Ethereum steckt zum Jahresende in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite nimmt die Aktivität im Netzwerk deutlich zu, neue Wallets entstehen in großer Zahl, der Retail-Bereich belebt sich. Auf der anderen Seite ziehen große Adressen Kapital ab, Spot-ETFs verzeichnen Abflüsse und makroökonomische Unsicherheiten bremsen die Stimmung. Wie passt das zusammen – und was bedeutet es für den weiteren Kursverlauf?

Technische Lage und Kursumfeld

Ethereum notiert aktuell bei rund 2.826 US‑Dollar und damit knapp über dem jüngsten Jahrestief, zugleich aber fast 40 % unter dem 52‑Wochen-Hoch. In den vergangenen sieben Tagen hat die Kryptowährung gut 12 % verloren, im 30‑Tage-Vergleich liegt sie ebenfalls klar im Minus. Der Kurs hängt damit deutlich unter dem 50‑Tage-Durchschnitt, was technisch eher auf einen angeschlagenen Trend hindeutet.

Im Markt wird vor allem die Zone um 2.772 US‑Dollar als zentrale Unterstützung betrachtet. Dort wurde laut On-Chain-Daten viel ETH gehandelt, was einen „Nachfragepuffer“ andeutet. Auf der Oberseite gilt der Bereich um 3.211 bis 3.224 US‑Dollar als unmittelbarer Widerstand, an dem sich der Markt zuletzt mehrfach die Zähne ausgebissen hat.

Die Einschätzungen zur mittelfristigen Richtung gehen weit auseinander:

  • Bullisches Szenario: Fundstrat-Stratege Tom Lee hält ETH um 3.000 US‑Dollar für klar unterbewertet und sieht deutlich höhere langfristige Zielmarken. Trader wie „CW“ und „Merlijn The Trader“ verorten mögliche Kursziele um 3.700 US‑Dollar, falls der Widerstandsbereich um gut 3.200 US‑Dollar überzeugend überschritten wird.
  • Bärisches Szenario: Ein interner Fundstrat-Strategiebericht zeichnet ein wesentlich vorsichtigeres Bild und warnt vor einer möglichen Korrektur in der ersten Hälfte 2026. Unter Druckfaktoren wie strafferer Geldpolitik und knapperer Liquidität könnte ETH demnach in eine Zone zwischen 1.800 und 2.000 US‑Dollar zurückfallen.

Der aktuelle RSI von 42 signalisiert dabei weder Überkaufheit noch starke Überverkauftheit – die Marktteilnehmer wirken eher abwartend als panisch.

On-Chain-Daten: Retail zieht an

Während der Kurs zuletzt schwächelte, hellen sich die Netzwerkdaten deutlich auf. Mehrere Metriken deuten auf einen strukturellen Anstieg der Nutzung hin – ein Muster, das in der Vergangenheit oft vor größeren Aufwärtsphasen zu sehen war.

  • Deutlich mehr neue Wallets: Die Zahl neu erstellter Ethereum-Adressen ist im Dezember deutlich nach oben gesprungen. Im Schnitt kommen derzeit rund 163.000 neue Adressen pro Tag hinzu, etwa 31 % mehr als die 124.000 im Juli.
  • Spitzenwerte an einzelnen Tagen: Am 2. und 15. Dezember registrierte das Netzwerk mit rund 197.000 bzw. 195.000 neuen Wallets regelrechte Spitzen. Das zeigt, dass das Interesse nicht nur schleichend, sondern teilweise schubartig zunimmt.
  • Breite Nutzerbasis: Insgesamt existieren derzeit etwa 167,96 Millionen nicht-leere Ethereum-Wallets – fast dreimal so viele wie bei Bitcoin. Das unterstreicht die anhaltende Nutzung des Netzwerks, obwohl der Kurs weit vom Hoch entfernt liegt.

Marktbeobachter werten diese Daten als Zeichen, dass die fundamentale Nachfrage nach Ethereum als Infrastruktur erhalten bleibt – unabhängig von kurzfristigen Preisrücksetzern.

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Institutionelle Ströme: ETF-Abflüsse und Rotation

Parallel zur stärkeren Aktivität im Retail-Bereich ziehen sich institutionelle Investoren kurzfristig eher zurück oder schichten um. Besonders deutlich wird das bei den US-Spot-ETFs auf Ethereum.

