Der Medizintechnik-Riese steht vor dem wohl radikalsten Umbau seiner Geschichte. Jahrelang hielt der Mutterkonzern Siemens die schützende Hand über seine Tochter, doch nun wurde der Abnabelungsprozess offiziell eingeleitet. Während das Management ambitionierte Wachstumsziele für die neue Ära der Unabhängigkeit ausruft, reagiert der Markt nervös. Ist dieser Schritt der lang ersehnte Befreiungsschlag für den Aktienkurs oder droht Anlegern zunächst eine schmerzhafte Übergangsphase?

Siemens zieht sich zurück

Es ist ein Paukenschlag aus München: Die Siemens AG gibt die Kontrolle ab. Am 12. November kündigte der Industriekonzern an, seinen Anteil an Siemens Healthineers drastisch zu reduzieren. Geplant ist ein Spin-off, bei dem 30 Prozent der Anteile direkt an die Siemens-Aktionäre weitergereicht werden. Damit schrumpft die Beteiligung der Mutter von derzeit rund 67 Prozent auf nur noch 37 Prozent.

Für Healthineers bedeutet dies das Ende des "Welpenschutzes", aber auch den Gewinn echter strategischer Freiheit. Siemens-Chef Roland Busch spricht von einer "nächsten Wachstumsphase", während Healthineers-CEO Bernd Montag den Schritt als "natürlichen Weg zu einem vollständig unabhängigen Unternehmen" bezeichnet. Mittelfristig soll die Beteiligung sogar zu einer reinen Finanzinvestition degradiert werden.

Kampf gegen Volkskrankheiten als neue Strategie

Doch wohin steuert das Schiff ohne den Kapitän aus München? Auf dem Capital Markets Day in London präsentierte das Management die neue Strategie "Elevating Health Globally". Statt sich in der Breite zu verlieren, fokussiert sich das Unternehmen künftig auf die großen "Killer" der modernen Gesellschaft.

Die Ressourcen sollen gebündelt werden, um vier zentrale Krankheitsfelder zu bekämpfen:
* Krebs: Ausbau der Präzisionstherapie und Früherkennung.
* Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Stärkung der interventionellen Bildgebung.
* Schlaganfall: Verbesserung der Akutversorgung.
* Neurodegenerative Erkrankungen: Fokus auf Diagnostik und Monitoring.

Um diese Ziele zu erreichen, wird die Konzernstruktur ab 2027 radikal vereinfacht. Die Bereiche Varian, Advanced Therapies und Ultraschall verschmelzen zur neuen Einheit "Precision Therapy", während "Imaging" den Fokus auf Prävention legt.

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Ambitionen treffen auf harte Realität

Das Management geizt nicht mit großen Versprechungen: Bis 2030 soll der Umsatz in den Kerngeschäften jährlich um 6 bis 9 Prozent zulegen, der Gewinn je Aktie sogar zweistellig wachsen. Zudem will man den Schuldenberg abtragen und das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA binnen zwei Jahren von 4,2 auf 2,5 drücken.

Doch die aktuelle Marktreaktion spricht eine andere Sprache. Trotz der langfristigen Fantasie dominiert kurzfristig die Skepsis. Die Aktie markierte heute bei 41,29 € ein neues 52-Wochen-Tief. Der Kursverlust von über 15 Prozent allein in den letzten 30 Tagen zeigt deutlich, dass die Anleger die Unsicherheiten der Entflechtung derzeit stärker gewichten als die langfristigen Chancen.

Diagnostik auf dem Prüfstand: Trennung bis 2030?

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die Diagnostik-Sparte. Sie gilt seit langem als das Sorgenkind im Portfolio. CEO Montag deutete am Rande des Kapitalmarkttages unmissverständlich an, dass es hier keine Tabus mehr gibt. Es sei durchaus möglich, dass das Diagnostik-Geschäft im Jahr 2030 nicht mehr Teil der Gruppe ist.

Zwar gibt es laut Unternehmen noch keine konkreten Verkaufsgespräche, doch die Botschaft ist klar: Wer nicht performt, fliegt raus. Diese Restrukturierungsfantasie könnte mittelfristig Werte heben, sorgt kurzfristig aber für zusätzliche Unruhe im operativen Geschäft.

Die kommenden Monate werden zur Bewährungsprobe. Siemens Healthineers muss beweisen, dass die neue Freiheit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Bilanz funktioniert. Der Fall auf das Jahrestief zeigt, dass der Markt noch Überzeugungsarbeit benötigt.

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