Die Ära von Walgreens Boots Alliance als börsennotiertes Unternehmen ist offiziell beendet. Der Privat-Equity-Konzern Sycamore Partners schloss die Übernahme des Pharmeriesen am 28. August 2025 ab und bezahlte Aktionäre mit 11,45 Dollar je Aktie aus. Der Titel wurde umgehend vom Nasdaq-Delisting genommen.

Radikaler Führungswechsel bei Sycamore-Übernahme

Mit dem Deal vollzieht sich eine komplette Neuaufstellung der Konzernspitze. Mike Motz, bisheriger Chef des Sycamore-Portfoliounternehmens Staples US Retail, übernimmt sofort die CEO-Rolle. Tim Wentworth, der seit 2023 die Turnaround-Bemühungen leitete, gibt den Posten ab, bleibt aber im Direktorenboard. John Lederer, früherer Walgreens-Direktor und Sycamore-Berater, wird Executive Chairman.

Aktionäre kassieren 11,45 Dollar plus Zukunftsrechte

Die Übernahme brachte Walgreens-Aktionären eine sofortige Barausschüttung von insgesamt 8,25 Milliarden Dollar ein. Zusätzlich erhielten sie nicht übertragbare Rechte an künftigen Veräußerungserlösen – sogenannte DAP Rights. Diese könnten je nach erfolgreichem Verkauf der VillageMD-Gesundheitsassets innerhalb der nächsten vier Jahre bis zu weitere 3,00 Dollar pro Aktie wert sein.

Fünf eigenständige Unternehmen statt einem Konzern

Sycamore Partners zerschlägt den ehemaligen Börsenriesen in fünf separate Einheiten:

  • Walgreens (US-Kernapotheken und Einzelhandel)
  • The Boots Group (britische Apothekenkette)
  • Shields Health Solutions (Spezialapotheken)
  • CareCentrix (Nachsorge und Home Care)
  • VillageMD (Hausarztversorgung inklusive Summit Health und CityMD)

Diese Aufspaltung soll jedes Geschäftsfeld auf seine Kernkompetenzen fokussieren – und möglicherweise den Weg für spätere Verkäufe ebnen.

Letzter Handel nach 98 Jahren Börsenzugehörigkeit

Der finale Handelstag für Walgreens-Aktien war der 27. August. Nach Handelsschluss setzte der Nasdaq den Handel aus und reichte die üblichen Formulare bei der SEC ein, um die Listung zu beenden. Damit geht eine 98-jährige Ära an den öffentlichen Märkten zu Ende – Walgreens war seit 1927 börsennotiert.

Warum der Rückzug hinter verschlossene Türen?

Sycamore Partners wettet auf die Turnaround-Fähigkeiten des angeschlagenen Pharmariesen, der in den letzten Jahren mit massiven Problemen kämpfte:

  • Lädensterben: 1.200 Filialschließungen binnen drei Jahren geplant, 500 bereits für 2025
  • Millardenverluste: Das VillageMD-Engagement trug zu einem Verlust von 8,6 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2024 bei
  • Konkurrenzdruck: Amazon Pharmacy, Walmart und CVS Health drängen aggressiv in den Markt
  • Margen unter Druck: Anhaltender Preisdruck bei verschreibungspflichtigen Medikamenten

Letzte Quartalszahlen: Wachstum, aber rote Zahlen

Im letzten Quartal als börsennotierte Gesellschaft meldete Walgreens noch einen Umsatzanstieg von 7,2 Prozent auf 39,0 Milliarden Dollar. Getrieben wurde das Wachstum vom US-Apothekengeschäft. Allerdings verbuchte das Unternehmen einen Nettoverlust von 175 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 344 Millionen im Vorjahresquartal.

Einziger Lichtblick: Das Healthcare-Segment um VillageMD verbuchte ein bereinigtes Betriebsergebnis von 54 Millionen Dollar nach einem Verlust von 22 Millionen vor einem Jahr.

Sycamore setzt auf Schulden und Altaktionär

Das Übernahmevolumen beläuft sich auf rund 19 Milliarden Dollar Fremdkapital, 2,3 Milliarden Eigenkapital von Sycamore und 1,7 Milliarden von Exekutivchairman Stefano Pessina, der seine 17-Prozent-Beteiligung in den Deal einbrachte.

Ohne den Quartalsdruck der Börse hat Walgreens nun größere Freiheit, langfristige Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen. Sycamores Erfahrung mit Retail-Turnarounds und die operative Expertise von Mike Motz sollen den Wandel der Kernapotheken vorantreiben.

Der erfolgreiche Deal markiert einen Meilenstein in der Konsolidierung des US-Apothekenmarktes, während traditionelle Ketten auf neue Healthcare-Modelle und digitale Konkurrenz reagieren müssen.

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