Der dänische Pharmakonzern steckt in seiner schwersten Krise seit Jahren. Nach einem beispiellosen Machtkampf im Vorstand kündigten Chairman Helge Lund und sechs weitere Direktoren am 21. Oktober ihren Rücktritt an. Die Aktie verlor daraufhin weitere 4,3% und steht mittlerweile 40% unter dem Jahreshoch.

Der Konflikt zwischen dem amtierenden Vorstand und der Novo Nordisk Foundation, die 77% der Stimmrechte kontrolliert, eskalierte über grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten zur strategischen Neuausrichtung des Unternehmens.

Foundation übernimmt die Macht

Die Novo Nordisk Foundation setzt nun ihren eigenen Kandidaten durch: Lars Rebien Sørensen, ehemaliger CEO von 2000-2016, soll gleichzeitig Foundation und Unternehmensvorstand leiten - eine beispiellose Machtkonzentration in der Firmengeschichte.

"Nach Gesprächen mit der Novo Nordisk Foundation über die künftige Zusammensetzung des Vorstands war keine gemeinsame Verständigung möglich", erklärte der scheidende Chairman Lund. Während der Vorstand auf schrittweise Erneuerung setzte, wollte die Foundation eine "umfassendere Neugestaltung".

Die Foundation kritisierte das bisherige Management als zu langsam bei der Reaktion auf Marktveränderungen in den USA und zu zögerlich bei Personalentscheidungen. Konkurrent Eli Lilly hat dort bereits erhebliche Marktanteile erobert.

Eli Lilly setzt Novo unter Druck

Der Vorstandsumbau erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt. Novo Nordisk, einst Europas wertvollstes Unternehmen dank der Blockbuster-Medikamente Wegovy und Ozempic, verlor dieses Jahr über 40% seines Börsenwerts. Eli Lilly gewann mit den Konkurrenzprodukten Mounjaro und Zepbound massiv Marktanteile.

Allein nach der Vorstandsankündigung verlor das Unternehmen rund 10 Milliarden Dollar an Marktwert. Für 2025 steht ein Kursverlust von geschätzten 45% zu Buche.

Barclays-Analysten bezeichneten die Entwicklung als "strukturellen Governance-Reset" zur besseren Ausrichtung auf den US-Markt und direkten Kundenkontakt. Sie zeigten sich "etwas überrascht" vom Umfang der Maßnahmen, nur Monate nach der Ernennung von CEO Mike Doustdar im August.

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Abstimmung am 14. November wird entscheidend

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 14. November stimmen die Aktionäre über die neue Vorstandsstruktur ab. Geplant sind sechs aktionärsgewählte und vier arbeitnehmergewählte Mitglieder, weniger als bisher.

Die Foundation nominierte fünf neue Kandidaten mit Pharma-Erfahrung:
- Lars Rebien Sørensen als Chairman
- Cees de Jong als Vize-Chairman
- Britt Meelby Jensen, Mikael Dolsten und Stephan Engels als Mitglieder

Governance-Bedenken wachsen

Die Machtkonzentration bei Sørensen alarmiert Investoren. "Das ist ein Freibrief, zu tun was sie wollen", warnte Evan Seigerman von BMO Capital Markets mit Blick auf die 77%ige Stimmrechtsmehrheit der Foundation.

Mikael Bak von der Dänischen Aktionärsvereinigung forderte einen unabhängigen Chairman binnen 18 Monaten. Andere Investoren wie Markus Manns von Union Investment begrüßten dagegen die schärfere Kontrolle nach "strategischen Fehlentscheidungen" wie dem Wegovy-Launch ohne ausreichende Produktionskapazitäten.

CEO Doustdar kündigte bereits im September den Abbau von 9.000 Stellen (11,5% der Belegschaft) an, um Ressourcen auf die Kernbereiche Diabetes und Adipositas zu konzentrieren. Sørensen unterstützt diesen Transformationsplan ausdrücklich und betonte die Notwendigkeit "frischer Ideen und neuer Energie".

Am 5. November veröffentlicht Novo Nordisk die Quartalszahlen - nur Tage vor der entscheidenden Aktionärsabstimmung am 14. November.

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