Petrobras steht zum Jahresende im Spannungsfeld zwischen Konflikt und Klarheit. Auf der einen Seite zieht sich der Arbeitskampf mit einer wichtigen Gewerkschaft in eine juristische Phase. Auf der anderen Seite hat der Konzern die Dividendenhöhe und die Struktur der Ausschüttung präzise festgezurrt und zudem eine Anleihe von der NYSE genommen. Wie wirkt sich dieses Paket aus Arbeitsrisiko, Ausschüttung und Schuldenabbau auf das Bild der Aktie aus?

Arbeitskonflikt spitzt sich juristisch zu

Kern des operativen Risikos ist der fortgesetzte Streik in Teilen des Konzerns. Zwar hat der Vorstand der Dachgewerkschaft FUP das Gegenangebot von Petrobras akzeptiert. Die einflussreiche Gewerkschaft Sindipetro-NF, die rund 25.000 Beschäftigte vertritt, hat dieses Angebot jedoch am 26. Dezember abgelehnt.

Besonders heikel: Betroffen ist unter anderem das Campos-Becken, ein zentrales Offshore-Fördergebiet. Dort wird der Ausstand nicht ausgesetzt, sondern weitergeführt. Damit bleibt ein Unsicherheitsfaktor in einem für die Produktion wichtigen Cluster bestehen.

Am Wochenende schaltete sich deshalb das Oberste Arbeitsgericht (TST) ein. Mit einer einstweiligen Verfügung ordnete das Gericht an, dass 80 % der Belegschaft zur Sicherung essenzieller Dienste im Einsatz bleiben müssen. Bei Verstößen drohen tägliche Strafzahlungen. Ziel ist es, Lieferausfälle und Versorgungsrisiken zu begrenzen.

Das Management betont dennoch, dass die Förderung aktuell stabil laufe. Begründet wird dies mit dem Einsatz von Notfall- und Ersatzteams, die die personellen Ausfälle abfedern. Der Konflikt ist damit aber keineswegs beigelegt, sondern verlagert sich teilweise in den Gerichtssaal.

Dividende exakt festgelegt

Parallel zum Arbeitskonflikt ist die Ausschüttung an die Aktionäre nun klar definiert. Die Petrobras-Aktie wurde am 26. Dezember an der NYSE ex Dividende gehandelt; der jüngste Kursrückgang ist damit auch durch den Dividendenabschlag geprägt und nicht nur durch Marktstimmung.

Die genehmigte Ausschüttung beträgt insgesamt 0,94320755 Brasilianische Real je Aktie, also rund 0,19 US-Dollar. Diese Summe wird in zwei Tranchen zu Beginn des Jahres 2026 ausgezahlt:

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    1. Februar 2026: erste Tranche von 0,47160378 BRL je Aktie, vollständig als „Interest on Equity“ (JCP) strukturiert
    1. März 2026: zweite Tranche von 0,47160377 BRL je Aktie, aufgeteilt in Dividende und JCP

Gerade die Aufteilung zwischen klassischer Dividende und Zins auf Eigenkapital ist für steuerliche Modelle relevant, da JCP in Brasilien anders besteuert wird als reguläre Dividenden. Für Investoren bedeutet das: Die nominale Ausschüttung steht fest, die steuerliche Wirkung hängt von der genauen Struktur und der individuellen Situation ab.

Kursseitig bleibt die Aktie trotzdem unter Druck. Gestern ging sie bei 4,90 Euro aus dem Handel und liegt damit rund 20 % unter dem Niveau zum Jahresanfang sowie gut 27 % unter dem 52‑Wochen-Hoch.

Schuldenposition bereinigt

Auf der Finanzierungsseite hat Petrobras zum Jahresende einen technischen Schritt vollzogen. Am 29. Dezember 2025 wurde der Guarantor der 8,750 %-Global Notes mit Fälligkeit 2026 von der New York Stock Exchange abgemeldet.

Grundlage ist die vollständige Rückzahlung dieser Anleihe. Mit der Einreichung des „Form 25“ bei der US-Börsenaufsicht SEC wurde die Delisting-Prozedur abgeschlossen. Aus Unternehmenssicht handelt es sich um einen administrativen Nachlauf des bereits vollzogenen Rückkaufs und damit um einen Baustein zur Bereinigung dieser spezifischen Schuldenposition – ohne Hinweis auf akute finanzielle Spannungen.

Fazit: Risiko bleibt, Profilelemente sind klar

Zum Jahresende spiegelt die Aktie zwei zentrale Faktoren: einerseits die gesicherte, formal beschlossene Ausschüttungshöhe, andererseits das Rest-Risiko aus dem fortgesetzten Tarifkonflikt mit Sindipetro-NF. Die gerichtliche Vorgabe einer Mindestbesetzung von 80 % liefert zwar einen Puffer für den laufenden Betrieb, ersetzt aber keine endgültige Einigung. Solange der Tarifstreit nicht formal abgeschlossen ist, bleibt diese Gemengelage aus attraktiver Dividende, laufender Produktion und juristisch eingehegtem, aber realem Arbeitsrisiko ein bestimmendes Element für die Wahrnehmung des Titels.

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