Liebe Leserinnen und Leserinnen,

in Salzgitter startete heute die erste europäische Batteriefabrik eines Autoherstellers – ein Meilenstein, der jedoch von einer EU-Entscheidung überschattet wird, die Deutschlands Autobauer enttäuscht. Gleichzeitig präsentierte Ceconomy Zahlen, die zeigen, wie sich Einzelhandel neu erfinden kann. Und während Tesla in Kalifornien Ärger droht, feiern chinesische KI-Chipfirmen spektakuläre Börsendebüts. Drei Geschichten über Transformation, Regulierung und die Frage, wer im globalen Wettbewerb das Tempo bestimmt.

VW startet Batteriefabrik – doch die E-Auto-Flaute bremst

Pünktlich zum Jahresende nimmt Volkswagen in Salzgitter die Produktion eigener Batteriezellen auf. Mehr als eine Milliarde Euro flossen in das Werk auf dem Gelände des bisherigen Motorenstandorts – ein symbolträchtiger Wandel. Konzernchef Oliver Blume spricht von einem "starken, technologischen Signal für Europa" und betont die neu gewonnene Unabhängigkeit im globalen Wettbewerb.

Die Realität fällt allerdings bescheidener aus: Zunächst verlassen nur einige hundert Zellen täglich das Werk. Mittelfristig sollen es 600.000 bis 700.000 pro Tag werden – genug für etwa 250.000 Elektroautos jährlich. Die Zellen gehen in die neuen Elektro-Kleinwagen VW ID. Polo und Cupra Raval, die 2026 in Spanien anlaufen. Technikvorstand Thomas Schmall sieht die Einheitszelle "mindestens auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb". Ein zweiter Produktionsblock in Salzgitter steht bereits fertig, bleibt aber vorerst leer. Von den ursprünglich geplanten sechs Batteriefabriken ist keine Rede mehr.

Der Grund: Die Nachfrage nach E-Autos wächst langsamer als erhofft. "Wir hängen am Hochlauf der Elektromobilität", räumt Schmall ein. PowerCo-Chef Frank Blome gibt sich dennoch kämpferisch: "Wir glauben an die Elektromobilität. Es kommt vielleicht alles ein bisschen langsamer als ursprünglich gedacht – aber es kommt."

EU-Kommission enttäuscht Autobauer beim Verbrenner-Aus

Während VW seine Batteriestrategie vorantreibt, sorgt Brüssel für Ernüchterung. Die EU-Kommission will zwar Ausnahmen vom CO₂-Ziel für 2035 schaffen, doch die fallen kleiner aus als von der Industrie erhofft. Künftig müssen Neuwagen nur noch 90 statt 100 Prozent weniger CO₂ ausstoßen als 2021 – vorausgesetzt, die Differenz wird durch umweltfreundlicheren Stahl und klimafreundlichere Kraftstoffe kompensiert.

UBS-Analyst Patrick Hummel nennt das Paket bestenfalls "im Rahmen liegend" oder gar eine "moderate Enttäuschung". Die EU strebe weiterhin an, dass die überwiegende Mehrheit der Neuwagenverkäufe bis Mitte der 2030er vollelektrisch sein wird. Autobauer hätten damit keinen Grund, ihre Investitionsstrategien zu ändern. Citigroup-Analyst Harald Hendrikse kritisiert, die EU priorisiere weiterhin CO₂-Reduktion über Wettbewerbsfähigkeit – im Gegensatz zur Unterstützung, die US- und chinesische Hersteller von ihren Regierungen erhielten.

Die Reaktion am Markt fiel verhalten aus: BMW, Mercedes-Benz und VW verloren am Vormittag bis zu 0,9 Prozent. Der europäische Autosektor-Index gab 0,6 Prozent nach und setzte damit seine Abwärtstendenz seit Anfang Dezember fort.

Ceconomy: Rekord-EBIT und Dividenden-Hoffnung

Während die Autobauer kämpfen, liefert Ceconomy eine Erfolgsgeschichte ab. Die Mutter von Media Markt und Saturn steigerte das bereinigte EBIT im Geschäftsjahr 2024/25 um 24 Prozent auf 378 Millionen Euro – das elfte Quartal in Folge mit EBIT-Wachstum. Der Umsatz kletterte währungs- und portfoliobereinigt um 5,7 Prozent auf 23,07 Milliarden Euro. Besonders stark entwickelten sich die Wachstumsbereiche: Online-Umsätze stiegen um 13,3 Prozent und machen nun 26 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

CEO Kai-Ulrich Deissner sieht das Unternehmen auf dem richtigen Weg: "Wir sind paving the road to become the experience champion in consumer electronics in Europe." Die Kundenzufriedenheit erreichte mit einem Net Promoter Score von 61 ein Allzeithoch. CFO Remko Rijnders betont die Bedeutung der Liquidität: "Cash is king, particularly now in retail." Der freie Cashflow explodierte um 180 Prozent auf 337 Millionen Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 peilt Ceconomy ein bereinigtes EBIT von rund 500 Millionen Euro an – und damit erstmals seit der Metro-Abspaltung 2017 eine reguläre Dividende. Voraussetzung: Das EBIT erreicht mindestens 500 Millionen und genug Cashflow steht zur Verfügung. Die Dividendenpolitik sieht 15 bis 25 Prozent des Nettogewinns vor. Allerdings wird die Transformation wohl das letzte Kapitel als börsennotiertes Unternehmen sein – der chinesische Online-Riese JD.com übernimmt derzeit 85,2 Prozent der Anteile.

