Siemens Energy startet den letzten Handelstag des Jahres mit Rückenwind an der Börse – und mit einem offenen Konflikt im Hintergrund. Eine Gruppe aktivistischer Investoren drängt auf die Abspaltung der Windkrafttochter Siemens Gamesa, während das Management an der integrierten Konzernstruktur festhält. Entscheidet sich der Energietechnik-Spezialist für den Verbund oder für eine Zergliederung in spezialisierte Einheiten?

Aktivisten vs. Management: Zwei Strategien prallen aufeinander

Kern des Streits ist die Frage, wie der Konzernwert besser zur Geltung kommt: als integrierter Energiekonzern oder als Summe eigenständiger Sparten. Nach Berichten der Financial Times wehrt sich das Management aktuell klar gegen Forderungen, Siemens Gamesa abzuspalten.

Die aktivistischen Investoren argumentieren, dass frühere operative Probleme bei Gamesa die Profitabilität von Gas Services und Grid Technologies überdeckt haben. In ihrer Lesart zieht die Windsparte die Gesamtbewertung nach unten. Ein eigenständiger Börsenauftritt der Windaktivitäten soll den Wert der übrigen, profitableren Segmente freilegen.

Das Management setzt dagegen auf Synergien: Die Verbindung von Windenergie, Netztechnik und Gas-/Wasserstofflösungen gilt intern als zentrales Element der Wachstumsstrategie. Gerade mit Blick auf Energiewende-Projekte und grünen Wasserstoff sieht der Vorstand Vorteile einer breiten Aufstellung statt einer Aufspaltung.

Marktposition untermauert Verbundstrategie

Die Führung von Siemens Energy kann sich dabei auf aktuelle Branchenstudien stützen. Gleich mehrere heute veröffentlichte Marktberichte zeichnen ein Bild, das die Verbundstrategie stützt:

  • Siemens Energy zählt laut Coherent Market Insights zu den führenden Unternehmen im Markt für grünes Ammoniak, einem Segment mit erwarteter stark wachsender Bedeutung bis 2032.
  • Im Bereich Trockenreaktoren (Dry Reactors) für Stromnetze wird der Konzern von Intel Market Research gemeinsam mit GE Vernova und Hitachi Energy als Top-Anbieter geführt.
  • Die Wachstumsfelder reichen damit klar über das Windgeschäft hinaus und umfassen zentrale Infrastrukturkomponenten der globalen Energiewende.

Diese Positionierung zeigt, dass Siemens Energy sich nicht auf die umkämpfte Windkraftbranche beschränkt. Eine Abspaltung von Siemens Gamesa könnte nach Sicht des Managements das integrierte Angebot schwächen, das in Großprojekten von Netzausbau bis Wasserstoff entscheidend sein soll.

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Kursbild und Branchenkontext

Die Aktie hat sich im Laufe des Jahres deutlich erholt. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt das Plus bei rund 140 %, seit Jahresanfang bei knapp 139 %. Aktuell notiert der Titel bei 120,40 Euro und damit noch gut 15 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 141,84 Euro.

Einige technische Kennzahlen unterstreichen die kräftige Erholung:

  • Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt: rund +27 %
  • Abstand zum 50-Tage-Durchschnitt: rund +5 %
  • Relative Stärke (RSI, 14 Tage): deutlich im überkauften Bereich
  • 30-Tage-Volatilität: hoch, mit über 70 % annualisiert

Die Bezeichnung des Konzerns als „wiederbelebt“ in der internationalen Finanzpresse spiegelt wider, dass die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen und die Neubewertung des Geschäftsmodells auf dem Kapitalmarkt angekommen sind. Der Druck der Aktivisten setzt allerdings ein Fragezeichen hinter die künftige Struktur.

Branchenseitig ist Siemens Energy mit seiner Diskussion nicht allein. 2025 war insbesondere in Indien ein Jahr zahlreicher Abspaltungen, darunter die Platzierung von Siemens Energy India Ltd. als eigenständige Einheit im März. Dass der Mutterkonzern gleichzeitig an der Integration von Gamesa festhält, zeigt den strategischen Willen, Windkraft als Baustein eines breiteren Energieportfolios zu erhalten. Die Windbranche selbst sendet Ende 2025 wieder positivere Signale, unter anderem mit gut gefüllten Auftragsbüchern bei Wettbewerbern wie Vestas.

Die indische Siemens-Energy-Tochter notierte heute zwar leicht schwächer, doch diese Bewegung gilt als lokal getrieben und spielt in der deutschen Strukturdebatte nur eine Nebenrolle.

Was 2026 bringen muss

Für 2026 zeichnet sich ein klarer Prüfstein ab: Die anstehenden Quartalszahlen werden zeigen müssen, ob Siemens Gamesa weiterhin als Belastung auf die Bilanz wirkt oder die Integration operativ Fortschritte macht.

Sollte die Windsparte erneut schwach abschneiden, dürfte das den aktivistischen Investoren zusätzlichen Auftrieb geben, Siemens Gamesa als „Bewertungsanker“ vom Rest des Konzerns zu lösen. Gelingt es hingegen, die Profitabilität im Windgeschäft sichtbar zu verbessern, stärkt das die Argumentation des Managements für den integrierten Verbund.

Charttechnisch geht es nun darum, ob die starke Erholung oberhalb der gleitenden Durchschnitte verteidigt werden kann, ohne von der Strukturdebatte ausgebremst zu werden. 2026 wird damit zu einem Jahr, in dem sich entscheidet, ob Siemens Energy seine Turnaround-Geschichte mit einer breiten Konzernstruktur fortschreibt oder doch dem zunehmenden Druck zur Zergliederung nachgeben muss.

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