Eli Lilly steht im Adipositas-Markt vor einem entscheidenden Jahr. Konkurrent Novo Nordisk hat kurz vor Weihnachten die US-Zulassung für seine Wegovy-Tablette erhalten und setzt damit einen neuen Standard im lukrativen GLP‑1-Segment. Gleichzeitig drückt Lilly beim eigenen oralen Kandidaten Orforglipron aufs Tempo und liefert starke Studiendaten zur Gewichtsstabilisierung nach einer Spritzentherapie. Wie sehr verschiebt sich das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Pharmariesen?

Novo Nordisk setzt den ersten Schritt bei oralen GLP‑1

Mit der FDA-Zulassung der Wegovy-Pille (orales Semaglutid) für die Adipositas-Behandlung verändert Novo Nordisk die Wettbewerbslandschaft. Der Marktführer will die 25‑mg-Tablette Anfang Januar 2026 in den USA einführen. Der Einstiegspreis für die Anfangsdosis soll im Direktvertrieb bei 150 US‑Dollar im Monat liegen.

Brisant ist der Zeitpunkt: In den Jahren 2024 und 2025 hatte Lilly im Segment der injizierbaren GLP‑1‑Präparate Marktanteile von Novo zurückerobert. Laut Morningstar legte die Novo‑Aktie nach der Zulassungsnachricht im frühen Handel um rund 9 % zu – Anleger sehen offenbar die Chance, im Adipositas-Rennen wieder aufzuschließen.

Dazu kommt ein inhaltlicher Vorteil: In der Oasis‑4‑Studie zeigte die Wegovy-Tablette numerisch stärkere Gewichtsreduktion als Orforglipron in Lillys Attain‑1‑Studie. Zudem dürfte das etablierte Sicherheitsprofil von Wegovy vielen Ärzten den Einstieg in die orale Variante erleichtern.

Orforglipron punktet bei Gewichtserhalt

Lilly setzt dem die eigenen Daten zur Gewichtserhaltung entgegen. Am 18. Dezember meldete das Unternehmen positive Ergebnisse einer Phase‑3‑Studie, in der Orforglipron bei Patienten eingesetzt wurde, die zuvor 72 Wochen lang eine injizierbare GLP‑1‑Therapie mit Zepbound oder Wegovy erhalten hatten.

Die wichtigsten Resultate:

  • Nach einer vorherigen Wegovy-Behandlung legten Patienten mit Orforglipron in einem Jahr im Schnitt weniger als ein Kilogramm zu
  • Nach Zepbound lag die durchschnittliche Gewichtszunahme bei rund fünf Kilogramm
  • In der Placebo-Gruppe betrug die Zunahme mehr als neun Kilogramm, bevor eine Rettungstherapie angeboten wurde
  • Am Studienende lagen beide Behandlungsgruppen bei einem mittleren Gewicht von 95,9 Kilogramm

Damit adressiert Lilly ein zentrales Problem in der Adipositas-Therapie: Viele Patienten nehmen nach dem Absetzen von Inkrethin-Medikamenten wie Wegovy und Zepbound wieder deutlich zu. Studien zeigen, dass bis zur Hälfte der Patienten die Behandlung innerhalb von zwölf Monaten beendet. Ein oraler Wirkstoff, der beim Halten des Gewichts hilft, könnte daher eine wichtige Ergänzung zur initialen Spritzentherapie werden.

Schnellverfahren bei der FDA und Preisdruck

Lilly hat Orforglipron inzwischen offiziell bei der FDA eingereicht. Dank eines nationalen Priority-Vouchers kann die Behörde deutlich schneller entscheiden als üblich – im Idealfall binnen Wochen statt der sonst üblichen sechs bis zehn Monate. Der beschleunigte Weg ist Teil einer Vereinbarung mit der Trump-Regierung, die im November 2025 bekannt gegeben wurde.

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Parallel dazu stehen die Preise unter politischer Beobachtung. Lilly und Novo Nordisk haben zugesagt, ihre oralen GLP‑1‑Therapien im Direktvertrieb für Anfangsdosen bei höchstens 149 US‑Dollar pro Monat zu deckeln. Analysten an der Wall Street rechnen damit, dass diese Preiszusagen den Zugang um rund 40 Millionen zusätzliche Patienten erweitern könnten – ein Hinweis auf das enorme Volumen, das in diesem Markt noch gehoben werden kann.

