Netflix Aktie: Mega-Deal spaltet
Netflix hat im Bieterkampf um Warner Bros. Discovery einen wichtigen Etappensieg erzielt. Der Verwaltungsrat von Warner Bros. empfiehlt den Aktionären, das konkurrierende, feindliche Übernahmeangebot von Paramount Skydance abzulehnen und stattdessen das 82,7-Milliarden-Dollar-Angebot von Netflix zu unterstützen. An der Börse bleibt die Aktie dennoch unter Druck, da Umfang, Finanzierung und Regulierung des Deals viele Fragen offenlassen.
- WBD-Board stellt sich klar hinter Netflix
- Paramount bietet zwar mehr Geld, steht aber wegen der Finanzierung in der Kritik
- Netflix-Aktie rund 30 % unter Jahreshoch, mehrere Abstufungen durch Analysten
- Geplante Synergien: 2–3 Mrd. Dollar jährlich, Ergebnisbeitrag ab Jahr zwei
- Abschluss des Deals frühestens in 12–18 Monaten erwartet
Warner Bros. stellt sich hinter Netflix
Am Mittwoch veröffentlichte der Verwaltungsrat von Warner Bros. Discovery (WBD) ein deutlich formuliertes Schreiben an die Aktionäre. Darin bezeichnete das Gremium das feindliche 108,4-Milliarden-Dollar-Angebot von Paramount Skydance über 30 Dollar je Aktie als „illusorisch“ und dem Netflix-Deal unterlegen. Paramount wird vorgeworfen, die Struktur der Finanzierung wiederholt irreführend dargestellt zu haben.
Netflix-Co-CEO Greg Peters wertete die Empfehlung als „ziemlich klares Signal“ zugunsten des eigenen Angebots. Co-CEO Ted Sarandos betonte, dass die Vereinbarung mit Warner Bros. aus Sicht der Anteilseigner überlegen sei.
Besonders kritisch sieht der WBD-Verwaltungsrat die Finanzierungsbasis des Paramount-Angebots. Dieses stützt sich auf den „Lawrence J. Ellison Revocable Trust“ und nicht auf eine direkte, verbindliche Zusage des Großaktionärs. Ein widerruflicher Trust ersetze keine gesicherte Verpflichtung eines kontrollierenden Anteilseigners, so das Board. Die Vermögenswerte könnten jederzeit abgezogen werden.
Deal-Struktur: Netflix vs. Paramount
Netflix bewertet Warner Bros. Discovery mit 27,75 Dollar je Aktie in einer Bar- und Aktientransaktion:
- 23,25 Dollar in bar je WBD-Aktie
- 4,50 Dollar in Netflix-Aktien je WBD-Aktie (mit symmetrischer 10-%-Kursbandbreite)
- Unternehmenswert: rund 82,7 Milliarden Dollar (davon 72,0 Milliarden Dollar Eigenkapitalwert)
Paramount Skydance bietet demgegenüber 30 Dollar je Aktie in bar. Damit käme Warner Bros. inklusive der TV-Sender wie CNN und TNT Sports auf einen Unternehmenswert von 108,4 Milliarden Dollar.
Analystenabstufungen belasten Aktie
Trotz der klaren Empfehlung des WBD-Verwaltungsrats steht die Netflix-Aktie seit der Deal-Ankündigung am 5. Dezember deutlich unter Druck. Der Kurs schloss am Freitag bei rund 94,33 Dollar und liegt damit etwa 30 % unter den Höchstständen des Jahres 2025. Formal befindet sich der Titel damit in einem Bärenmarkt.
Mehrere Analysten reagierten mit Abstufungen und gesenkten Kurszielen:
- Pivotal Research: von „Buy“ auf „Hold“, Kursziel von 160 auf 105 Dollar reduziert, der WBD-Deal wird als teuer eingestuft
- Huber Research: Doppelabstufung von „Overweight“ auf „Underweight“, Kursziel von 137,50 auf 92 Dollar, Einschätzung „sehr riskant“
- Rosenblatt: von „Buy“ auf „Neutral“, Kursziel von 152 auf 105 Dollar, Begründung ist eine längere Phase erhöhter Unsicherheit und Risiken
- Wolfe Research: bestätigt „Outperform“, senkt das Kursziel von 139 auf 121 Dollar
Im Schnitt lautet die Konsensbewertung weiterhin „Moderate Buy“, mit einem durchschnittlichen Kursziel von 130,51 Dollar. Aus diesem Blickwinkel sehen einige Häuser trotz der Risiken weiteres Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kursniveau.
