Redcare Pharmacy- vs. DocMorris-Aktie: E-Rezept-Goldgräberstimmung in Deutschland

In der Arena der europäischen Online-Apotheken stehen sich zwei Schwergewichte gegenüber: Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke Europe) und DocMorris. Beide Unternehmen kämpfen um die Vorherrschaft in einem Markt, der durch die Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) in Deutschland revolutioniert wird. Während Redcare Pharmacy in den letzten Quartalen mit beeindruckendem Wachstum und operativer Stärke glänzte, durchläuft DocMorris eine tiefgreifende Transformation, um sich voll auf den deutschen Markt zu konzentrieren. Für Anleger stellt sich die Frage, welches Geschäftsmodell sich in diesem dynamischen Umfeld als nachhaltig erfolgreicher erweisen wird.
Die jüngsten Nachrichten beider Kontrahenten, insbesondere die Halbjahreszahlen, zeichnen ein differenziertes Bild und erfordern eine genaue Analyse. DocMorris meldete für das erste Halbjahr 2025 einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von 10,2 %, verfehlte jedoch die Markterwartungen. Besonders das Wachstum im wichtigen deutschen Rezeptgeschäft blieb hinter dem des Hauptkonkurrenten zurück. Analysten reagierten prompt, wobei Berenberg das Kursziel senkte und prognostizierte, dass DocMorris länger als erhofft unprofitabel bleiben wird. Demgegenüber steht Redcare Pharmacy, das für das erste Halbjahr 2025 ein beeindruckendes Umsatzwachstum von 27,2 % meldete und seine Jahresprognose bekräftigte, was das Vertrauen des Managements in die eigene Strategie unterstreicht.
Wer hat das überzeugendere Geschäftsmodell?
Auf den ersten Blick ähneln sich die Geschäftsmodelle von Redcare Pharmacy und DocMorris. Beide vertreiben rezeptfreie (OTC) und rezeptpflichtige (Rx) Medikamente sowie Kosmetik- und Pflegeprodukte über ihre Online-Plattformen. Die strategische Ausrichtung zeigt jedoch deutliche Unterschiede.
Redcare Pharmacy verfolgt einen breiteren europäischen Ansatz und ist in sieben Ländern aktiv, darunter Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Das Unternehmen profitiert von seiner starken Marke und einer wachsenden Kundenbasis, die im zweiten Quartal 2025 auf 13,5 Millionen angestiegen ist. Die Strategie zielt darauf ab, als "One-Stop-Pharmacy" zu fungieren, die ein breites Produktsortiment anbietet und durch eine effiziente Logistik sowie einen starken Kundenservice überzeugt. Dieser diversifizierte Ansatz reduziert die Abhängigkeit von einem einzelnen Markt.
DocMorris hat sich nach dem Verkauf seines Schweizer Geschäfts strategisch neu ausgerichtet und fokussiert sich nun fast ausschließlich auf den deutschen Markt. Das Ziel ist der Aufbau eines umfassenden Gesundheits-Ökosystems, das neben der Online-Apotheke auch Telemedizin-Dienstleistungen über die Tochtergesellschaft TeleClinic und weitere digitale Gesundheitslösungen umfasst. Diese Fokussierung ist sowohl eine Chance als auch ein Risiko: Gelingt es DocMorris, den deutschen E-Rezept-Markt zu dominieren, ist das Potenzial enorm. Jedwede regulatorische oder marktseitige Hürde in Deutschland trifft das Unternehmen jedoch ungleich härter als den breiter aufgestellten Konkurrenten.
Finanzielle Kennzahlen im direkten Vergleich
Der Blick auf die Finanzen offenbart die unterschiedliche Verfassung der beiden Unternehmen. Redcare Pharmacy hat in den letzten Perioden eine deutlich stärkere Wachstumsdynamik und eine bessere Profitabilität an den Tag gelegt.
Kennzahl | Redcare Pharmacy | DocMorris |
---|---|---|
Umsatz H1 2025 | 1,4 Mrd. EUR | 572,1 Mio. CHF |
Umsatzwachstum H1 2025 | +27,2 % | +10,2 % (währungsbereinigt) |
Rx-Wachstum Deutschland H1 2025 | +155 % | +43,5 % |
adj. EBITDA H1 2025 | 27,2 Mio. EUR | -28,8 Mio. CHF |
Prognose adj. EBITDA FY 2025 | 2 % bis 2,5 % Marge | -35 Mio. bis -55 Mio. CHF |
Aktive Kunden | 13,5 Millionen | 10,5 Millionen |
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Redcare wächst in allen Bereichen deutlich schneller, insbesondere im hochlukrativen deutschen Rezeptgeschäft. Während Redcare bereits eine positive bereinigte EBITDA-Marge ausweist und diese weiter steigern will, schreibt DocMorris auf operativer Ebene weiterhin Verluste und peilt den Break-even für das Jahr 2026 an.
Wer fängt den E-Rezept-Wurm?
Das Rennen um die Marktanteile beim deutschen E-Rezept ist in vollem Gange und die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass Redcare derzeit die Nase vorn hat. Im ersten Halbjahr 2025 konnte Redcare seinen Rx-Umsatz in Deutschland um beeindruckende 155 % auf 222 Millionen Euro steigern. DocMorris verzeichnete im selben Zeitraum zwar ebenfalls ein starkes Wachstum von 43,5 %, blieb aber deutlich hinter dem Konkurrenten zurück.
