OMV Aktie: Transformation mit Risiko
OMV stellt sich neu auf – und geht dabei ein großes Wagnis ein. Mit einem harten Effizienzprogramm, Milliarden-Deal in der Chemiesparte und einem strategischen Schwenk hin zu mehr fossiler Produktion sollen Cashflows gesichert und die Zukunft finanziert werden. Die Frage ist: Reicht dieser Mix aus Sparprogramm und Großfusion aus, um den Konzern stabil durch den Umbau zu bringen?
Project Revo: Sparprogramm mit deutlichen Einschnitten
Herzstück der aktuellen Neuausrichtung ist das Effizienzprogramm „Project Revo“. OMV will die Kostenbasis deutlich senken und so Spielraum für die Transformation schaffen.
Die zentralen Punkte:
- Einsparungsziel: 400 Mio. Euro bis Ende 2027
- Geplanter Stellenabbau: rund 2.000 Jobs weltweit (etwa 9 % der Belegschaft)
- Schwerpunkt Österreich: mehrere hundert Stellen, vor allem in Verwaltungsbereichen
- Rumänien: OMV Petrom streicht 1.000 Stellen
Besonders hart trifft es die rumänische Tochter OMV Petrom. Dort belasten niedrigere regionale Ölpreise und die Stilllegung veralteter Anlagen die Profitabilität, was den Druck auf den Personalabbau erhöht.
Das Signal ist klar: OMV setzt auf strikte Kostendisziplin, um die Basis für den Umbau zur Chemie- und Kreislaufwirtschaftsgruppe zu finanzieren.
Borouge-Fusion: Chemieriese in Vorbereitung
Parallel zum Sparkurs treibt der Konzern einen der größten Strukturprojekte seiner Geschichte voran: die Verschmelzung der Borealis-Sparte mit ADNOCs Borouge.
Die Eckdaten des Deals:
- Geplanter Abschluss: erstes Quartal 2026
- Neue Einheit: „Borouge Group International“ (BGI)
- Eigentümerstruktur: OMV und ADNOC halten jeweils 46,94 %
- Marktposition: künftig viertgrößter Polyolefin-Produzent weltweit
- Erwartete jährliche Synergien: 500 Mio. US-Dollar
- Zusätzlicher Hebel: Integration von NOVA Chemicals stärkt das Standbein in Nordamerika
Mit BGI will OMV die Chemiesparte zu einem globalen Schwergewicht formen. Die erwarteten Synergien und der Zugang zu neuen Märkten sollen mittelfristig stabile Erträge liefern – eine wichtige Säule, um sich unabhängiger von Öl- und Gaspreisen zu machen.
Mehr fossile Produktion für mehr Cash
Für Aufmerksamkeit sorgte das Management bereits im Oktober 2025 beim Capital Markets Update. Statt die Förderung fossiler Energieträger zurückzufahren, hat OMV das Produktionsziel für Öl und Gas nach oben geschraubt:
- Neues Ziel: 400.000 Barrel Öläquivalent pro Tag
- Früheres Ziel: 350.000 Barrel Öläquivalent pro Tag
Die Logik dahinter: Die bestehenden fossilen Assets sollen maximalen Cashflow liefern, um die kostspielige Transformation in Chemie und Kreislaufwirtschaft zu finanzieren. OMV setzt damit bewusst auf eine Übergangsphase, in der klassische Öl- und Gasaktivitäten die Kasse füllen.
Neptun Deep: Gasprojekt als Cash- und Stabilitätsfaktor
Eine Schlüsselrolle in dieser Strategie spielt das Schwarzmeer-Projekt „Neptun Deep“. Der Start der Gasproduktion ist für 2027 geplant.
Das Projekt ist für zwei Dinge wichtig:
- Versorgungssicherheit: Es stärkt die Gasversorgung Zentraleuropas.
- Finanzielle Basis: Der erwartete Cashflow soll helfen, die Dividendenpolitik zu stützen und Investitionen in den Konzernumbau zu finanzieren.
Bleibt Neptun Deep im Zeitplan, stärkt das die Glaubwürdigkeit der Strategie deutlich.
Kreislaufwirtschaft: Ambition reduziert, Fokus auf Rendite
Auf der Nachhaltigkeitsseite setzt OMV weiter auf die ReOil-Technologie. Sie wandelt Plastikmüll in synthetisches Öl um und gilt als zentrales Element der Kreislaufstrategie.
Konkret:
- In der Raffinerie Schwechat wurde eine ReOil-Anlage mit 16.000 Tonnen Jahreskapazität eingeweiht.
- Eine ursprünglich früher geplante Großanlage mit 200.000 Tonnen Kapazität wurde auf „nach 2030“ verschoben.
Gleichzeitig wurde der Anteil nachhaltiger Projekte am Investitionsbudget von ursprünglich vorgesehenen 40–50 % auf 30 % reduziert. Das zeigt: In der aktuellen Phase haben Kapitaldisziplin und Renditepriorisierung Vorrang vor einem schnellen Ausbau grüner Projekte.
Technische Ausgangslage: Leichte Schwäche, aber über Langfristtrend
Charttechnisch bewegt sich die OMV-Aktie derzeit in einer eher verhaltenen Phase. Am Freitag schloss der Titel bei 46,62 Euro. Damit liegt der Kurs:
- rund 4 % unter dem Niveau von vor 30 Tagen
- etwa 5,5 % unter dem 52-Wochen-Hoch von 49,36 Euro
- jedoch mehr als 28 % über dem 52-Wochen-Tief von 36,30 Euro
Interessant ist der Blick auf die gleitenden Durchschnitte: Die Aktie notiert knapp über der 200-Tage-Linie (46,34 Euro) und nahezu im Bereich des 100-Tage-Durchschnitts (46,90 Euro). Der 50-Tage-Durchschnitt bei 47,56 Euro liegt leicht darüber. Mit einem RSI von 47,9 zeigt der Markt aktuell weder eine überkaufte noch eine überverkaufte Situation.
Die technische Lage spiegelt damit die inhaltliche Situation wider: Die Aktie konsolidiert nach einem soliden Anstieg seit Jahresanfang (plus gut 21 %) in einem Umfeld, das von tiefgreifenden strategischen Weichenstellungen geprägt ist.
Fazit: Drei Hebel entscheiden über den Erfolg
OMV verbindet Kostensenkung, Großfusion und fokussierte Investitionen in fossile sowie ausgewählte nachhaltige Projekte zu einer klaren Transformationsstory. Entscheidend für die weitere Entwicklung werden in den kommenden Quartalen drei Punkte sein:
- Project Revo: Ob das Einsparziel von 400 Mio. Euro bis 2027 bei gleichzeitigem Stellenabbau umgesetzt werden kann, ohne das operative Geschäft zu stark zu schwächen.
- BGI-Fusion: Ob die Verschmelzung zur Borouge Group International planmäßig bis Anfang 2026 gelingt und die angepeilten Synergien von 500 Mio. US-Dollar jährlich tatsächlich realisiert werden.
- Neptun Deep: Ob das Schwarzmeer-Gasprojekt wie geplant 2027 anläuft und den erwarteten Cashflow für Dividenden und Investitionen liefert.
Gelingen diese drei Hebel im Verbund, hätte OMV eine belastbare Basis geschaffen, um den Umbau hin zu einem stärker chemie- und kreislauforientierten Konzern finanziell zu tragen und gleichzeitig die Aktionäre weiter am Erfolg zu beteiligen.
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