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Tesla droht Verkaufsstopp in Kalifornien

Auch Tesla kämpft mit Regulierung – allerdings ganz anderer Art. Dem Elektroautobauer droht ein 30-tägiger Verkaufsstopp im absatzstarken Kalifornien. Ein Gericht befand, dass Tesla die Fähigkeiten seines "Autopilot"-Systems übertrieben dargestellt habe. Die kalifornische Verkehrsbehörde gewährt 60 Tage Aufschub für Änderungen – danach könnte die Händler-Lizenz für einen Monat ausgesetzt werden.

Der Streit dreht sich um den Namen "Full Self-Driving" (FSD), der suggeriert, das Fahrzeug sei vollständig autonom. Tatsächlich bleibt es ein Assistenzsystem, bei dem der Fahrer jederzeit eingreifen können muss. Tesla spricht mittlerweile von "FSD supervised" – erst die künftige Stufe "FSD unsupervised" soll echtes autonomes Fahren ermöglichen.

Während die Regulierung bremst, macht Tesla bei Robotaxis Fortschritte. In Austin fahren erste Teslas komplett ohne Menschen am Steuer – auch wenn ihnen ein Begleitfahrzeug folgt. Die Aktie reagierte euphorisch und erreichte ein Rekordhoch von 489,88 Dollar. Anleger setzen weniger auf das Kerngeschäft mit E-Autos, sondern auf Zukunftsprojekte wie autonome Fahrdienste und humanoide Roboter. Parallel dazu plant Googles Waymo eine Finanzierungsrunde mit mindestens 100 Milliarden Dollar Bewertung – der Wettlauf um die Robotaxi-Zukunft beschleunigt sich.

Chinas KI-Chip-Hoffnung feiert 700-Prozent-Debüt

Während Tesla-Aktionäre auf autonomes Fahren wetten, erleben chinesische KI-Chip-Hersteller einen Höhenflug. MetaX Integrated Circuits schoss bei ihrem Börsengang am Star Market in Shanghai zeitweise um 700 Prozent nach oben – von 104,66 Yuan auf 895 Yuan. Der Nvidia-Konkurrent entwickelt Grafikprozessoren für Künstliche Intelligenz und positioniert sich als heimische Alternative zu US-Anbietern. Gründer und CEO Chen Weiliang stammt aus dem AMD-Personalstamm.

Finanziell folgt MetaX dem Muster vieler Wachstumsfirmen: Der Umsatz vervierfachte sich in den ersten neun Monaten 2025 auf 1,24 Milliarden Yuan, doch der Nettoverlust betrug 345,5 Millionen Yuan. Die Unternehmensführung rechnet frühestens 2026 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Das hindert Anleger nicht daran, auf Chinas Ambitionen zu setzen, im KI-Zeitalter technologisch aufzuschließen und die Abhängigkeit von Nvidia zu reduzieren.

Die Kursrally zeigt, wie stark Investoren auf das Narrativ einer "technologischen Eigenständigkeit" setzen. Doch je höher die Bewertungen steigen, desto lauter werden Warnungen vor einer möglichen Blasenbildung – ein Risiko, das auch MetaX nicht ausblenden kann.

Rüstungswerte erholen sich nach Auftragsmeldung

Gute Nachrichten gab es für die zuletzt gebeutelten Rüstungswerte. Die "Financial Times" berichtet, das deutsche Parlament werde voraussichtlich Rüstungsausgaben von über 50 Milliarden Euro genehmigen – darunter 4 Milliarden für die von Rheinmetall mitproduzierten Puma-Schützenpanzer. Rheinmetall legte daraufhin 1,8 Prozent zu, RENK 3,3 Prozent und HENSOLDT 1,6 Prozent. Die Aktien hatten in den vergangenen Tagen unter Gesprächen über ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges gelitten.

Parallel dazu kündigte der deutsch-französische Panzerhersteller KNDS laut Bloomberg einen Börsengang für 2026 an – mit einer anvisierten Bewertung von 20 Milliarden Euro. Die Doppelnotierung in Paris und Frankfurt könnte ein Dämpfer für Spekulationen über einen Deal mit Rheinmetall sein.

Ausblick: EZB, Inflation und die Frage nach der Richtung

Am Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank über die Zinsen. Die Märkte rechnen mehrheitlich mit einer Bestätigung des aktuellen Niveaus, auch wenn schwache Wirtschaftsdaten Spielraum für Senkungen im ersten Quartal 2026 lassen. Heute Vormittag werden die Verbraucherpreise für die Eurozone im November veröffentlicht – zusammen mit dem deutschen Ifo-Index könnten sie weitere Hinweise auf die geldpolitische Richtung geben.

In den USA bleibt die Debatte um die Fed-Führung spannend. Präsident Trump führte Gespräche mit Fed-Gouverneur Christopher Waller über den Vorsitz. Sein Wirtschaftsberater Kevin Hassett betonte die Unabhängigkeit der Notenbank, signalisierte aber Offenheit für Zinssenkungen im Konsens mit dem FOMC.

Derweil verhandelt OpenAI laut "The Information" mit Amazon über eine Finanzierung von mindestens 10 Milliarden Dollar – was die Bewertung auf über 500 Milliarden Dollar treiben könnte. Die Gespräche zeigen, wie intensiv der Wettlauf um KI-Infrastruktur weitergeht.

Was heute bleibt: VW startet seine Batteriefabrik in einem Markt, der langsamer wächst als erhofft. Ceconomy beweist, dass Transformation im Einzelhandel gelingen kann. Und die EU-Regulierung zeigt, dass der Weg zur Klimaneutralität steiniger bleibt als von manchen gewünscht. Drei Geschichten über den Spagat zwischen Ambition und Realität.

Bis morgen,
Andreas Sommer