Die Stille der Hexen, das Beben in Tokio und die zwei Welten der Wirtschaft
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt eine Stille an den Märkten, die beunruhigender wirken kann als jeder Lärm. Genau diese Stille erleben wir an diesem Freitagmittag in Frankfurt. Es ist der dritte Freitag im Dezember, der sogenannte „große Hexensabbat", an dem Billionenwerte an Optionen und Futures verfallen. Normalerweise ist dies ein Tag der hektischen Ausschläge und wilden Volumina.
Doch heute? Der DAX verharrt fast unheimlich ruhig um die Marke von 24.196 Punkten. Es scheint, als hätte der Markt kollektiv beschlossen, das Jahr 2025 abzuhaken. Die Bücher sind geschlossen, die Boni gesichert. Doch lassen Sie sich von dieser Lethargie nicht täuschen. Während Frankfurt den Atem anhält, haben sich unter der Oberfläche der Weltwirtschaft in den letzten 24 Stunden tektonische Platten verschoben – von Tokio bis Oregon.
Das Ende einer Ära in Tokio
Während Europa noch schlief, wurde in Japan Geschichte geschrieben. Die Bank of Japan (BoJ) hat ihren Leitzins einstimmig auf 0,75 Prozent angehoben. Für westliche Ohren mag das nach einer Randnotiz klingen, doch für Japan ist es ein Erdbeben: Es ist das höchste Zinsniveau seit September 1995.
Die Botschaft ist unmissverständlich: Die Ära des kostenlosen Geldes ist nun auch im letzten Winkel der Weltwirtschaft vorbei. Japan, jahrzehntelang der günstigste Geldgeber für globale Spekulationen (Carry Trades), dreht den Hahn zu. Paradoxerweise reagierte der Yen nicht mit Stärke, sondern fiel auf über 157 Yen pro US-Dollar, während die Renditen japanischer Staatsanleihen auf ein 26-Jahres-Hoch kletterten. Das Signal für Ihr Depot: Wenn die Liquiditätsflut aus Fernost versiegt, wird die Luft für Risiko-Assets dünner. Der jüngste Rutsch des Bitcoin unter die 87.000-Dollar-Marke dürfte kein Zufall sein.
Die gespaltene Realität: Micron vs. Nike
Erinnern Sie sich an unsere gestrige Diskussion über den „Kanarienvogel" Micron? Der Vogel singt nicht nur, er brüllt.
Die Weltwirtschaft zerfällt derzeit in zwei völlig unterschiedliche Geschwindigkeiten, und selten wurde das so deutlich wie heute Morgen:
Die KI-Realität (Micron): Der US-Speicherchip-Hersteller bestätigte gestern Abend eindrucksvoll den „Memory Supercycle". Die Aktie sprang um über 10 Prozent. Das Management meldete, dass die für KI-Server essenziellen High-Bandwidth-Memory-Chips (HBM) nicht nur für 2026, sondern teils bis ins Jahr 2027 restlos ausverkauft sind. Die Investitionen in die digitale Infrastruktur (B2B) kennen kein Limit.
Genau zu diesem Thema haben Felix Baarz und Bernd Wünsche eine umfassende Analyse zum Tech-Superzyklus 2026 durchgeführt. In ihrem Webinar „Projekt Tech-Millionär" zeigen die beiden Experten vier konkrete Unternehmen, die an den entscheidenden Schaltstellen des KI-Zeitalters sitzen – von Chip-Herstellern über Datenplattformen bis hin zu KI-Sicherheit. Sie erfahren, welche Tech-Infrastruktur-Werte vom KI-Boom maximal profitieren könnten und wie Sie ein strategisches Tech-Portfolio für 2026 aufbauen. Bernd Wünsche nennt bereits CrowdStrike als erste konkrete Empfehlung und erklärt, warum die HBM-Chip-Knappheit, die Sie bei Micron sehen, erst der Anfang eines mehrjährigen Investitionszyklus ist. Die Masterclass können Sie vier Wochen für nur 99 Cent testen und erhalten den Spezialreport zu den vier Tech-Millionär-Aktien kostenlos dazu. Details zur Tech-Infrastruktur-Strategie für 2026
Die Konsum-Realität (Nike): Auf der anderen Seite steht der Kater beim Konsumenten. Die Nike-Aktie brach heute vorbörslich um rund 10 Prozent ein. Besonders schmerzhaft: Der Umsatz in China ist um satte 17 Prozent eingebrochen. CEO Elliott Hill musste eingestehen, dass man sich erst in den „mittleren Innings" der Sanierung befinde. Nach den gestrigen Warnsignalen von Douglas ist dies die zweite Bestätigung binnen 24 Stunden: Der Endverbraucher (B2C) hält den Geldbeutel fest verschlossen. Das spüren heute auch Adidas und Puma in Sippenhaft.
Der amerikanische Daten-Nebel
Was die makroökonomische Lage zusätzlich kompliziert, ist der dichte Nebel, der über den US-Daten liegt. Die gestern veröffentlichte Inflationsrate von 2,7 Prozent für November sorgte zwar kurz für Aufatmen, da sie unter den Erwartungen blieb. Doch die Freude ist verhalten.
Der Grund ist technischer Natur: Durch den 43-tägigen „Government Shutdown" im Oktober und November fehlen dem Bureau of Labor Statistics (BLS) valide Datenpunkte. Analysten sprechen hinter vorgehaltener Hand von massiven Verzerrungen, da alte Werte aus dem September schlicht fortgeschrieben wurden. Die Fed fliegt im Blindflug. Eine Zinssenkung im Frühjahr auf Basis dieser „Daten-Fragmente" wäre ein Wagnis, das die Märkte eher verunsichert als beruhigt.
Frankfurt: Der magnetische Anker
Zurück zum heutigen Verfallstag in Frankfurt. Dass der DAX trotz dieser globalen Turbulenzen so stoisch bleibt, hat einen technischen Grund. Mein Namensvetter Thomas Altmann von QC Partners analysierte heute Morgen treffend, dass die Marke von 24.000 Punkten wie ein „magnetischer Anker" wirkt.
Die großen Akteure haben kein Interesse daran, dass die Kurse vor der Abrechnung der DAX-Optionen um 13:00 Uhr ausbrechen. Mit einem Jahresplus von über 20 Prozent ist das Bedürfnis, jetzt noch Risiken einzugehen, gleich null.
Das Fazit
Wenn heute Nachmittag der „Hexenspuk" vorbei ist und sich der Staub legt, blicken wir auf eine klare Dichotomie für das kommende Jahr. Wir sehen einen ungebrochenen Investitionsboom in Technologie und KI-Infrastruktur, der auf eine zunehmend erschöpfte Konsum-Nachfrage und steigende Kapitalkosten aus Japan trifft.
Nutzen Sie das kommende Wochenende nicht nur zur Erholung, sondern auch zur strategischen Reflexion. 2026 wird kein Jahr für den breiten Markt, sondern ein Jahr der strengen Selektion. Die Gewinner von gestern (Konsum) könnten die Verlierer von morgen sein, während die Infrastruktur des digitalen Zeitalters weiter entkoppelt.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzlichst,
Ihr
Eduard Altmann








