Tesla, Energiekontor & DroneShield: Drei Märkte zwischen Arbeitskampf, Erfolgsmeldungen und Bewertungsfragen
Liebe Leserinnen und Leser,
320 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung – so viel ist Tesla aktuell wert. Doch während CEO Elon Musk in den USA politisch immer einflussreicher wird, brodelt es im deutschen Werk Grünheide. Gewerkschaft gegen Management, Tarifvertrag gegen individuelle Gehaltserhöhungen, 35-Stunden-Woche gegen Wettbewerbsfähigkeit. Der Konflikt zeigt exemplarisch, wie unterschiedlich Arbeitskultur und Erwartungshaltung auf beiden Seiten des Atlantiks sind. Gleichzeitig melden andere Unternehmen Erfolge: Der Windparkbetreiber Energiekontor bestätigt seine Gewinnprognose trotz schwierigem Umfeld, während der australische Drohnenschutz-Spezialist DroneShield mit Millionenaufträgen glänzt – aber die Aktie nach einer Rally verschnauft. Drei Geschichten, die zeigen, wo Anleger gerade genauer hinschauen sollten.
Grünheide: Wenn amerikanische Arbeitskultur auf deutsche Erwartungen trifft
Der Disput zwischen Tesla und der IG Metall verschärft sich zum Jahresende. Werksleiter André Thierig macht deutlich: Eine 35-Stunden-Woche sei eine "rote Linie", die nicht überschritten werde. Stattdessen verweist er auf Gehaltserhöhungen von vier Prozent in diesem Jahr – das Doppelte der Tarifsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie. Seit Produktionsbeginn hätten die Entgelte um mehr als 25 Prozent zugelegt. Die Gewerkschaft kontert: Ohne Tarifvertrag bleibe die Bezahlung deutlich unter dem Niveau anderer deutscher Autowerke. Zudem würde Tesla bei Vergleichen bewusst die niedrigste Entgeltgruppe heranziehen, die in Automobilwerken gar nicht vergeben sei.
Der Konflikt geht tiefer als nur um Geld. Im Jahr 2026 steht eine Betriebsratswahl an, die laut Thierig darüber entscheidet, ob Tesla "unabhängig, flexibel und unbürokratisch" weitermachen könne. Er lässt durchblicken: Sollte die Wahl mehrheitlich Richtung IG Metall ausfallen, könne er sich nicht vorstellen, dass die US-Entscheidungsträger den Ausbau der Fabrik weiter vorantreiben. Bei der letzten Wahl 2024 stellte die Gewerkschaft zwar die größte Gruppe, die Sitzmehrheit ging aber an nicht gewerkschaftlich organisierte Vertreter. Die Tesla-Aktie reagierte vorbörslich leicht negativ und verlor 1,6 Prozent auf 467,57 Dollar. Für Anleger bleibt die Frage: Wird Grünheide zum Modellstandort oder zum Dauerbaustelle im Konzern?
Energiekontor: Projektgeschäft mit Licht und Schatten
Ganz anders die Lage beim Bremer Wind- und Solarparkentwickler Energiekontor. Das Unternehmen bestätigte seine Gewinnprognose für 2025 und erwartet weiterhin einen Vorsteuergewinn zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Das klingt zunächst solide – allerdings hatte Energiekontor im Oktober die Prognose spürbar zusammengestrichen, nachdem Projektverzögerungen in Deutschland und geänderte Rahmenbedingungen für mehrere britische Windkraftprojekte belastet hatten.
Die positiven Nachrichten kommen aus dem Vertrieb: 2025 verkaufte das Unternehmen sieben Windparkprojekte mit einer Gesamtnennleistung von rund 209 Megawatt – deutlich mehr als die 51 Megawatt im Vorjahr. Konzernchef Peter Szabo betont, das Projektportfolio sei über alle Entwicklungsphasen hinweg so umfangreich und fortgeschritten wie nie zuvor. Diese Erfolge seien das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit und würden sich oft erst später in den Geschäftszahlen widerspiegeln. Für Anleger bedeutet das: Die Sichtbarkeit künftiger Erlöse steigt, doch das Geschäftsmodell bleibt projektgetrieben und damit volatil. Zusätzliche Projekte befinden sich aktuell im Vertrieb oder in Vorbereitung – ein Zeichen, dass die Pipeline weiter gefüllt ist.
