Wenn ein CEO sein Unternehmen als "Marathon-Projekt" bezeichnet und gleichzeitig der Aktienkurs steigt – dann läuft etwas grundlegend anders als üblich. Genau das passiert gerade bei Evotec. Der Wirkstoffforscher kämpft mit operativen Problemen, Umsatzrückgängen und einem zähen Sanierungsprozess. Trotzdem legt die Aktie zu. Was steckt hinter dieser paradoxen Marktreaktion?

CEO Christian Wojczewski verzichtete auf dem Deutschen Eigenkapitalforum in Frankfurt bewusst auf geschönte Prognosen. Stattdessen konfrontierte er Investoren mit der harten Realität: Der Umbau wird dauern, Schnellschüsse gibt es nicht. Die Börse reagierte – überraschend positiv. Offenbar hatten Anleger noch Schlimmeres befürchtet.

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350 Millionen Dollar verschaffen Luft zum Atmen

Das Fundament für die aktuelle Stabilisierung bildet der kürzlich abgeschlossene Deal mit Sandoz. Die Eckpunkte der Transaktion:

  • Verkauf der Just – Evotec Biologics (JEB) EU-Aktivitäten in Toulouse an Sandoz
  • Sofortige Barzahlung von rund 350 Millionen US-Dollar
  • Strategischer Schwenk zum "Asset-Light"-Modell durch Monetarisierung kapitalintensiver Produktionsanlagen

Dieser Liquiditätszufluss ist der entscheidende Rettungsanker. Er verschafft dem Management die Zeit, die operative Krise anzugehen, ohne dass akute Finanzierungsengpässe drohen. Die Investoren werten dies als erstes handfestes Signal, dass Evotec handlungsfähig bleibt.

Die Zahlen zeigen die ganze Wahrheit

Bei aller Erleichterung über frisches Kapital: Die operative Entwicklung bleibt besorgniserregend. Die 9-Monats-Zahlen von Anfang November offenbarten das Ausmaß der Probleme:

  • Umsatzrückgang um 7,1 % auf 535,1 Millionen Euro
  • Segment "Discovery & Preclinical Development" leidet unter schwacher Kundennachfrage
  • Just – Evotec Biologics (JEB) als Lichtblick mit über 11 % Wachstum
  • Zurückhaltende F&E-Budgets bei großen Pharmakonzernen belasten die Auftragslage

Besonders die Zurückhaltung im frühen Forschungsbereich – eigentlich eine Kernkompetenz von Evotec – bereitet Sorgen. Große Pharma-Partner halten ihre Forschungsgelder zusammen, was direkt auf die Auftragsbücher durchschlägt.

Vorstand kauft eigene Aktien – ein Vertrauensbeweis?

Ein Detail am Rande, das aufhorchen lässt: Mitte November griff Vorstandsmitglied Aurélie Dalbiez beim gedrückten Kurs zu und kaufte eigene Aktien. An der Börse gilt die Faustregel: Wenn Insider kaufen, halten sie ihr Unternehmen für unterbewertet. Solche "Directors' Dealings" sind zwar keine Garantie, senden aber ein psychologisch wichtiges Signal an den Markt.

Marathon statt Sprint – was das für Anleger bedeutet

Die aktuelle Kursentwicklung ist eine klassische Relief Rally. Der Markt hatte Schlimmeres eingepreist, die ehrliche Kommunikation wirkt wie eine Befreiung. Der Sandoz-Deal nimmt den unmittelbaren Druck aus der Bilanz. Doch Wojczewskis "Marathon"-Metapher trifft den Kern: Schnelle Erfolge sind nicht zu erwarten.

Die Aktie notiert aktuell bei 5,75 Euro und damit noch immer weit unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 9,14 Euro. Die Marke von 5,50 Euro fungiert als kritische Unterstützung. Hält sie, könnte die Bodenbildung gelingen. Bricht sie, droht ein erneuter Abverkauf. Evotec bleibt ein hochspekulatives Investment für Anleger mit starken Nerven und langem Atem.

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