Walgreens Aktie: Mittelmäßige Nachrichten!

Die Übernahme von Walgreens Boots Alliance durch Sycamore Partners ist abgeschlossen – und damit endet nach fast 98 Jahren die Ära des Pharmeriesens als börsennotiertes Unternehmen. Der Deal im Volumen von bis zu 23,7 Milliarden Dollar inklusive Schulden markiert eine Zeitenwende für die angeschlagene Apothekenkette.

Aktionäre erhalten 11,45 Dollar je Aktie in bar sowie Ansprüche auf bis zu 3 Dollar zusätzlich aus der künftigen Verwertung von VillageMD-Vermögenswerten. Seit heute ist die Aktie von der Nasdaq gelöscht.

Radikaler Schnitt: Fünf Unternehmen statt einem

Sycamore Partners zögert nicht und setzt sofort tiefgreifende Führungsänderungen durch. Mike Motz, bisheriger CEO von Staples US Retail, übernimmt sofort die Führung von Walgreens. Tim Wentworth, der den Konzern durch die schwierige Turnaround-Phase steuerte, bleibt im Direktorengremium.

Doch die größte Überraschung: Aus dem einstigen Giganten werden fünf eigenständige Unternehmen:
- Walgreens (Einzelhandels-Apotheken)
- The Boots Group (britische Gesundheits-Einzelhändlerin)
- Shields Health Solutions (Spezial-Apotheken)
- CareCentrix (Nachsorge-Dienstleistungen)
- VillageMD (Hausarzt-Praxen inklusive Summit Health und CityMD)

Absturz eines Giganten

Die Übernahme kommt nach Jahren anhaltender Probleme. Die Marktkapitalisierung von Walgreens war von rund 100 Milliarden Dollar vor einem Jahrzehnt auf nur noch 9,5 Milliarden Dollar zum Zeitpunkt der Deal-Ankündigung im März 2025 eingebrochen.

Druck durch sinkende Verschreibungs-Erstattungssätze, Konkurrenz von Online-Händlern wie Amazon und operative Herausforderungen zwangen Walgreens zu drastischen Maßnahmen. Das Unternehmen kündigte an, innerhalb von drei Jahren etwa 1.200 Filialen zu schließen – allein 500 Standorte noch im Fiskaljahr 2025.

Zuletzt meldete Walgreens zwar ein Umsatzplus von 7 Prozent auf 39,5 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2025, rutschte jedoch operativ in die Verlustzone.

Kritik und Bedenken

Die Übernahme durch den Private-Equity-Investor stößt auf massive Bedenken. Shane Jerominski von der Pharmacy Guild warnt vor "ernsthaften Konsequenzen für Pharmazeuten und Patienten" – mit möglichen Filialschließungen, Personalabbau und vermehrten Medikationsfehlern.

Die Private Equity Stakeholder Project verweist auf Sycamores Track Record: Nach der Übernahme von Staples schloss der Konzern ein Drittel aller US-Filialen. Eine beunruhigende Perspektive für das 8.500-Standorte-Netzwerk von Walgreens.

Stefano Pessina, der einen Großteil seiner Anteile in das Geschäft reinvestiert, sieht dagegen einen Neuanfang: "Dieser Meilenstein beginnt ein neues Kapitel". Sycamore-Manager Stefan Kaluzny betont die Verbundenheit mit den Gemeinden – doch wie passt das zum harten Sparkurs?

Branche unter Druck

Die Entwicklung bei Walgreens spiegelt einen Branchentrend wider. Auch CVS Health und Rite Aid schließen Filialen, was zunehmend "Apotheken-Wüsten" in unterversorgten Gemeinden befürchten lässt.

Jüngste regulatorische Veränderungen erschweren zudem die Impfstoff-Verteilung. Sowohl CVS als auch Walgreens limitieren ihr COVID-19-Impfangebot in einigen Staaten aufgrund neuer FDA-Kriterien.

Was kommt jetzt?

Als privates Unternehmen hat Walgreens mehr Spielraum für operative Veränderungen ohne den Quartalsdruck der Börse. Der Fokus liegt auf dem Kerngeschäft mit den Einzelhandels-Apotheken, während die Gesundheitsinvestitionen restructuring oder veräußert werden könnten.

Die Zukunft von 220.000 Mitarbeitern und die Versorgung von fast 9 Millionen täglichen Kunden hängen nun davon ab, ob Sycamore den Spagat zwischen operativer Effizienz und Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung schafft. Eine historische Zäsur mit ungewissem Ausgang.