Totgesagte leben länger? Die RTL-Aktie sendet kurz vor dem Wochenende ein deutliches Lebenszeichen und widersetzt sich der fundamentalen Skepsis. Während Analysten wegen des schwächelnden Werbemarktes warnen, spricht der Chart plötzlich eine ganz andere Sprache. Ist das die langersehnte Wende oder laufen Anleger gerade in eine Falle?

Bullen schlagen zurück

Der Freitag brachte Versöhnung für die zuletzt geplagten Aktionäre. Mit einem Schlusskurs von 34,05 Euro gelang dem Medienkonzern nicht nur ein versöhnlicher Wochenausklang, sondern ein konkreter technischer Befreiungsschlag. Das Papier durchbrach die viel beachtete 38-Tage-Linie nach oben – in der Charttechnik oft das erste Signal für eine kurzfristige Trendwende.

Nach Wochen des zermürbenden Seitwärtstrends haben die Käufer damit zumindest taktisch das Ruder übernommen. Der unmittelbare Verkaufsdruck scheint gewichen, die Aktie kann wieder atmen. Doch die Situation bleibt fragil, denn der eigentliche Endgegner wartet erst noch.

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Die 200-Tage-Barriere

Trotz des kurzfristigen Erfolgs mahnt das langfristige Bild zur Vorsicht. Der Kurs steuert nun direkt auf einen massiven Widerstand zu: den 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 34,24 Euro. Der Abstand zu dieser entscheidenden Marke ist minimal.

Gelingt den Bullen in den kommenden Tagen der Sprung über diese Hürde, würde sich das charttechnische Bild dramatisch aufhellen. Scheitert der Angriff jedoch, könnte sich die aktuelle Erholung schnell als klassische "Bullenfalle" entpuppen. Die Luft wird in diesem Bereich extrem dünn.

Warnschüsse der Analysten

Die charttechnische Euphorie trifft auf eine nüchterne fundamentale Realität. Im November korrigierten mehrere Analystenhäuser ihre Erwartungen deutlich nach unten. Der Grund: Die schleppende Erholung des europäischen TV-Werbemarktes drückt auf die Stimmung.

Experten von UBS und Bernstein sehen die faire Bewertung teilweise nur noch bei 29 oder 30 Euro – also deutlich unter dem aktuellen Kursniveau. Diese Diskrepanz zwischen optimistischem Chartsignal und pessimistischer fundamentaler Bewertung erzeugt ein Spannungsfeld, das Anleger genau im Auge behalten müssen. Die kommenden Handelstage werden zeigen, ob die technische Dynamik ausreicht, um die fundamentale Schwerkraft zu überwinden.

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