Novo Nordisk Aktie: Große Zweifel?
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk – einst Europas wertvollstes Unternehmen – kämpft ums Überleben seiner Erfolgsgeschichte. Am 6. November präsentierte CEO Mike Doustdar Zahlen, die Anleger schockierten: Zum vierten Mal in diesem Jahr musste die Prognose gesenkt werden. Wegovy und Ozempic, die Blockbuster-Medikamente gegen Fettleibigkeit und Diabetes, verlieren massiv an Schwung. Während Erzrivale Eli Lilly mit dreistelligen Wachstumsraten davonzieht, bricht bei Novo Nordisk eine Ära zusammen. Was ist da los?
Enttäuschende Zahlen auf ganzer Linie
Das dritte Quartal 2025 offenbarte das ganze Ausmaß der Krise: Mit 70 Cent Gewinn je ADR verfehlte der Konzern die Analystenschätzung von 77 Cent deutlich. Die Umsätze von 11,74 Milliarden Dollar blieben ebenfalls hinter den erwarteten 11,88 Milliarden zurück – trotz 11% Wachstum zu konstanten Wechselkursen.
Die Konsequenz: Novo schraubte die Jahresprognose erneut zurück. Das Umsatzwachstum soll nun nur noch 8-11% erreichen statt wie bisher angekündigt 8-14%. Beim operativen Gewinn wurde die Spanne von 4-10% auf magere 4-7% zusammengestutzt. CEO Doustdar nannte "niedrigere Wachstumserwartungen für GLP-1-Behandlungen" als Hauptgrund – eine Bankrotterklärung für den einstigen Wachstumschampion.
Wegovy: Vom Überflieger zum Sorgenkind
Besonders bitter: Wegovy, das Flaggschiff gegen Fettleibigkeit, enttäuschte massiv. Mit 20,35 Milliarden DKK (3,13 Milliarden Dollar) Quartalsumsatz blieb das Medikament klar unter den erwarteten 21,35 Milliarden DKK. Das Wachstum von 23% klingt zwar solide, ist aber ein dramatischer Einbruch gegenüber der "Hyper-Wachstumsphase", als die Umsätze noch um 20-40% pro Quartal explodierten.
CFO Karsten Munk Knudsen musste kleinlaut eingestehen, dass die goldenen Zeiten vorbei sind. Auch Diabetes-Blockbuster Ozempic lieferte mit 4,73 Milliarden Dollar zwar wie erwartet ab, wuchs aber nur noch mickrige 3%. Zusammen steuern beide GLP-1-Präparate inzwischen 49% zum Gesamtumsatz bei – eine gefährliche Abhängigkeit in einem Markt, der außer Kontrolle gerät.
Die Bedrohung aus dem Untergrund
Ein Albtraum für Novo Nordisk: Mehr als eine Million Patienten in den USA nutzen mittlerweile illegale Kopien von Semaglutid – dem Wirkstoff in Wegovy und Ozempic. Dave Moore, Chef des US-Geschäfts, räumte ein, dass die Zahl der Nutzer gefälschter Präparate "deutlich über" einer Million liegt und weiter steigt.
Eigentlich sollte ein Verbot von Mai 2025 die Flut an Raubkopien stoppen. Doch die erhoffte Durchsetzung blieb aus. Novo hat zwar Dutzende US-Apotheken und Firmen verklagt, die Wegovy-Nachahmer vertreiben – doch der illegale Markt floriert ungebremst. Diese Schattenwirtschaft frisst Marktanteile in Milliardenhöhe.
Medicare-Deal: Ein Lichtblick im Chaos
Immerhin eine gute Nachricht: Novo Nordisk einigte sich mit Medicare auf Preise für Semaglutid ab 2027 – im Rahmen des Inflation Reduction Act. Die genauen Konditionen bleiben zwar geheim, doch der Konzern rechnet mit einem "niedrigen einstelligen negativen Effekt" auf den Umsatz. JP Morgan schätzt den jährlichen Schaden auf rund 6 Milliarden DKK (937 Millionen Dollar) – "besser als befürchtet", so die Analysten.
Die Einigung beseitigt zumindest eine Unsicherheit. Parallel verhandeln Novo und Eli Lilly mit der Trump-Regierung über eine breitere Medicare-Abdeckung für Abnehmmittel – ein potenzieller Milliardenmarkt.
Bieterschlacht um die Zukunft
Verzweifelt versucht Novo, seine Pipeline aufzurüsten: Der Konzern erhöhte sein Gebot für das Biotech-Unternehmen Metsera auf bis zu 10 Milliarden Dollar – deutlich mehr als die 8,1 Milliarden von Konkurrent Pfizer. Metsera entwickelt unter anderem eine monatliche GLP-1-Spritze und Medikamente der nächsten Generation, die auf das Hormon Amylin abzielen.
Die Dringlichkeit ist offensichtlich: Wegovy läuft in den 2030er-Jahren aus dem Patentschutz. Ohne frische Produkte droht Novo der Absturz in die Bedeutungslosigkeit.
Radikalkur: 9.000 Jobs weg
Der Nettogewinn brach im dritten Quartal um 27% auf 20 Milliarden DKK (3,1 Milliarden Dollar) ein. Die Bruttomarge sank auf 81%, während die Forschungsausgaben um satte 65% auf 15,39 Milliarden DKK explodierten – getrieben von Spätphasen-Studien und 4 Milliarden DKK Restrukturierungskosten.
Im September kündigte Novo ein brutales Sparprogramm an: 9.000 Stellen weltweit sollen gestrichen werden. Bis 2026 will der Konzern so jährlich 8 Milliarden DKK einsparen und das Geld in Diabetes- und Adipositas-Forschung stecken.
Aktie im freien Fall
Die Börse bestraft Novo gnadenlos: Seit dem Höchststand im Juni 2024, als das Unternehmen mit 650 Milliarden Dollar kurzzeitig Europas wertvollster Konzern war, sind die Aktien um mehr als 68% abgestürzt. Allein seit Jahresbeginn verlor der Titel 44% – ein Desaster.
Analysten sind gespalten: Jefferies stufte die Aktie kürzlich auf "Underperform" herab, während Berenberg optimistisch bleibt und von "maximaler Unsicherheit" spricht – was impliziert, dass es nur noch besser werden kann. Doch Eli Lilly macht weiter Dampf: Deren Tirzepatid-Medikamente Zepbound und Mounjaro wachsen im dreistelligen Prozentbereich.
Letzte Hoffnung: Die Pille
Ende 2025 entscheidet die FDA über die orale Wegovy-Tablette – das erste Abnehm-GLP-1 in Pillenform. Eine Zulassung könnte einen Wendepunkt markieren, denn Patienten bevorzugen Pillen gegenüber Spritzen. Parallel baut Novo sein Direktgeschäft aus, etwa durch Partnerschaften mit Costco und möglicherweise Telemedizin-Anbietern wie Hims & Hers Health.
Doch die Zeit läuft ab: Mit über einer Million Patienten, die zu Billigkopien wechseln, und einem Erzrivalen, der unaufhaltsam Marktanteile gewinnt, steht Novo Nordisk mit dem Rücken zur Wand. Die nächsten Monate werden zeigen, ob der gefallene Riese sich erholen kann – oder endgültig den Anschluss verliert.
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