Synopsys Aktie: Wende vor Zahlen

Synopsys steht vor einer entscheidenden Bewährungsprobe. Nachdem der Software-Spezialist für die Chipindustrie im letzten Quartal die Erwartungen massiv verfehlte und einen Kurssturz auslöste, blicken Anleger gespannt auf die heutigen Zahlen nach US-Börsenschluss. Doch ausgerechnet wenige Stunden vor der Veröffentlichung sorgen Analysten für eine überraschende Wendung: Trotz gesenkter Kursziele stufen sie die Aktie hoch. Setzt die Wall Street auf ein Comeback?

Analysten drehen die Stimmung

Es ist ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für Optimismus. Weniger als 24 Stunden vor dem Quartalsbericht haben zwei gewichtige Häuser ihre Einschätzung revidiert. Rosenblatt Securities stufte das Papier von "Neutral" auf "Buy" hoch, wenngleich das Kursziel von 605 auf 560 US-Dollar gesenkt wurde.

Parallel dazu hob die Bank of America (BofA) ihr Rating von "Underperform" auf "Neutral" an. Auch hier wurde das Ziel leicht nach unten korrigiert. Die Botschaft hinter diesen Anpassungen ist deutlich: Die Experten erkennen nach dem drastischen Kursverfall der letzten Monate nun wieder Wertpotenzial. Die gesunkenen Bewertungen scheinen die Risiken mittlerweile ausreichend abzubilden, sodass der aktuelle Kurs um 399 Euro als attraktiver Einstiegspunkt gewertet wird.

Das Trauma des dritten Quartals

Die Nervosität im Markt kommt nicht von ungefähr. Der heutige Bericht steht im Schatten der massiven Enttäuschung vom 9. September. Damals verfehlte Synopsys die Prognosen deutlich, was die Aktie in den darauffolgenden Monaten um über 30 Prozent abstürzen ließ.

Die damalige Diskrepanz war gravierend:
* Gewinn pro Aktie (Q3): Gemeldet 2,30 Dollar vs. erwartet 3,75 Dollar
* Umsatz (Q3): Gemeldet 1,74 Mrd. Dollar vs. erwartet 1,77 Mrd. Dollar

Dieses Verfehlen beschädigte das Vertrauen der Investoren nachhaltig. Seit Jahresanfang liegt der Titel rund 15 Prozent im Minus und notiert deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von über 565 Euro.

Stabilisierung erwartet

Für den heutigen Abend erwartet der Marktkonsens eine Beruhigung der Geschäftslage. Analysten rechnen mit einem Umsatz von rund 2,24 Milliarden Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 2,88 Dollar. Das Erreichen dieser Marken ist essenziell, um die Vorschusslorbeeren der jüngsten Upgrades zu rechtfertigen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der geplanten Übernahme von Ansys. Hier achten Investoren besonders auf den kombinierten Auftragsbestand, der auf 9,3 bis 9,5 Milliarden Dollar geschätzt wird. Diese Kennzahl gilt als wichtiger Indikator für die langfristige Nachfrage im Bereich der elektronischen Designautomatisierung (EDA).

Sollten die heutigen Zahlen die Erwartungen erfüllen und der Ausblick stimmen, könnten die Analysten mit ihrem Timing recht behalten. Ein erneuter Fehltritt hingegen würde die mühsam aufkeimende Hoffnung auf eine Bodenbildung sofort zunichtemachen.