Der deutsche Online-Apothekenmarkt bekommt einen Schwergewichtskonkurrenten: dm steigt mit „dm-med“ offiziell ins Geschäft mit rezeptpflichtigen und OTC-Arzneimitteln ein. Für Redcare Pharmacy bedeutet das mehr Wettbewerb in einem ohnehin margenempfindlichen Umfeld. Spannend wird nun, ob das Unternehmen seine Preise stabil halten kann oder auf die aggressive Niedrigpreis-Strategie von dm reagieren muss.

dm-med startet – UBS bleibt gelassen

Auslöser der aktuellen Diskussion ist der gestrige Start von dm-med, dem neuen Online-Apothekenangebot der Drogeriekette dm. Damit wird aus einem lange erwarteten Szenario Realität: Ein etablierter Filialriese greift den bisher dominierenden Online-Anbietern frontal an.

In einer heutigen Studie bewertet UBS diesen Schritt und die Folgen für Redcare. Analyst Olivier Calvet bestätigt seine Einstufung „Neutral“ und belässt das Kursziel bei 74 Euro. Er spricht von einem „lang erwarteten Markteintritt“ und verweist darauf, dass Redcare im vierten Quartal deutlich aktiver gewesen sei als Konkurrent DocMorris – offenbar, um Kundenbindung und Marktposition vor dem dm-Start zu stärken.

Kernfrage aus Sicht von UBS: Muss Redcare seine Preispolitik anpassen? dm-med setzt auf ein Konzept „permanenter Niedrigpreise“ und bietet rund 2.500 apothekenexklusive Produkte an. Verschickt wird aus einem Logistikzentrum im tschechischen Bor – ein grenzüberschreitendes Modell, das der Struktur von Redcare ähnelt.

Kursseitig zeigt sich der Markt bislang relativ ruhig. Die Aktie hat sich zuletzt knapp über 63 Euro stabilisiert, liegt damit aber weiterhin deutlich mehr als 50 Prozent unter ihrem 52‑Wochen-Hoch – ein Zeichen dafür, dass viel Skepsis bereits im Kurs steckt.

Expansion in Tschechien und neuer CFO

Parallel zum dm-Start arbeitet Redcare an der eigenen Aufstellung. Bereits am 11. Dezember hat das Unternehmen eine neue Online-Apotheken-Einheit in Tschechien eröffnet, die speziell den österreichischen Markt bedienen soll. Ziel ist es, Lieferzeiten in der DACH-Region zu verkürzen und die Logistik effizienter zu machen – ein wichtiger Punkt, wenn der Preisdruck zunimmt und jeder Prozentpunkt Marge zählt.

Auf der Finanzseite hat sich die Führungsriege ebenfalls verändert. Seit dem 1. Dezember verantwortet Hendrik Krampe als neuer CFO die Zahlen. Er bringt E‑Commerce-Erfahrung aus Führungspositionen bei Amazon und eBay mit. Von ihm wird erwartet, dass er Skalierung und Cashflow in den Vordergrund stellt, während gleichzeitig Investitionen in Marketing und Infrastruktur nötig bleiben, um im Wettbewerb mit dm und DocMorris zu bestehen.

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Strukturwandel im Markt

Mit dem Einstieg von dm verschärft sich der Wettbewerb strukturell. Bisher teilten sich vor allem Redcare (vormals Shop Apotheke) und DocMorris das Feld der grenzüberschreitenden Online-Apotheken für deutsche Kunden. dm bringt nun eine andere Ausgangslage mit: Millionen Stammkunden in den Filialen, eine etablierte App und eine starke Marke im Massenmarkt.

Das wirkt sich direkt auf zentrale Kennzahlen aus:
- Kundenakquise-Kosten: Ein großer Teil des Traffics könnte bei dm über bestehende Kundenkanäle laufen, was die Marketingaufwendungen je Neukunde potenziell senkt – ein Nachteil für reine Online-Anbieter.
- Warenkorbgröße: Wenn Kunden Arzneimittel mit Drogerieprodukten kombinieren, könnten durchschnittliche Bestellwerte steigen – ein Hebel, den Redcare in dieser Form nicht hat.
- Margendruck: Niedrigpreis-Strategien setzen die Branche unter Druck, Rabatte und Aktionen könnten sich häufen.

Die vergleichsweise ruhige Reaktion der Redcare-Aktie deutet darauf hin, dass der dm-Einstieg nicht überraschend kam. Die Volatilität der letzten Tage im Vorfeld des Launches zeigt aber, dass der Markt sensibel auf erste Hinweise zur tatsächlichen Kundenwanderung reagieren dürfte.

Blick auf Q4 und zentrale Stellschrauben

Entscheidend wird nun, was Redcare im anstehenden Q4-Update Anfang Januar 2026 berichtet. Besonders im Fokus stehen dann drei Kennzahlen:

  • Customer Acquisition Costs (CAC): Ob die Marketingausgaben im Dezember deutlich angezogen haben, um dm den Start zu erschweren.
  • Wachstum aktiver Kunden: Ob Redcare trotz des neuen Wettbewerbers weiter zulegen kann, insbesondere im rezeptpflichtigen Bereich.
  • Bruttomarge: Ob Preisaktionen oder Gegenangebote schon jetzt auf die Marge drücken.

Technisch bleibt die Zone um 62 Euro eine wichtige Unterstützung. Solange diese Marke hält und UBS mit einem deutlich höheren Kursziel von 74 Euro im Markt steht, dürfte der nächste Kursimpuls vor allem von den harten Daten im Januar abhängen – insbesondere davon, ob sich erste Auswirkungen des dm-Einstiegs bereits in Kosten, Wachstum und Margen niederschlagen.

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