Kurz vor Jahresende meldet Rheinmetall gleich zwei strategisch wichtige Deals – einen Rekordauftrag für Soldatenelektronik und einen Ausbau der Aktivitäten im Weltraum-Sektor. Operativ läuft es damit besser denn je, an der Börse tritt der Kurs jedoch auf der Stelle. Wie gut passt diese Auftragsflut noch zur inzwischen sehr hohen Bewertung?

Rekordauftrag mit langer Laufzeit

Die Bundeswehr hat den ersten großen Festabruf aus dem bestehenden Rahmenvertrag für Laser-Licht-Module ausgelöst. Es geht um das Modell „LLM-VarioRay“ für das neue Sturmgewehr der Truppe – ein Kernelement moderner Soldatenausrüstung.

Die Eckdaten des Deals:

  • Volumen: rund 250 Millionen Euro Netto-Auftragswert
  • Umfang: zunächst 130.000 Geräte, Option auf bis zu 250.000 Stück
  • Laufzeit: Auslieferung über etwa sieben Jahre
  • Bedeutung: größter Einzelauftrag in der Geschichte von Rheinmetall Soldier Electronics in Stockach

Die Mittel wurden bereits Anfang Dezember vom Haushaltsausschuss freigegeben. Der Auftrag sichert damit nicht nur die Auslastung der Elektronik-Tochter, sondern stärkt auch die Planungssicherheit für mehrere Jahre.

Parallel baut Rheinmetall seine High-Tech- und Software-Schiene aus. Am Montag wurde ein Technologie-Liefervertrag mit dem polnischen Deep-Tech-Unternehmen SATIM unterzeichnet. SATIM liefert KI-gestützte Analysen von SAR-Satellitenbildern (Synthetic Aperture Radar). Diese Daten fließen in das Programm SPOCK-1 ein, über das Rheinmetall zusammen mit ICEYE Space Solutions der Bundeswehr hochauflösende Aufklärungskapazitäten im All bereitstellt.

Auftragsflut im Rücken

Der LLM-Vertrag steht nicht isoliert. Erst am 19. Dezember hatte das Gemeinschaftsunternehmen ARTEC, an dem Rheinmetall und KNDS beteiligt sind, einen weiteren Großauftrag erhalten. Es geht um 84 Radhaubitzen des Typs RCH155 mit einem Volumen von rund 1,2 Milliarden Euro. Rheinmetall liefert dabei zentrale Komponenten wie Waffenanlagen und Elektronik.

Damit bestätigt sich der Trend der vergangenen Monate: Der Auftragsbestand wächst kräftig und umfasst inzwischen Volumina, die Umsätze bis weit in das nächste Jahrzehnt absichern dürften. Neben klassischer Hardware wie Artilleriesystemen rücken margenstärkere Bereiche wie Sensorik, Elektronik und Satellitenaufklärung stärker in den Vordergrund. Genau hier setzen die Kooperation mit SATIM und das SPOCK-1-Programm an.

Kursentwicklung: Stärke mit ersten Ermüdungszeichen

Trotz der positiven Nachrichten gab die Aktie gestern leicht nach und schloss bei 1.541,50 Euro. Nach einem Anstieg von rund 155 % seit Jahresanfang und knapp 148 % auf Sicht von zwölf Monaten wirkt eine Zwischenpause nachvollziehbar. Der Titel notiert damit etwa 22 % unter seinem 52‑Wochen-Hoch von 1.995 Euro, bleibt aber klar über dem Tief von 603,60 Euro vom Jahresbeginn.

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Charttechnisch zeigen sich erste Ermüdungssignale:

  • Der Kurs liegt rund 5 % unter dem 50‑Tage-Durchschnitt (1.622,76 Euro)
  • Der Abstand zum 200‑Tage-Durchschnitt (1.682,30 Euro) beträgt etwa -8 %
  • Der RSI auf 14‑Tage-Basis notiert mit 83,7 im überkauften Bereich

Hinzu kommt eine annualisierte 30‑Tage-Volatilität von knapp 49 %, die die starke Schwankungsintensität unterstreicht. Marktbeobachter sprechen vor diesem Hintergrund von Gewinnmitnahmen nach dem außergewöhnlich starken Jahr 2025 und einer typischen „Sell the News“-Reaktion auf gute Nachrichten.

Bewertungsseitig ist der Titel mit einem KGV von über 80 anspruchsvoll. Die hohe Multiplikation wird im Markt derzeit vor allem mit dem dynamischen Wachstum, dem enormen Auftragsbestand und der Ausweitung in technologiegetriebene Geschäftsfelder begründet.

Strategische Position im Verteidigungsboom

Rheinmetall profitiert direkt vom globalen Verteidigungs-Boom. Allein Europa hat 2025 rund 180 Milliarden US‑Dollar in Verteidigung investiert. Während Konzerne wie Schaeffler erst beginnen, den Einstieg in den Verteidigungssektor mit Umsatzzielen im Milliardenbereich vorzubereiten, spielt Rheinmetall bei Volumen und technologischer Tiefe bereits in einer eigenen Liga.

Der Konzern ist in der sogenannten „Super-Zyklus“-Phase der Wiederbewaffnung breit aufgestellt: von klassischer Munition über Fahrzeuge bis hin zu Elektronik, Software und nun auch Weltraum-Aufklärung. Die Verlagerung hin zu High-Tech-Lösungen wie KI-gestützten Satellitendaten erhöht die Margenperspektive und stärkt die Wettbewerbsposition gegenüber neuen Marktteilnehmern.

Risiken verschwinden damit jedoch nicht. Zum einen deuten charttechnische Muster auf eine mögliche Doppeltop-Bildung hin, sollte die Marke um 1.500 Euro deutlicher und dauerhaft unterschritten werden. Zum anderen könnte die Abarbeitung der großen Projekte ab etwa 2027 durch Lieferkettenengpässe oder Implementierungsrisiken unter Druck geraten, wenn die Auslieferungen ihren Höhepunkt erreichen.

Konkreter Ausblick auf 2026

Der Blick richtet sich nun auf den Jahresstart 2026. Ein wichtiger Termin ist der 8. Januar 2026: Auf dem Oddo BHF Forum könnten weitere Details zur mittelfristigen Guidance und zur Umsetzung der Wachstumsstrategie folgen.

Kurzfristig bleibt entscheidend, ob der Kurs das Niveau über 1.500 Euro behaupten kann oder ob eine tiefere technische Korrektur einsetzt. Fundamentale Basis der Story sind die jüngst gemeldeten Großaufträge im Hardware-Bereich und der Ausbau der Software- und Space-Aktivitäten. Das Management hält an einem klar formulierten Ziel fest: Bis 2030 soll der Umsatz auf rund 50 Milliarden Euro steigen – die jüngsten Deals zahlen direkt auf dieses ambitionierte Wachstumsszenario ein.

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