FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag knapp
unter seinem Rekordhoch an Schwung verloren. Zur Mittagszeit war er
noch bis auf 23.887 Punkte geklettert und hatte sich seiner erst
wenige Tage alten Bestmarke genähert. Letztlich gab er aber einen
Teil seiner Kursgewinne ab und schloss noch 0,30 Prozent höher bei
23.767,43 Punkten. US-Konjunkturdaten dämpften die Stimmung leicht.
Die Preise importierter Güter waren im April überraschend wieder
etwas gestiegen.
Anfang der Woche hatte eine Annäherung zwischen den USA und China im
Zollkonflikt den Dax erstmals bis auf 23.911 Punkte getrieben.
Seitdem konnte sich der deutsche Leitindex der runden Marke von
24.000 Zählern aber nicht weiter nähern. "In den vergangenen
Handelswochen waren die Wochenenden oft kritisch für nicht
vorhersehbare Überraschungen", schrieb Marktbeobachter Andreas
Lipkow. Am Freitag sei deshalb der eine oder andere Investor doch
noch nervös geworden und habe Kursgewinne mitgenommen.
Trotzdem hat der Dax auf Wochensicht gut 1 Prozent zugelegt und
konnte damit die fünfte Gewinnwoche in Folge feiern. Das Jahresplus
beträgt mehr als 19 Prozent. "Gerade in den vergangenen Tagen wurden
Anleger mit positiven Nachrichten verwöhnt: erste Deals im
Handelsstreit, robuste US-Konjunkturdaten, rückläufige
Inflationsdaten, Ukraine-Verhandlungen und eine Berichtssaison, die
selbst optimistische Erwartungen übertroffen hat", resümierten die
Experten von Index-Radar.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann vor dem
Wochenende 0,21 Prozent auf 29.887,68 Zähler. Die runde
30.000-Punkte-Marke leistete dem Index der mittelgroßen deutschen
Werte im Handelsverlauf erneut Widerstand. Seit Jahresbeginn hat er
sich aber fast genauso stark entwickelt wie der Dax.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,29
Prozent im Plus bei 5.427,53 Punkten. Die Börsen in London und
Zürich meldeten noch etwas größere Gewinne. In New York war der
Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen
Handelsschluss genau wie der technologielastige Nasdaq 100
kaum verändert.
Auf Unternehmensseite rückte der geplante Erwerb von mehr 1&1
-Anteilen durch den Mutterkonzern United Internet
in den Fokus. Dieser will den Anteil am
Mobilfunkbetreiber von 81 auf bis zu 90 Prozent erhöhen und bietet
18,50 Euro für die dafür notwendigen Aktien. Der 1&1-Kurs sprang mit
bis zu 18,90 Euro zeitweise darüber und stieg letztlich um rund ein
Fünftel auf 18,50 Euro.
Der DZ-Bank-Experte Karsten Oblinger zeigte sich in einem ersten
Kommentar recht überrascht von dem Vorhaben, auf das auch die
Anleger von United Internet sehr erfreut reagierten. Obwohl die
Aktien des Internet- und Telekomkonzerns mit Dividendenabschlag
gehandelt wurden, legten sie um 5,3 Prozent zu.
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge prüft Bayer
in den Vereinigten Staaten ein kompliziertes
rechtliches Verfahren, um Glyphosat-Schadenersatzklagen mittels
Insolvenz der 2018 übernommenen Monsanto aus der Welt zu schaffen.
Dafür gibt es aber hohe juristische Hürden und zudem sind die
Spekulationen nicht ganz neu. Die Aktien setzten ihre Erholung
zeitweise mit einem Plus von 3,3 Prozent fort, gingen am Ende aber
kaum verändert ins Wochenende.
Gut blieb die Stimmung vor allem im Rüstungssektor. Anleger glauben
offenbar bisher nicht so recht an Fortschritte bei den
Friedensgesprächen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul. Am
Freitag wurden die Auftaktverhandlungen nach anderthalb Stunden
beendet. Bisher haben sich die beiden Kriegsparteien lediglich auf
einen großen Gefangenenaustausch geeinigt.
Die Aktien von Renk legten um 7,7 Prozent zu und
verbuchten nach einigen Tagen Pause erneut einen Rekord.
JPMorgan-Experte David Perry stufte die Aktien auf "Overweight" hoch
und begründete dies mit den enorm starken Umsatzaussichten des
Panzergetriebe-Herstellers. Für Hensoldt ging es um
1,5 Prozent aufwärts. Rheinmetall waren mit einem
Plus von 2,4 Prozent Spitzenreiter im Dax.
Bei Borussia Dortmund freuten sich Fans und Anleger
auf das Saisonfinale, das dem Fußballclub am Wochenende in letzter
Minute noch eine Chance zur Teilnahme an der lukrativen Champions
League gewährt. Der Kurs der Aktien war schon am Vortag noch oben
gesprungen und schaffte es nun mit einem Plus von 3,4 Prozent
erstmals seit gut einem Jahr wieder über die 4-Euro-Marke./niw/he
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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