Verfehlte Quartalserwartungen, enttäuschte Analysten – und trotzdem ein Kurssprung von knapp 8 Prozent. Was zunächst paradox klingt, hat einen Namen: Künstliche Intelligenz. Infineon überraschte die Märkte mit einer drastischen Anhebung des AI-Umsatzziels um satte 50 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro für 2026. Während die traditionellen Geschäftsbereiche schwächeln, setzt der Halbleiterkonzern nun voll auf den KI-Megatrend. Kann dieser Schachzug die strukturellen Probleme im Automotive- und Industriegeschäft überdecken?

Die Zahlen: Solide, aber nicht überzeugend

Das vierte Quartal 2025 brachte Infineon einen Umsatz von 3,94 Milliarden Euro – ein Plus von 6 Prozent zum Vorquartal, aber kaum Bewegung im Jahresvergleich. Die Segment Result Margin lag bei soliden 18,2 Prozent. Doch die bereinigte Gewinn je Aktie enttäuschte massiv: Mit 0,34 Euro verfehlte Infineon die Erwartungen um 20 Prozent und lag 31 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Auch das Gesamtjahr 2025 zeigt die Bremsspuren: 14,66 Milliarden Euro Umsatz bedeuten ein Minus von 2 Prozent. CEO Jochen Hanebeck sprach von "herausfordernden makroökonomischen Bedingungen" – ein Euphemismus für die anhaltende Schwäche in Schlüsselmärkten.

Die Segmentperformance im Überblick:
- Automotive (ATV): 1,92 Mrd. Euro, starke Marge von 22,4%
- Green Industrial Power (GIP): 463 Mio. Euro, Marge 14,9%
- Power & Sensor Systems (PSS): 1,19 Mrd. Euro, Marge 15,1%

KI-Revolution: Von 700 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro

Hier liegt der eigentliche Paukenschlag. Infineon hat sein AI-Umsatzziel für 2026 um die Hälfte nach oben geschraubt – auf etwa 1,5 Milliarden Euro. Bereits 2025 konnte das Unternehmen in diesem Bereich über 700 Millionen Euro umsetzen, fast eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr.

"Globale Investitionen in AI-Infrastruktur steigen weiterhin rapide an", betonte Hanebeck. Bis Ende des Jahrzehnts soll der adressierbare Markt für Infineon auf beeindruckende 8 bis 12 Milliarden Euro wachsen.

Der Treiber? Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Diese benötigen massiv leistungsstarke Halbleiter für die Stromversorgung – genau Infineons Kernkompetenz. Mit innovativer Technologie, schneller Entwicklung und einer breiten Kundenbasis sieht sich das Unternehmen ideal positioniert für diesen Megatrend.

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Analysten bleiben skeptisch – trotz KI-Euphorie

Die Reaktion der Experten fällt zwiespältig aus. 19 Analysten senkten ihre Gewinnprognosen für 2026 von ursprünglich 1,55 Euro je Aktie auf nur noch 1,29 Euro. Die Umsatzschätzungen wurden ebenfalls leicht nach unten korrigiert: von 15,8 auf 15,6 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 6,6 Prozent entspricht.

Zum Vergleich: Die Halbleiterbranche insgesamt wächst mit 8,1 Prozent schneller. Infineons traditionelle Märkte bremsen also spürbar.

Dennoch bleibt das durchschnittliche Kursziel bei 43,34 Euro – ein Aufwärtspotenzial von 23 Prozent zum Freitagsschlusskurs von 35,10 Euro. Die Märkte trauen der KI-Story offenbar mehr zu als den kurzfristigen Zahlen.

Die Schattenseiten: Automotive und Industrie schwächeln

Hanebecks Warnung klingt ernüchternd: "Viele Kunden agieren vorsichtig und erteilen kurzfristige Aufträge." Für das erste Quartal 2026 erwartet Infineon einen überdurchschnittlichen Umsatzrückgang von 9 Prozent auf etwa 3,6 Milliarden Euro.

Die Automobil- und Industriemärkte – traditionell Infineons Stärken – bleiben unter Druck. Während andere Halbleiteranbieter vom Elektrifizierungs-Boom profitieren, kämpft Infineon mit der allgemeinen Investitionszurückhaltung.

Die Prognose für 2026:
- Moderates Umsatzwachstum trotz negativer Währungseffekte (Annahme: 1,15 USD/EUR)
- Segment Result Margin im hohen Zehnerprozentbereich
- Investitionen von rund 2,2 Milliarden Euro
- Free Cash Flow von etwa 1,1 Milliarden Euro

Was kommt als Nächstes?

Ende November präsentiert Infineon beim "We Power AI"-Event in London weitere Details zur KI-Strategie. Die Hauptversammlung im Februar dürfte spannend werden – Aktionäre werden wissen wollen, wie realistisch die ambitionierten AI-Ziele sind.

Mit einem RSI von 46,3 zeigt die Aktie keine Überhitzung. Die Volatilität von knapp 36 Prozent spiegelt die Unsicherheit wider. Infineon steht vor einer Weichenstellung: Wird das KI-Geschäft stark genug wachsen, um die Schwäche der Traditionsbereiche zu kompensieren? Der Markt scheint daran zu glauben – sonst wäre die Aktie nach den enttäuschenden Quartalszahlen wohl kaum gestiegen.

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