Gerresheimer Aktie: Zerreißprobe für den Umbaukandidaten
Ein radikaler Strategiewechsel, ein überraschender CFO-Abgang und massiver Druck eines aktivistischen Investors – der Dax-Konzern Gerresheimer steckt mitten in der wohl größten Transformation seiner jüngeren Geschichte. Doch kann der neue Finanzchef das verlorene Vertrauen der Anleger zurückgewinnen?
Der Wechsel an der Finanzspitze kommt nicht von ungefähr. Wolf Lehmann übernahm zum 1. September die CFO-Position von Bernd Metzner, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verließ. Beobachter werten dies als direkte Reaktion auf den Druck von Active Ownership Capital (AOC). Der aktivistische Investor hatte zuvor mangelndes Kapitalmarktvertrauen beklagt.
Strategievakuum: Kapitalmarkttag abgesagt
Lehmann, bisher bei der Private-Equity-Gesellschaft Triton tätig, steht vor einer Herkulesaufgabe. Eine seiner ersten Amtshandlungen: die Verschiebung des mit Spannung erwarteten Kapitalmarkttages vom 15. Oktober auf unbestimmte Zeit. Investoren müssen damit länger auf das dringend erwartete Strategie-Update warten – kein beruhigendes Signal in unsicheren Zeiten.
Doch das ist nicht die einzige Baustelle. Parallel zum Führungswechsel treibt Gerresheimer einen radikalen Portfolio-Umbau voran:
- Verkauf der Formglas-Sparte: Das Moulded-Glass-Geschäft mit rund 735 Millionen Euro Umsatz (2024) soll abgespalten und verkauft werden
- Fokussierung auf Systemlösungen: Vollständige Konzentration auf das Geschäft als Pharma- und Biotech-Lösungsanbieter
- Fundamentale Transformation: Die Trennung vom traditionellen Glasgeschäft markiert einen unumkehrbaren Strategiewandel
Nahe am Tief: Kurs unter Dauerfeuer
Die Märkte honorieren diesen radikalen Kurs bisher nicht. Im Gegenteil: Die Aktie notiert aktuell bei 42,38 Euro und damit nur knapp 2,4 Prozent über ihrem 52-Wochen-Tief von 41,40 Euro. Die Kennzahlen sprechen eine deutliche Sprache:
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