Starke Ausgangsbasis: Zahlen und Marktanteile

Operativ kommt Lilly mit hoher Dynamik ins neue Jahr. Im dritten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 54 % gegenüber dem Vorjahr auf 17,6 Milliarden US‑Dollar. Besonders die Blockbuster Mounjaro und Zepbound konnten ihre gemeinsamen Erlöse mehr als verdoppeln.

Im US‑Markt für Inkrethin-Analoga liegt Lilly inzwischen bei 57,9 % der Verordnungen – knapp sechs von zehn Rezepten in dieser Klasse entfallen damit auf das Unternehmen. Entsprechend hat der Konzern seine Prognose für 2025 angehoben: Der Jahresumsatz soll nun 63 bis 63,5 Milliarden US‑Dollar erreichen, der bereinigte Gewinn je Aktie zwischen 23 und 23,70 US‑Dollar.

Auch aus Analystensicht bleibt das Bild konstruktiv. Laut Daten von MarketBeat vom 17. Dezember 2025 lautet der Konsens aus 26 Häusern „Moderate Buy“. Das durchschnittliche 12‑Monats-Kursziel liegt bei 1.141,73 US‑Dollar, ausgehend von einem Schlusskurs am 22. Dezember von 1.076,48 US‑Dollar.

An der Börse zeigt sich die solide Ausgangslage auch im Chart: Die Eli‑Lilly‑Aktie liegt mit rund 20 % im Plus seit Jahresanfang 2025 und etwa 19 % höher als vor zwölf Monaten, bewegt sich damit aber aktuell knapp 5 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch.

Kapazitäten, Pipeline und Onkologie-Fortschritte

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, baut Lilly seine Produktionsbasis massiv aus. Am 9. Dezember kündigte der Konzern Investitionen von über 6 Milliarden US‑Dollar in ein neues Werk in Huntsville, Alabama, an. Dort sollen unter anderem kleine Moleküle und Peptidmedikamente produziert werden – inklusive Orforglipron.

Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen daran, die Abhängigkeit von Adipositas- und Diabetesmedikamenten zu reduzieren. Am 12. Dezember veröffentlichte Lilly aktualisierte Phase‑3‑Daten der EMBER‑3‑Studie für Inluriyo (Imlunestrant). Das Medikament zeigte weiterhin einen klinisch relevanten Nutzen bei Patientinnen mit ER‑positivem, HER2‑negativem, fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs.

Ausblick: Entscheidende Monate im Adipositas-Duell

Für 2026 sind die Wegmarken klar gesetzt:

  • Q1 2026: Erwartete FDA-Entscheidung zu Orforglipron im Schnellverfahren
  • Anfang 2026: Kommerzieller Start der Wegovy-Tablette in den USA
  • 2026: Mögliche Zulassung einer hochdosierten Wegovy-Spritze für Novo Nordisk

Morningstar belässt sein fair value für Lilly bei 770 US‑Dollar je Aktie. Die Analysten verweisen darauf, dass die jüngsten Daten zu Lillys Dreifachagonisten Retatrutid (11. Dezember) und zur Orforglipron-Gewichtserhaltung (18. Dezember) Einfluss darauf haben könnten, wie künftige Umsatzprognosen für Tirzepatid auf die verschiedenen Wirkstoffkandidaten verteilt werden. Für Tirzepatid selbst erwartet Morningstar einen Umsatzhöhepunkt von 75 Milliarden US‑Dollar im Jahr 2031.

Der globale Markt für Adipositas-Medikamente könnte nach aktuellen Schätzungen bis Anfang der 2030er Jahre auf jährlich rund 150 Milliarden US‑Dollar anwachsen. Für Lilly wird es in den kommenden Quartalen entscheidend sein, die schnelle Zulassung von Orforglipron zu sichern, die Produktionskapazitäten wie geplant hochzufahren und damit die starke Position im GLP‑1‑Geschäft in das Jahr 2026 hinüberzutragen.

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