Tesla Aktie: Autopilot-Fantasie
Tesla nähert sich wieder seinen Höchstständen – und diesmal steht nicht das klassische Autogeschäft im Mittelpunkt, sondern die autonome Zukunft. Der Konzern meldet einen entscheidenden Fortschritt beim Robotaxi-Programm, während gleichzeitig Kritik an der Vergütung des Verwaltungsrats und neue regulatorische Risiken aus Europa aufkommen. Im Kern geht es darum, ob die Börse Tesla noch als Autobauer oder längst als Hochrisiko-Techstory bewertet.
Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer
Haupttreiber der aktuellen Kursdynamik ist die Bestätigung von CEO Elon Musk, dass Tesla seine Robotaxis inzwischen ohne Sicherheitsmonitore im Fahrzeug testet. In Austin (Texas) läuft seit Juni ein begrenzter Robotaxi-Dienst mit umgerüsteten Model Y, die mit der Full-Self-Driving-Software ausgestattet sind. Bislang saß dabei stets ein menschlicher „Safety Monitor“ auf dem Beifahrersitz.
Mit dem Schritt zu komplett fahrerlosen Tests setzt Tesla nun genau das um, was das Management im dritten Quartal angekündigt hatte: den Verzicht auf Sicherheitsfahrer innerhalb weniger Monate. Laut Morningstar-Analyst Seth Goldstein liegt die Entwicklung damit im Rahmen der Erwartungen; das Haus belässt sein fair value bei 300 US‑Dollar und sieht die Aktie auf dem aktuellen Niveau als überbewertet.
Die nächsten Meilensteine sind bereits skizziert:
- Fahrten jetzt teilweise ohne Insassen im Fahrzeug
- Start des speziellen „Cybercab“-Robotaxi-Modells im kommenden Jahr geplant
- Voller Robotaxi-Rollout in den USA für 2028 angepeilt
- Wettbewerber Waymo kommt derzeit auf rund 450.000 bezahlte Fahrten pro Woche
Damit wird klar, warum Investoren weniger auf heutige Auslieferungszahlen schauen, sondern auf das mögliche Plattformgeschäft mit Robotaxis – auch wenn regulatorische und technische Risiken weiterhin erheblich sind.
Verwaltungsrat unter Beschuss
Parallel sorgt eine Recherche von Reuters zur Vergütung des Tesla-Verwaltungsrats für Gegenwind. Demnach haben die Directors seit 2004 über Aktienvergütungen mehr als 3 Milliarden US‑Dollar erhalten – deutlich mehr als bei anderen großen Tech-Konzernen.
Die Analyse nennt einige extreme Beispiele:
- Kimbal Musk, der Bruder des CEOs, kommt seit 2004 auf nahezu 1 Milliarde US‑Dollar
- Director Ira Ehrenpreis erhielt seit 2007 rund 869 Millionen US‑Dollar
- Aufsichtsratschefin Robyn Denholm summiert seit 2014 etwa 650 Millionen US‑Dollar
Zwischen 2018 und 2024 lag die durchschnittliche Jahresvergütung der Tesla-Direktoren bei 1,7 Millionen US‑Dollar – mehr als das Zweieinhalbfache der Meta-Direktoren, die damit im „Magnificent Seven“-Vergleich eigentlich an der Spitze stehen. Auffällig ist zudem die Struktur: Der Verwaltungsrat lässt sich überwiegend in Aktienoptionen statt in Aktien bezahlen, ein Modell, das nur etwa 5 % der 200 größten US-Unternehmen nutzen. Das schürt Diskussionen über Interessenkonflikte und Governance-Qualität bei einem Konzern, der an der Börse wie ein Tech-Gigant bewertet wird.
Europa: Rückenwind für Verbrenner, Gegenwind für Tesla
Von der regulatorischen Seite droht neues Ungemach aus Brüssel. Die EU-Kommission will Insidern zufolge die strikte Vorgabe eines reinen Verbrennerverbots ab 2035 abschwächen und bis zu 10 % nicht-elektrische Fahrzeuge zulassen. Der Vorstoß geht vor allem auf intensives Lobbying europäischer Autobauer zurück, die im Wettbewerb mit Tesla und chinesischen Herstellern wie BYD unter Druck stehen.
