Micron, BioNTech & Rheinmetall: Drei Deals, die zeigen, wohin das Geld wirklich fließt
Liebe Leserinnen und Leser,
320 Milliarden Dollar – so hoch war der Börsenwert von Micron Technology gestern noch, bevor die Aktie nach Zahlen um über 12 Prozent einbrach. Doch halt: Die Quartalszahlen waren brillant, die Prognose geradezu spektakulär. Was also läuft hier schief? Die Antwort liegt nicht in Idaho, sondern in einer grundsätzlichen Frage, die gerade die gesamte Tech-Branche umtreibt: Wer zahlt eigentlich für die KI-Revolution – und wie lange noch? Während in den USA Speicherchips und Rechenzentren die Schlagzeilen dominieren, vollzieht sich in Deutschland ein ganz anderer Umbau: BioNTech schließt die Übernahme von CureVac ab, Rheinmetall trennt sich vom Autogeschäft. Drei Geschichten über Kapital, Konzentration und die Frage, welche Wetten sich 2026 auszahlen werden.
Micron liefert Rekorde – und stürzt trotzdem ab
Die Zahlen klingen wie aus einem Lehrbuch für perfekte Quartalsergebnisse: 13,6 Milliarden Dollar Umsatz, 4,78 Dollar Gewinn je Aktie – beides deutlich über den Erwartungen. Für das laufende Quartal stellt Micron 18,7 Milliarden Dollar Umsatz und 8,42 Dollar Gewinn in Aussicht, fast doppelt so viel, wie Analysten auf dem Zettel hatten. Die Bruttomarge soll auf ein Allzeithoch von 68 Prozent klettern. DRAM-Preise steigen um 90 bis 120 Prozent im Quartalsvergleich, die Nachfrage nach High Bandwidth Memory für KI-Systeme übersteigt das Angebot um das Doppelte.
Und trotzdem: Die Aktie verlor zeitweise über 12 Prozent. Analysten wie Barclays und Baird erhöhten zwar ihre Kursziele – Baird sieht sogar 443 Dollar als realistisch, fast das Doppelte des aktuellen Kurses. Doch der Markt scheint nervös. Denn hinter den Rekordzahlen lauert eine unbequeme Wahrheit: Micron kann nur 50 bis 75 Prozent der Nachfrage bedienen, die neue Fabrik in Idaho wird erst Mitte 2027 Wafer produzieren. Die Investitionen steigen auf 20 Milliarden Dollar. Das ist die Kehrseite der KI-Wette – wer nicht liefern kann, verliert Marktanteile. Wer ausbauen will, muss Milliarden verbrennen. Für deutsche Anleger bleibt die Frage: Ist das der typische Rücksetzer nach einer Kursrally von 168 Prozent seit Jahresbeginn – oder der Anfang einer Korrektur bei überhitzten KI-Werten?
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BioNTech holt sich die mRNA-Expertise zurück
Während in den USA über Speicherchips gestritten wird, vollzieht sich in Mainz und Tübingen ein Deal, der weniger Schlagzeilen macht, aber strategisch mindestens genauso bedeutsam ist: BioNTech schließt die Übernahme von CureVac ab. 86,75 Prozent der Aktien wurden bereits getauscht, der Rest folgt im Januar. Dann hält BioNTech 100 Prozent am einstigen Konkurrenten, der im Corona-Rennen gescheitert war.
Die Bewertung von 1,25 Milliarden Dollar klingt überschaubar für ein Unternehmen, das einst als heißer Kandidat für den ersten deutschen mRNA-Impfstoff galt. Doch darum geht es BioNTech nicht: Das Mainzer Unternehmen kauft sich Expertise in mRNA-Design, Formulierungen und Herstellung – alles Bausteine, die für die nächste Generation von Krebstherapien entscheidend sein könnten. CureVac mag bei Covid-19 gescheitert sein, doch die Technologie-Pipeline ist intakt. BioNTech, das mit seinem Covid-Impfstoff Milliarden verdiente, investiert diese Gewinne nun systematisch in die Zukunft: Onkologie, bispezifische Antikörper, personalisierte Medizin.
Für deutsche Anleger ist das ein Signal: BioNTech denkt langfristig, baut seine Position als mRNA-Pionier aus und nutzt die Marktmacht, die der Covid-Erfolg gebracht hat. Die Aktie reagierte kaum auf die Nachricht – was weniger Desinteresse als vielmehr Bestätigung bedeutet. Der Deal war erwartet worden, die Logik ist klar. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an.
Rheinmetall konzentriert sich – und enttäuscht trotzdem
Der dritte Deal des Tages führt von der Biotech- in die Rüstungsbranche: Rheinmetall verkauft sein Autogeschäft. Zwei Bieter stehen bereit, die Vertragsunterzeichnung soll im ersten Quartal 2026 erfolgen. Die Sparte Power Systems und weitere Gesellschaften werden buchhalterisch abgetrennt, eine Abschreibung von 350 Millionen Euro steht an. Das klingt nach klarer Fokussierung – Rheinmetall will nur noch Rüstung sein, die Autozulieferung passt nicht mehr ins Bild.
Doch die Anleger reagierten verhalten. Die Aktie verlor leicht, obwohl Analysten von Barclays und Jefferies die Nachricht als positiv einstuften und die jüngsten Kursverluste – seit dem Oktober-Hoch von über 2.000 Euro ging es um 30 Prozent bergab – als Kaufgelegenheit bezeichneten. Der Haken: Die neue Prognose für das Rüstungsgeschäft liegt mit 30 bis 35 Prozent Umsatzwachstum unter den bisherigen Erwartungen. Verzögerungen im spanischen Werk Murcia und andere Probleme belasten. Die operative Marge soll zwar auf 18,5 bis 19 Prozent steigen, doch die Euphorie über die Rüstungskonjunktur ist verflogen.
Für deutsche Anleger bleibt Rheinmetall ein Spiel auf die langfristige Aufrüstung Europas – doch kurzfristig zeigt sich, dass auch Rüstungskonzerne nicht immun gegen Produktionsprobleme und Margendruck sind. Der Verkauf des Autogeschäfts ist richtig, kommt aber in einer Phase, in der die gesamte Zulieferbranche schwächelt. Ein guter Preis ist da nicht zu erwarten.
Was das für Anleger bedeutet
Drei Deals, drei Branchen, ein Muster: Unternehmen konzentrieren sich, investieren in ihre Kernkompetenzen und trennen sich von Ballast. Micron baut Fabriken für KI-Chips, BioNTech kauft mRNA-Expertise, Rheinmetall wird reiner Rüstungskonzern. Das ist strategisch sinnvoll – aber der Markt honoriert es nicht automatisch. Denn in allen drei Fällen stellt sich die Frage: Reichen die Investitionen, um die Erwartungen zu erfüllen? Und sind die Bewertungen noch gerechtfertigt?
Für die kommenden Tage stehen weitere Weichenstellungen an: Die Europäische Zentralbank tagt heute, die Bank of England dürfte die Zinsen senken, die US-Inflationsdaten für November werden erwartet. All das könnte die Stimmung drehen – oder bestätigen, dass wir gerade in einer Phase sind, in der selbst gute Nachrichten nicht mehr automatisch zu steigenden Kursen führen.
Einen aufmerksamen Donnerstag wünscht Ihnen
Andreas Sommer