Strategische Logik und Synergien
Das Netflix-Management verteidigt die geplante Übernahme als entscheidenden Schritt für das langfristige Wachstum. Zusammengeführt würden mehr als 300 Millionen globale Netflix-Abonnenten mit der umfangreichen und bekannten Inhaltebibliothek von Warner Bros. Dazu gehören unter anderem Harry Potter, Game of Thrones, The Big Bang Theory, The Sopranos und das DC-Universum.
Als zentrale Vorteile hebt Netflix hervor:
- Inhalte-Ausbau: Zugang zu einem über Jahrzehnte aufgebauten Film- und Serientitelkatalog von Warner Bros.
- Kostensynergien: Erwartete Einsparungen von mindestens 2–3 Milliarden Dollar jährlich ab Jahr drei
- Ergebnisbeitrag: Laut Netflix soll die Transaktion ab Jahr zwei den GAAP-Gewinn je Aktie erhöhen
- Kino-Strategie: Warner-Filme sollen weiterhin klassisch im Kino mit branchenüblichen Auswertungsfenstern starten
Zur Entschärfung von Kartellbedenken verweist das Unternehmen auf Marktanteile im US-TV-Markt: Der Anteil der kombinierten Gruppe an der TV-Sehdauer würde demnach nur von 8,0 % auf 9,2 % steigen und damit hinter YouTube (12,9 %) und Disney (11,4 %) bleiben.
Regulierung und Konkurrenzdruck
Der Weg bis zum Vollzug des Deals ist komplex. Co-CEO Greg Peters bestätigte, dass Netflix bereits mit dem US-Justizministerium und der EU-Kommission über die notwendigen Freigaben spricht. Der Abschluss wird in einem Zeitfenster von 12 bis 18 Monaten erwartet.
Voraussetzung ist zudem die Abspaltung der WBD-Sparte Global Networks (Discovery Global) in ein eigenständig börsennotiertes Unternehmen. Dieser Schritt ist für das dritte Quartal 2026 geplant.
Widerstand kommt sowohl von Wettbewerbern als auch von Branchenvertretern. Disney-CEO Bob Iger kritisierte das Vorhaben wegen der aus seiner Sicht entstehenden „Preisgestaltungsmacht“ von Netflix. Die Writers Guild of America fordert eine Blockade der Fusion und warnt vor niedrigeren Löhnen, Stellenabbau und weniger Inhalten für Zuschauer.
Parallel dazu hält Paramount an seinem Angebot fest. CEO David Ellison betonte am 17. Dezember, der eigene Vorschlag biete den WBD-Aktionären „klar überlegenen Wert und höhere Sicherheit“ und kündigte an, das Vorhaben weiter zu verfolgen.
Ausblick: Zahlen, Abstimmung und Bewertung
Der nächste inhaltliche Meilenstein steht mit den Zahlen für das vierte Quartal 2025 an, die Netflix am 20. Januar 2026 vorlegen will. Das Unternehmen stellt einen Gewinn je Aktie von 5,45 Dollar in Aussicht.
Die Abstimmung der WBD-Aktionäre über den Netflix-Deal soll nach Angaben von WBD-Chairman Samuel Di Piazza im Frühjahr oder Frühsommer 2026 stattfinden. Bis dahin dürfte der Kurs stark von neuen Entwicklungen im Bieterverfahren und Signalen der Kartellbehörden geprägt bleiben.
Aktuell wird Netflix mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 37,4 auf Basis der Prognosen gehandelt und damit deutlich unter den jüngsten Bewertungsniveaus. Gleichzeitig müsste der Konzern schätzungsweise 59 Milliarden Dollar an neuen Schulden aufnehmen, um den Baranteil der Transaktion zu finanzieren. In Kombination mit den regulatorischen Risiken und der Möglichkeit eines langwierigen Bieterkampfes spricht dies für anhaltend hohe Schwankungen der Aktie in den kommenden Quartalen.
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