Für Tesla ist das gleich doppelt problematisch:
- Eine Lockerung der Regeln stärkt traditionelle Hersteller mit breiten Hybrid-Portfolios
- Die Nachfrage nach Emissionszertifikaten von europäischen Autokonzernen könnte sinken
Bisher erzielt Tesla mit dem Verkauf dieser Emissionsrechte in Europa Einnahmen in der Größenordnung von mehreren Hundert Millionen bis zu 1 Milliarde US‑Dollar pro Jahr. Werden die Vorgaben aufgeweicht, dürfte genau diese Zusatzmarge leiden – während der Konkurrenz mehr Luft verschafft wird, ihre Übergangsmodelle länger zu verkaufen.
Marktanteil wächst trotz schwacher Verkäufe
In den USA zeigt sich ein widersprüchliches Bild: Die Auslieferungen von Tesla fielen im November gegenüber dem Vorjahr um 23 % auf 39.800 Fahrzeuge, den niedrigsten Monatswert seit Januar 2022. Trotzdem legte der Marktanteil im Heimatmarkt zu.
Grund ist der harte Einbruch des gesamten US-EV-Markts. Nach Auslaufen der 7.500‑Dollar-Steuergutschrift im September sackten die Elektroauto-Verkäufe insgesamt um 41 % ab. In diesem Umfeld kletterte Teslas Marktanteil bei E-Autos von 43 % auf 56 %. Mit anderen Worten: Tesla verkauft weniger Autos, dominiert aber einen deutlich geschrumpften Markt noch stärker.
An der Börse wird die Aktie inzwischen weit jenseits klassischer Automobil-Bewertungen gehandelt. Die Marktkapitalisierung spiegelt nicht mehr das reine EV-Geschäft wider, sondern vor allem Hoffnungen auf autonome Fahrdienste, humanoide Roboter und KI-Anwendungen.
Zur Einordnung der aktuellen Kurslage: Gestern schloss die Aktie bei 404,20 Euro, rund 12 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber fast doppelt so hoch wie das 52‑Wochen-Tief im April – begleitet von einem überhitzten RSI von 73,7.
Analysten zwischen Euphorie und Skepsis
Die Spannbreite der Einschätzungen an der Wall Street bleibt extrem. Wedbush-Analyst Dan Ives sieht in seinem Szenario eine Marktkapitalisierung von bis zu 2 Billionen US‑Dollar bis Ende 2026, im bullischen Extremfall sogar 3 Billionen, falls das „AI-Kapitel“ bei Tesla voll durchschlägt. Die Robotaxis, KI-Software und Robotikprojekte spielen in dieser Sichtweise eine größere Rolle als das Kerngeschäft mit Fahrzeugen.
Morningstar steht am anderen Ende des Spektrums: Die Analysten halten die Aktie für rund 60 % über dem fairen Wert, vergeben nur 2 von 5 Sternen und sprechen von einer „sehr hohen“ Unsicherheit rund um die Investmentstory. Für sie ist klar: Ohne erfolgreiche Monetarisierung der Autonomie- und KI-Projekte rechtfertigt das aktuelle Bewertungsniveau die Risiken nicht.
Fazit: Viel Zukunft eingepreist
Die kommenden Wochen werden zur Nagelprobe, ob Tesla den Erwartungen an die autonome Zukunft näherkommt oder ob Governance-Debatten und politische Gegenwinde die Fantasie ausbremsen. Entscheidend werden die Fortschritte bei den fahrerlosen Tests, die konkreten Beschlüsse der EU zum Verbrennerausstieg und der weitere Umgang mit der Vergütungsdebatte im Verwaltungsrat – denn genau an diesen Punkten entscheidet sich, ob die aktuelle Bewertung mehr ist als ein teurer Vorschuss.
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