DroneShield: Rekord-Auftragsbuch trifft auf Bewertungsfragen
Der australische Drohnenschutz-Spezialist DroneShield meldet zum Jahresende erneut einen Großauftrag: 6,2 Millionen australische Dollar für die Lieferung von Sicherheitslösungen an einen militärischen Endkunden im asiatisch-pazifischen Raum. Der Vertrag wurde über einen lokalen Reseller geschlossen – eine hundertprozentige Tochter eines global agierenden Technologiekonzerns. Für DroneShield ist dies kein Neuland: In den vergangenen zwei Jahren schloss das Unternehmen bereits 14 separate Verträge mit diesem Partner ab, deren Gesamtwert sich auf über 48 Millionen australische Dollar beläuft.
Die finanziellen Auswirkungen werden sich primär 2026 niederschlagen, da erst dann mit Lieferung und Zahlungseingang gerechnet wird. Der Auftragsbestand des Unternehmens belief sich Ende 2024 noch auf rund 136 Millionen australische Dollar, wurde aber 2025 durch die Auftragsserie auf über 400 Millionen australische Dollar gesteigert – ein rund dreifacher Anstieg. Die Aktie legte 2025 um rund 616 Prozent zu, allein in den letzten vier Wochen um etwa 107 Prozent. Am Montag machte das Papier eine Verschnaufpause und schloss bei 3,27 australischen Dollar mit einem minimalen Plus von 0,22 Prozent.
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Analysten bleiben gespalten: Canaccord Genuity vergab im Dezember eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 10 australischen Dollar. Bell Potter bezeichnete DroneShield als "Top-Pick" im Verteidigungssektor, setzt das Kursziel aber mit 9 australischen Dollar etwas unter den aktuellen Kurs. Die Bewertungsfrage bleibt: Wie nachhaltig ist das Wachstum, wenn das Marktumfeld für Verteidigungstechnologien von hoher Volatilität und geopolitischen Entwicklungen geprägt ist? Die Integration von Drittanbieter-Hardware in die KI-gestützte Softwareplattform "DroneSentry-C2" unterstreicht zwar die wachsende Bedeutung interoperabler Steuerungssysteme – doch ob der aktuelle Aktienkurs bereits zu viel Zukunft einpreist, wird sich erst zeigen.
Was diese Woche noch wichtig wird
Die Rüstungsbranche bleibt im Blick: Nach Berichten über Fortschritte in den Ukraine-Friedensgesprächen zwischen Trump und Selenskyj gerieten europäische Verteidigungsaktien wie Rheinmetall, Leonardo und BAE Systems unter Druck. Die Anleger fragen sich, ob ein möglicher Frieden die Nachfrage nach Rüstungsgütern dämpfen könnte. Gleichzeitig zeigen die Zahlen zu deutschen Rüstungsexporten einen deutlichen Rückgang: Von Januar bis Anfang Dezember 2025 wurden Genehmigungen im Wert von 8,4 Milliarden Euro erteilt – nach 13,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Besonders auffällig: Die Türkei liegt mit 726 Millionen Euro noch vor der Ukraine (483 Millionen Euro) – der höchste Wert für Ankara seit 1999.
Bei den deutschen Top-100-Konzernen setzt sich der Gewinnrückgang fort: In den ersten neun Monaten schrumpfte der operative Gewinn um 15 Prozent auf 102 Milliarden Euro. Besonders hart traf es Autobauer und Chemiekonzerne, während IT-Unternehmen ihren Gewinn nahezu verdoppelten. Die Beschäftigtenzahl sank um 17.500 Jobs – ein Minus von 0,4 Prozent. Für 2026 gibt es vorsichtigen Optimismus, doch zum Wachstumsmotor dürfte die deutsche Industrie auch im neuen Jahr nicht werden.
Bis morgen – und denken Sie daran: Manchmal sagen Arbeitskämpfe, Auftragsrekorde und Bewertungsdebatten mehr über die Zukunft eines Unternehmens als jede Quartalszahl.
Ihr Andreas Sommer








