Bitcoin: Stimmung kippt
Bitcoin ringt weiter mit der Marke von 90.000 US‑Dollar. Während der Kurs nur leicht nachgibt, dreht die Stimmung im Markt deutlich ins Negative. Entscheidend ist jetzt, ob die Kombination aus schwächerem Risikoappetit, ETF-Strömen und Makrodaten die aktuelle Konsolidierung vertieft – oder ob die strukturelle Unterstützung ausreicht, um einen größeren Rücksetzer zu verhindern.
Technisches Bild: Druck unter 90.000 US‑Dollar
Zum Wochenstart notiert Bitcoin knapp unter 90.000 US‑Dollar und damit spürbar unter seinem 52‑Wochen-Hoch; im Vergleich zur Spitze liegt der Kurs aktuell rund 28 % zurück. Auch der 50‑Tage-Durchschnitt verläuft gut 7 % höher, der RSI von 38 signalisiert zudem nachlassende, aber noch nicht überverkaufte Dynamik.
Seit dem Tief bei rund 80.000 US‑Dollar am 21. November bewegt sich Bitcoin in einem gegenläufigen, moderat steigenden Trendkanal. Innerhalb dieser Struktur wurden zwar höhere Tiefs und Hochs ausgebildet, doch der jüngste Rücklauf von etwa 93.000 auf unter 90.000 US‑Dollar zeigt, wie empfindlich der Markt auf Gewinnmitnahmen reagiert. Charttechniker verweisen vor allem auf den Bereich von 94.000 bis 95.000 US‑Dollar als Widerstandszone; zwischen 96.000 und 100.000 US‑Dollar wird mit kräftigem Verkaufsdruck gerechnet, inklusive der Hürde durch den 50‑Tage-Durchschnitt und die Ichimoku-Wolke.
Auffällig: Die Vorwoche endete mit einer bärischen Kerze samt langem oberen Docht. Das gilt als Signal dafür, dass höhere Niveaus konsequent zum Ausstieg genutzt werden – ein klassisches „Rallys werden verkauft“-Muster.
On-Chain-Daten: Starke Basiszone um 80.000 US‑Dollar
Unter der Oberfläche zeichnen die On-Chain-Daten allerdings ein differenzierteres Bild. Rund um 80.000 US‑Dollar hat sich ein ausgeprägtes Nachfragecluster gebildet, das mehrere wichtige Kostenbasen bündelt:
- True Market Mean nahe 81.000 US‑Dollar: Durchschnittlicher On-Chain-Einstandskurs aktiver Marktteilnehmer
- US‑ETF-Kostenbasis um 83.844 US‑Dollar: Gewichteter Durchschnittspreis der Zuflüsse in US‑Spot-Bitcoin-ETFs
- 2024er Jahres-Kostenbasis um 83.000 US‑Dollar: Durchschnittspreis der 2024 von Börsen abgezogenen Coins
Bitcoin hält diese True-Market-Mean-Marke bereits seit Oktober 2023. Viele Analysten sehen darin eine Art Schwelle zwischen Bullen- und Bärenmarktstruktur: Solange der Kurs darüber bleibt, gilt der laufende Zyklus eher als intakt.
Wale, Abflüsse und ETF-Flows
Große Adressen verschieben Milliarden
Im Dezember zeigen insbesondere große Wallets viel Aktivität. Insgesamt haben sogenannte Wale rund 36.500 BTC im Volumen von etwa 3,37 Milliarden US‑Dollar umgeschichtet. In welche Richtung sich das Kapital am Ende bewegt, ist offen – die schiere Größenordnung dürfte aber die Schwankungen verstärken.
Parallel dazu sind in den vergangenen Wochen mehr als 403.000 BTC von Börsen abgezogen worden. Das reduziert das sofort verfügbare Angebot und erzeugt einen potenziellen „Angebotsschock“: Sollte die Nachfrage wieder anziehen, könnten Preisbewegungen dadurch deutlich stärker ausfallen. Bemerkenswert ist zudem, dass Adressen mit 10 bis 10.000 BTC ihre Bestände Anfang Dezember um mehr als 47.000 BTC aufgestockt haben – ein Hinweis darauf, dass größere Investoren trotz schwacher Stimmung weiter akkumulieren.
