RWE sortiert sein Windkraft-Portfolio neu – und setzt klar auf große, margenträchtige Projekte. Mit der Genehmigung für den Offshore-Windpark „Five Estuaries“ in Großbritannien und dem gleichzeitigen Verkauf eines kleineren Projekts in Polen zeigt der Konzern, worauf es ihm wirklich ankommt: Kapital dorthin zu lenken, wo am meisten Wert entsteht.

Großprojekt in UK nimmt Hürde

Im britischen Kernmarkt hat das „Department for Energy Security and Net Zero“ die entscheidende Genehmigung für „Five Estuaries“ in der südlichen Nordsee erteilt. Damit ist die größte regulatorische Hürde aus dem Weg geräumt.

Die wichtigsten Eckdaten des Projekts:

  • Kapazität: 1,1 Gigawatt geplante Leistung
  • Versorgung: Strombedarf von rechnerisch über einer Million britischer Haushalte
  • Standort: Erweiterung des bestehenden Windparks „Galloper“, rund 37 Kilometer vor der Küste von Suffolk
  • Struktur: Konsortium unter Führung von RWE (33,33 %) mit Macquarie (25 %), ESB (20,83 %) und Sumitomo (20,83 %)

Mit der erteilten Development Consent Order (DCO) kann das Konsortium nun die finale technische Auslegung der bis zu 79 Windturbinen vorantreiben. Parallel bereitet sich RWE auf die kommenden britischen CfD-Auktionen (Contracts for Difference) vor, die für eine langfristig planbare Erlösbasis entscheidend sind. Genau hier entscheidet sich, wie attraktiv das Projekt wirtschaftlich wird.

Verkauf in Polen als Kapitalrotation

Fast zeitgleich meldete RWE den Verkauf des kleineren Offshore-Windprojekts „F.E.W. Baltic II“ in der polnischen Ostsee. Das Projekt mit 350 Megawatt in einem noch frühen Entwicklungsstadium geht an den polnischen Versorger PGE.

Der Schritt wird als klassische Kapitalrotation interpretiert: RWE trennt sich von Randprojekten oder frühen Entwicklungsphasen, um finanzielle Ressourcen für Großprojekte wie „Five Estuaries“ oder das „Nordseecluster“ freizumachen. Zugleich betont der Konzern, in Polen mit mehr als 660 Megawatt an Onshore-Wind- und Solar-Kapazitäten weiterhin substanziell vertreten zu bleiben.

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Die Botschaft: Rückzug aus einem Einzelprojekt bedeutet keinen Rückzug aus dem Markt, sondern eine Fokussierung auf die rentabelsten Bausteine im Portfolio.

Qualität vor Quantität – Strategische Linie

Die Kombination aus UK-Großprojekt und polnischem Verkauf verdeutlicht die Linie des Managements unter CEO Markus Krebber: Nicht jedes Projekt wird zwingend bis zum Bau im eigenen Buch gehalten. Stattdessen steht die Optimierung der Kapitalallokation im Vordergrund – „Qualität vor Quantität“.

  • RWE bündelt Mittel in großen, strategisch wichtigen Offshore-Projekten
  • Frühe oder kleinere Vorhaben dienen zunehmend als Finanzierungsquelle
  • Die Projektpipeline soll nicht nur voll, sondern vor allem werthaltig sein

Im Branchenvergleich zahlt das auf das Profil von RWE ein. Während einige Wettbewerber mit steigenden Kapitalkosten und Verzögerungen bei Offshore-Projekten ringen, signalisiert der Fortschritt in Großbritannien, dass RWE seine Pipeline weiter konkretisiert. Gleichzeitig unterstreicht die britische Regierung mit der Genehmigung ihren Willen, den Ausbau der Erneuerbaren trotz eines herausfordernden Zins- und Inflationsumfelds zu beschleunigen.

Kursentwicklung und Analystensicht

An der Börse kam die strategische Klarheit gut an. Am Freitag schloss die Aktie bei 44,43 Euro, ein Plus von 1,46 % gegenüber dem Vortag. Nach der starken Entwicklung seit Jahresbeginn – rund 50 % Kursplus – wirkt der Titel auf diesem Niveau stabilisiert; der Abstand zum 52‑Wochen-Hoch bei 46,75 Euro bleibt moderat.

Charttechnisch bewegt sich die Aktie damit oberhalb wichtiger Durchschnittslinien: Der Schlusskurs liegt rund 2,5 % über dem 50‑Tage-Durchschnitt und deutlich über der 200‑Tage-Linie. Das unterstreicht den anhaltend positiven Trend, ohne dass der Relative-Stärke-Index (RSI) mit knapp 60 bereits auf eine überhitzte Situation hinweist.

Auch von Analystenseite gab es Rückenwind. Sowohl JPMorgan (Kursziel 51 Euro) als auch die Deutsche Bank (Kursziel 50 Euro) bestätigten ihre positiven Einschätzungen und werten die Genehmigung von „Five Estuaries“ als Bestätigung der langfristigen Wachstumsstory von RWE im Bereich Erneuerbare Energien.

Ausblick: Nächste Etappen klar definiert

Operativ richtet sich der Blick nun auf die nächsten Meilensteine. Für „Five Estuaries“ steht nach der Genehmigung die finale Investitionsentscheidung an, die maßgeblich von den Ergebnissen der CfD-Auktionen und einem tragfähigen Business Case abhängt. Parallel wird der polnische Verkauf voraussichtlich in den vorläufigen Jahreszahlen 2025 sichtbar, wo sich der Buchgewinn aus der Transaktion niederschlagen dürfte.

Kurzfristig bleibt aus Marktsicht die 44‑Euro-Zone eine wichtige Haltemarke. Gelingt es der Aktie, das aktuell erreichte Niveau in der verkürzten Weihnachtswoche zu behaupten oder auszubauen, rückt der von mehreren Häusern genannte Bereich um 50 Euro als nächstes realistisches Ziel in den Fokus.

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