Novo Nordisk drängt mit einer neuen Abnehmpille auf den US‑Markt, doch Eli Lilly zeigt sich an der Börse erstaunlich gelassen. Trotz des frischen FDA-Zulassungsbonus für den Rivalen bleibt der Fokus vieler Anleger klar auf Lillys eigener Strategie und Pipeline. Im Zentrum steht die Frage, ob der vermeintliche Vorsprung von Novo tatsächlich ein ernstes Risiko für Lillys Wachstumsstory darstellt – oder eher ein Test für deren Robustheit.

Novo zieht vor – aber wie weit?

Vergangene Woche hat die US-Arzneimittelbehörde FDA die orale Version von Wegovy (semaglutidbasierte Pille) von Novo Nordisk zugelassen. Der US-Start ist für Anfang Januar 2026 angekündigt. Damit eröffnet sich ein neues Kapitel im Wettbewerb um orale GLP‑1-Therapien gegen Übergewicht.

Auf den ersten Blick verschiebt sich damit das Kräfteverhältnis im Metabolikmarkt. Novo ist bei den Pillen zunächst vorne – Eli Lillys Kandidat orforglipron befindet sich noch im Zulassungsprozess. Trotzdem hat die Aktie von Lilly dem „First-Mover“-Narrativ bislang nicht nachgegeben. Die Kurse konsolidieren auf hohem Niveau, statt in einen Abverkauf überzugehen.

Ein wesentlicher Grund: Teile des Marktes sehen orforglipron als strukturell attraktiveren Wirkstoff. Das Mittel ist ein nicht-peptidisches Small Molecule. Analysten argumentieren, dass sich solche Substanzen in der Regel günstiger herstellen und leichter skalieren lassen als peptidbasierte Medikamente wie Novo’s orale Wegovy-Variante. In einem Umfeld, in dem Lieferengpässe 2024 und 2025 die Branche geprägt haben, ist ein kosteneffizienter und skalierbarer Wirkstoff ein klares strategisches Pfund.

Hinzu kommt: Die starke Kursentwicklung 2025 – die Aktie liegt seit Jahresbeginn um rund 43 % im Plus und notiert aktuell exakt auf ihrem 52‑Wochen-Hoch – deutet darauf hin, dass der Markt viele positiven Erwartungen an Lilly bereits vorweggenommen hat. Die verhaltene Reaktion auf die Novo-Zulassung spricht dafür, dass dieses Ereignis weitgehend eingepreist war und Anleger nun vor allem auf Lillys Umsetzungsqualität und künftige Marktanteile schauen.

Preispolitik als Abwehrschild

Lilly begegnet dem neuen Konkurrenzdruck nicht nur über die Pipeline, sondern auch über den Zugang für Patienten. Im November 2025 kündigte der Konzern zusammen mit der US-Regierung ein weitreichendes Preisprogramm an: Medicare-Patienten sollen Zepbound (Tirzepatid) sowie das künftige orforglipron voraussichtlich ab April 2026 für maximal 50 US‑Dollar pro Monat beziehen können.

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Diese „Volume-over-Price“-Strategie zielt klar darauf ab, den Massenmarkt zu erschließen und frühzeitig breite Erstattung zu sichern. Über die eigene Direktplattform LillyDirect will das Unternehmen die Versorgung zusätzlich steuern und direkten Zugang zu Patienten aufbauen, bevor Wettbewerber ihre Position festigen können.

Mehrere Kennzahlen unterstreichen die aktuelle Stärke:

  • Marktanteil: Ende 2025 hält Lilly rund 57 % des US‑GLP‑1‑Markts und liegt damit vor Novo Nordisk.
  • Umsatzdynamik: Für das Gesamtjahr 2025 werden Erlöse von etwa 63,5 Mrd. US‑Dollar erwartet, getragen von anhaltend hoher Nachfrage nach Mounjaro und Zepbound.
  • Kapazität: Hohe Investitionen in Produktionsanlagen haben zusätzliche Kapazitäten geschaffen und die zuvor belastenden Lieferengpässe weitgehend entschärft.

Der jüngste Kursstand spiegelt diese Ausgangslage wider: Mit rund 1.083 US‑Dollar je Aktie liegt Lilly exakt auf dem 52‑Wochen-Hoch und damit gut 100 % über dem Jahrestief. Trotz dieses Anstiegs signalisiert ein RSI von 28,5 allerdings, dass kurzfristig Überkauftsignale nicht dominieren – eine eher ungewöhnliche Kombination aus Stärke und technischer Abkühlung.

Mehr als nur Adipositas

Der Markt für Adipositastherapien ist zwar der wichtigste Kurstreiber, Lilly baut sein Geschäftsmodell aber breiter auf. Die Metabolikpräparate sollen schrittweise zusätzliche Anwendungsgebiete adressieren, etwa Schlafapnoe und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Damit ließe sich der adressierbare Markt noch einmal deutlich vergrößern.

Parallel gewinnt die Alzheimer-Therapie Kisunla an Bedeutung. Das Mittel befindet sich im kommerziellen Hochlauf und gilt als zweites Wachstumsbein neben der Metaboliksparte. Dieser zusätzliche Ertragspfeiler unterscheidet Lilly von Wettbewerbern, die stärker von einer einzelnen Wirkstoffklasse abhängig sind. Aus Sicht vieler Investoren reduziert das das Klumpenrisiko und stützt die Bewertung.

Ausblick: Februar im Fokus

Der nächste zentrale Termin ist der Bericht zu den Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2025 am 6. Februar 2026. Im Mittelpunkt dürften dann vor allem drei Punkte stehen: Erstens ein Update zum Zeitplan für die Zulassung von orforglipron, zweitens konkrete Aussagen zur Umsetzung und Reichweite des 50‑Dollar-Zugangsprogramms und drittens Hinweise, wie sich Marktanteile nach dem Start der oralen Wegovy-Pille entwickeln.

Charttechnisch bewegt sich die Aktie in einer bullischen Seitwärtsphase knapp unterhalb der Marke von 1.100 US‑Dollar, während die Unterstützung um 1.000 US‑Dollar in der jüngsten Nachrichtenflut verteidigt wurde. Solange diese Zone hält und die Pipeline mit orforglipron und Kisunla planmäßig vorankommt, bleibt die aktuelle Konsolidierung eher ein Zwischenschritt in einem übergeordneten Aufwärtstrend als ein Bruch der Story.

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