jüngsten Tiefs um 150 Euro getestet werden. Ein Rutsch in diese Region könnte die laufende Korrektur ausweiten und die negative Stimmung zusätzlich verfestigen.

Auf der anderen Seite eröffnet der bereits deutliche Rückgang von rund 30 % seit Jahresbeginn Spielraum für eine Gegenbewegung, falls es Adidas gelingt, sich kommunikativ und operativ klar von Nikes Schwäche abzusetzen – etwa durch Bestätigung des eigenen Wachstumskurses oder starke Produktimpulse. Konkreter Wendepunkt bleibt damit die Frage, ob sich die Wahrnehmung von einer branchenweiten China-Belastung hin zu einer differenzierteren Sicht auf die Unternehmen verschiebt.