  • Siebter Tag in Folge mit Abflüssen: Am 19. Dezember verzeichneten die US-Spot-ETFs auf Ethereum Nettoabflüsse von 75,89 Mio. US‑Dollar. Es war bereits der siebte Tag in Folge mit negativen Flows.
  • Schwerpunkt bei BlackRock: Ein Großteil der Abflüsse entfiel auf BlackRocks iShares Ethereum Trust (ETHA), was auf Positionsreduzierungen bei größeren Adressen hindeutet.
  • Rotation in andere Altcoins: Gleichzeitig kam es zu einer klaren Kapitalverschiebung innerhalb des Kryptomarkts. Während Bitcoin- und Ethereum-ETFs zusammen Abflüsse von über 230 Mio. US‑Dollar hinnehmen mussten, verbuchten alternative Layer‑1‑Tokens Zuflüsse: Solana-ETFs gewannen rund 3,5 Mio. US‑Dollar, XRP-ETFs rund 13,21 Mio. US‑Dollar.

Die Daten sprechen weniger für einen generellen Ausstieg der Institutionellen aus Krypto, sondern eher für eine Phase, in der Kapital aus den großen Blue Chips in „höher beta“-Altcoins umgeleitet wird.

Whale-Aktivität und Angebotsstruktur

Auch Bewegungen großer Marktteilnehmer prägen das Bild. Sie wirken teils gegensätzlich, beeinflussen aber die Angebotsseite von ETH.

  • Arthur Hayes rotiert Kapital: BitMEX-Mitgründer Arthur Hayes transferierte am 19./20. Dezember etwa 508 ETH (rund 1,5 Mio. US‑Dollar) zu Galaxy Digital. Hintergrund ist laut Berichten eine Rotation in DeFi-Token wie ENA – in der Erwartung, dass dezentrale Finanzwerte kurzfristig stärker laufen könnten als ETH selbst.
  • Bitmine baut Position massiv aus: Auf der anderen Seite steht ein aggressiver Käufer: Bitmine hält mittlerweile rund 3,9 Mio. ETH und nähert sich damit der Marke von 5 % der gesamten Ethereum-Umlaufmenge. Eine derart große Position kann die verfügbare Angebotseite deutlich verknappen, sollte der Akteur an seiner Buy-and-Hold-Strategie festhalten.
  • Vitalik Buterin ohne ETH-Verkäufe: Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin war am 19. Dezember ebenfalls aktiv, verkaufte jedoch nur kleinere Altcoin-Positionen (KNC und STRAYDOG). Direkter Verkaufsdruck auf ETH ging von ihm damit nicht aus.

Diese gegenläufigen Ströme – Umschichtungen einzelner prominenter Adressen einerseits und starke Akkumulation andererseits – verstärken das Bild eines Marktes in Neujustierung, nicht eines panikartigen Ausstiegs.

Regulierung: Mehr Klarheit am Horizont

Auf der regulatorischen Seite gab es am 20. Dezember einen weiteren Schritt in Richtung klarer Rahmenbedingungen. Die britische Finanzaufsicht FCA veröffentlichte Konsultationspapiere für ein umfassendes Regelwerk zu Kryptoassets.

Zwar werden endgültige Regeln erst für 2027 erwartet, doch allein der Start des Prozesses deutet auf eine langsame, aber stetige Institutionalisierung des Sektors hin. Für Ethereum als zentrale Infrastruktur zahlreicher DeFi- und Smart-Contract-Anwendungen könnte ein klarer regulatorischer Rahmen langfristig zu höherer Planungssicherheit und damit zu mehr Akzeptanz bei konservativeren Investoren führen.

Fazit: Widersprüchliche Signale, klare Marken

Unterm Strich zeigt Ethereum aktuell ein gemischtes Bild:
- Auf der Negativseite stehen ETF-Abflüsse, institutionelle Umschichtungen und Szenarien, die für 2026 eine spürbare Korrektur für möglich halten.
- Auf der Positivseite stehen stark steigende Wallet-Zahlen, eine breite Nutzerbasis und eine große Adresse, die weiter massiv akkumuliert.

Für die kurzfristige Einordnung sind zwei Marken besonders relevant: Hält die Unterstützungszone um 2.772 US‑Dollar, bleibt das technische Bild trotz der jüngsten Schwäche intakt. Gelingt zugleich ein Ausbruch über den Widerstandsbereich um gut 3.200 US‑Dollar, würde das die bullische Retail-Erholung stützen und das bärische Korrekturszenario deutlich abschwächen.

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