Sind synthetische Diamanten die Zukunft des Luxusschmucks?
Zwei große Luxusmarken meldeten 2024 deutlich höhere Gewinne, weil sie synthetische Diamanten ins Sortiment holten. Zufall? Kaum! Vieles spricht dafür, dass Laborsteine die Branche auf Dauer umkrempeln – und zwar schneller, als es manchem Diamantpuristen lieb ist.

Die Diamantwelt wackelt. Minensteine werden billiger, Nachhaltigkeit wird wichtiger, jüngere Käuferinnen stellen unbequeme Fragen nach Herkunft und CO₂‑Bilanz. Manche Hersteller mischen Laborsteine unter ihre Klassiker, andere gehen „All‑in“ und lassen die Mine links liegen. In den letzten zwölf Monaten rückte das Thema synthetische Diamanten stark in den Vordergrund – Luxuslabels wollen schließlich den Zeitgeist treffen. Laborsteine liefern Innovation, eine schicke Nachhaltigkeitsstory – und schonen den Geldbeutel der Kundinnen. Und die Kund*innen? Laut einer aktuellen Umfrage würden bereits 42 Prozent der 25‑ bis 40‑Jährigen eher einen Laborstein kaufen als einen Naturdiamanten, wenn Preis, Optik und Qualität stimmen. Dieses Stimmungsbild setzt die Branche zusätzlich unter Zugzwang.
Luxusmarken lieben den Labor‑Glanz
„Ein Labordiamant steht für Modernität und Mut“, sagt Thierry Silber von Madestones, einem der größten Händler synthetischer Diamanten in Europa. Die Fakten?
- Fred (LVMH) brachte 2023 „Audacious Blue“ heraus – ein 0,50‑Karat‑Laborstein in knalligem Blau sorgt für Wow‑Effekt und Instagram‑Likes.
- Prada und Mejuri mixen Labor‑ und Minensteine – klappt prima und lockt eine Social‑Media‑affine Zielgruppe in die Stores.
- Rund um die Place Vendôme öffnen Traditions‑Ateliers ihre Türen für Newcomer wie Mazarin (Gründung 2022), die komplett auf Labor setzen.
Designer Jean Dousset ging 2023 radikal vor: 100 % Labor, Umsatz plus 78 %. Schwergewichte wie Pandora und Swarovski machen die künstlichen Steine sogar zum Herzstück ihrer Marken.
Swarovski glänzt wieder – dank Labor!
Fünf Jahre Flaute, 2024 wieder schwarze Zahlen: Swarovski legte sechs Prozent zu, erzielte Rekorde in den USA und Österreich. Grund Nummer 1: Labordiamanten. CEO Alexis Nasard nennt das Konzept LUXignite: 130 Jahre Tradition plus moderner Kick. 2025 will das Tiroler Label mit starkem Design, Omnichannel‑Power und straffer Kostendisziplin weiter glänzen.
Pandora: Plus 14 % trotz mauem Markt
Der US‑Schmuckmarkt wuchs 2024 nur um 1,3 %. Pandora? Plus 14 %! Weltweit: plus 13 %. Die 2021 gestartete Phoenix‑Strategie formte den Charms‑Spezialisten zum Voll‑Juwelier. Bestseller: synthetische Diamanten, plus 22 %. Store‑Konzept Evoke 2.0 macht Shoppen emotional und zeigt die CO₂‑Bilanz auf einen Blick. CEO Alexander Lacik setzt auf Storytelling, digitale Tools und klaren Nachhaltigkeitskurs – ein Mix, der Pandora unter die 100 wertvollsten Marken katapultierte.
Warum greifen Kund*innen zum Laborstein?
- Werte statt nur Bling. Millennials und Gen Z wollen Ethik. Labordiamanten blitzen wie Minensteine, belasten die Umwelt weniger.
- Mehr Karat fürs Geld. Günstigerer Stein, größere Träume – simpel.
- Design ohne Grenzen. Farbe, Größe, Form? Millimetergenau planbar. Sogar knallpinke Diamanten werden bezahlbar – Social‑Media‑Hit garantiert.
Die „Aura‑Debatte“ (hat ein Laborstein dieselbe Magie?) läuft weiter. Viele Traditionsjuweliere zeigen offiziell Skepsis, basteln aber heimlich an eigenen Capsule‑Kollektionen: niedrigere Einkaufspreise bedeuten bessere Margen, und die CO₂‑Story verkauft sich. Analysen sagen: Produktionskosten pro Karat sinken in fünf Jahren um weitere 20 %. Gleichzeitig wächst die Preislücke zu vergleichbaren Minensteinen – der Value‑for‑Money‑Vorteil springt ins Auge.
Harte Zahlen zum Labor‑Boom
- Weltmarkt für synthetische Diamanten: rund 19 Mrd. US‑Dollar – Tendenz steigend.
- China und Indien produzieren aktuell mehr als 75 % aller Laborsteine.
- Jeder dritte in den USA verkaufte Verlobungsdiamant stammt inzwischen aus dem Labor.
- Prognosen sehen bis 2030 ein jährliches Wachstum von über 7 %.
Neues Story‑Futter
Kitschige Minen‑Legenden waren gestern. Heute punkten recyceltes Gold, Blockchain‑Zertifikate und knallharte CO₂‑Daten. Neonpinke Statement‑Ohrringe, personalisierte Tennisarmbänder, Diamant‑Zifferblätter für Luxusuhren – die Farbpalette aus dem Labor feuert die Fantasie an und sorgt für virale Posts.
Blick nach vorn
Der Trend weht Richtung synthetischer Diamanten. Innovation, Nachhaltigkeit, Emotion – das neue Dreigestirn der Branche. KI‑gesteuerte Kristallzucht hebt die Qualität, Transparenz‑Tools dokumentieren jeden Schritt. Hersteller tüfteln an farbenfrohen Unikaten ohne Ressourcenlimit – Fine Jewellery wird neu definiert.
Fazit
Labordiamanten wirbeln den Schmuckmarkt auf – und öffnen Mutigen die Tür zum Zukunftsgeschäft. Wer synthetische Diamanten clever nutzt, gewinnt die Herzen einer wertebewussten Generation und sichert sich einen strahlenden Vorsprung. Kurz gesagt: Der Weg nach vorn führt (auch) durchs Labor.