Die jüngsten Nachrichten von DocMorris waren für den Markt eine Enttäuschung. Die Halbjahreszahlen zeigten ein schwächer als erwartetes Wachstum bei den Rezeptverkäufen, was die Aktie unter Druck setzte. Analysten kritisierten, dass das Wachstumstempo nicht ausreicht, um die fortgesetzten Investitionen zu rechtfertigen. Positiv zu vermerken ist, dass die gematik die Zulassung für die CardLink-Lösung von DocMorris bis Januar 2027 verlängert hat und ein Gerichtsurteil die Zulässigkeit von Rezept-Boni bestätigte, was die Wettbewerbsposition stärkt.
Redcare Pharmacy konnte hingegen mit der Bestätigung seiner Prognose für 2025 punkten. Das Unternehmen erwartet weiterhin ein Umsatzwachstum im Bereich von 20 % bis 30 % und eine positive bereinigte EBITDA-Marge zwischen 2 % und 2,5 %. Dies signalisiert Stabilität und Verlässlichkeit in einem ansonsten volatilen Marktumfeld.
Wer hat die bessere Vision?
Beide Unternehmen setzen auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens als zentralen Wachstumstreiber. Ihre Strategien zur Erschließung dieses Potenzials unterscheiden sich jedoch grundlegend.
DocMorris' Vision eines integrierten Gesundheits-Ökosystems ist ambitioniert. Die Verknüpfung von Online-Apotheke mit Telemedizin (TeleClinic verzeichnete ein Wachstum von über 150 %) könnte Synergien schaffen und die Kundenbindung erhöhen. Die Umsetzung ist jedoch kapitalintensiv und komplex. Die jüngst durchgeführte Kapitalerhöhung verschafft finanzielle Luft, aber der Druck, Ergebnisse zu liefern, steigt. Das Unternehmen muss beweisen, dass es die hohen Marketingausgaben in nachhaltiges, profitables Wachstum umwandeln kann.
Redcare Pharmacy verfolgt eine fokussiertere, aber nicht weniger ehrgeizige Strategie. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Skalierung seines Kerngeschäfts in mehreren europäischen Märkten. Durch Effizienzsteigerungen in Logistik und Marketing sowie eine konsequente Expansion der Kundenbasis will Redcare seine Marktführerschaft ausbauen. Die starke Performance im E-Rezept-Geschäft zeigt, dass dieser Ansatz Früchte trägt. Langfristig strebt das Unternehmen eine bereinigte EBITDA-Marge von über 8 % an, was auf ein starkes Vertrauen in die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells hindeutet.
Chancen und Risiken im Überblick
Redcare Pharmacy | DocMorris | |
---|---|---|
Chancen | Starke Wachstumsdynamik & Marktführerschaft beim E-Rezept Geografische Diversifikation in 7 europäischen Ländern Bewiesene Fähigkeit, profitabel zu wachsen Hohe Kundenzufriedenheit und wachsende Kundenbasis |
Starker Fokus auf den großen deutschen E-Rezept-Markt Potenzial durch Aufbau eines Gesundheits-Ökosystems (inkl. Telemedizin) Kürzlich gestärkte Kapitalbasis Turnaround-Potenzial bei erfolgreicher Strategieumsetzung |
Risiken | Wachsender Wettbewerb im Online-Handel, auch durch neue Player wie dm Regulatorische Änderungen in verschiedenen europäischen Märkten Hohe Bewertung erfordert fortgesetztes starkes Wachstum Margin-Druck durch Preiskampf |
Starke Abhängigkeit vom Gelingen der E-Rezept-Einführung in Deutschland Anhaltende Verluste und negativer Cashflow Geringeres Wachstumstempo als der Hauptkonkurrent Risiko der Verwässerung durch zukünftige Kapitalmaßnahmen |
Momentum-Champion gegen Turnaround-Wette
Das Duell zwischen Redcare Pharmacy und DocMorris ist mehr als nur ein Wettbewerb zweier Online-Apotheken; es ist ein Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher strategischer Ansätze.
Redcare Pharmacy präsentiert sich als der Momentum-Champion. Das Unternehmen liefert beeindruckende Wachstumszahlen, gewinnt Marktanteile im entscheidenden E-Rezept-Segment und hat den Weg zur Profitabilität bereits eingeschlagen. Die breite europäische Aufstellung sorgt für Stabilität. Für Anleger, die auf einen bewährten Marktführer mit klarem Wachstumspfad setzen, erscheint Redcare als die solidere Wahl.
DocMorris ist hingegen eine klassische Turnaround-Wette. Nach einer radikalen Neuausrichtung setzt das Unternehmen alles auf eine Karte: den deutschen Markt und das E-Rezept. Die jüngsten Zahlen haben die Zweifel an der Umsetzungsgeschwindigkeit der Strategie genährt, und der Weg zur Profitabilität ist noch weit. Gelingt der Turnaround jedoch, ist das Aufholpotenzial aufgrund der aktuell niedrigeren Bewertung erheblich. Diese Aktie richtet sich eher an risikofreudige Investoren, die an das Potenzial des fokussierten Gesundheits-Ökosystems glauben und bereit sind, auf die Umsetzung der Vision zu warten.
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