Spot-ETFs: Muster ohne klare Richtung
Bei den US‑Spot-Bitcoin-ETFs haben sich die Kapitalströme nach deutlichen Nettomittelabflüssen im November (über 1,1 Milliarden US‑Dollar pro Woche) zuletzt stabilisiert – ohne klare Trendrichtung:
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- Dezember: 151,9 Mio. US‑Dollar Nettozuflüsse
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- Dezember: 223,5 Mio. US‑Dollar Nettozuflüsse
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- Dezember: 77,5 Mio. US‑Dollar Nettoabflüsse
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- Dezember: 49,1 Mio. US‑Dollar Nettozuflüsse
Das Muster aus wechselnden Zu- und Abflüssen spiegelt eine abwartende Haltung wider. Anleger orientieren sich zunehmend an der Makrolage und warten auf klare Signale der Geldpolitik und Konjunkturdaten.
Makrotreiber: Fed-Signal und Zentralbankwoche
Fed-Entscheidung: Zinscut ohne Rückenwind
Die US‑Notenbank hat am 10. Dezember den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,50 bis 3,75 % gesenkt. Für Bitcoin blieb die unmittelbare Kursreaktion jedoch verhalten. Hintergrund: Der Schritt war mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 90 % bereits eingepreist.
Wichtiger für den Markt war der Tonfall der Fed. Die Betonung auf der „Größe und dem Timing“ weiterer Anpassungen wurde als eher vorsichtig und damit weniger wachstumsfreundlich wahrgenommen. Das bremst die Fantasie für einen schnellen Liquiditätsschub – und damit auch für risikoreichere Anlagen wie Kryptowährungen.
Parallel hat Standard Chartered seine Bitcoin-Prognose für Ende 2025 von 200.000 auf 100.000 US‑Dollar halbiert. Als Hauptgrund nennen die Analysten eine nachlassende Kaufaktivität von Unternehmen, die Bitcoin in ihren Bilanzen halten.
Weitere Zentralbanken im Fokus
Diese Woche stehen zusätzlich mehrere wichtige Zentralbankentscheidungen an, die die globale Liquidität beeinflussen können:
- Bank of Japan: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 94 % wird ein Zinsschritt auf 0,75 % erwartet. Ein Ende oder eine Abschwächung des Yen-Carry-Trades könnte die Verfügbarkeit von Hebelkapital für Krypto belasten.
- Bank of England: Zinsentscheid im Laufe der Woche.
- Europäische Zentralbank: Ebenfalls mit einer neuen geldpolitischen Stellungnahme.
Die Summe dieser Entscheidungen gibt Anlegern Hinweise, wie eng oder locker die finanziellen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten werden.
Datenflut: Konjunktur- und Inflationszahlen
Hinzu kommt ein dichter Datenkalender, der die Risikoaversion weiter prägt:
- Dienstag: Oktober-Einzelhandelsumsätze und Arbeitsmarktdaten für November in den USA
- Donnerstag: November-Inflation (CPI) und Philadelphia Fed Manufacturing Index
- Freitag: Kern-PCE-Preisindex (bevorzugtes Inflationsmaß der Fed), bestehende Hausverkäufe und Konsumlaune
Überraschungen nach oben bei Wachstum oder Inflation könnten die Hoffnung auf weitere schnelle Zinssenkungen dämpfen – und damit den Gegenwind für Bitcoin verstärken.
Sentiment und Muster im Chart
Extreme Fear trotz stabiler Kurse
Der Crypto Fear & Greed Index ist in den Bereich „Extreme Fear“ abgerutscht, obwohl der Bitcoin-Kurs zuletzt vergleichsweise stabil geblieben ist. Diese Diskrepanz zwischen Preis und Stimmung gilt oft als Kontraindikator: Während Privatanleger eher vorsichtig agieren oder aussteigen, drehen institutionelle Ströme in solchen Phasen nicht selten wieder ins Positive.
Ob sich dieses Muster wiederholt, hängt allerdings stark davon ab, wie die anstehenden Daten und Zentralbankentscheidungen ausfallen.
Volatilitätsmuster: „Bart Simpson“-Struktur
Trader beobachten zudem vermehrt das Auftreten des sogenannten „Bart Simpson“-Musters – plötzliche, starke Bewegungen nach oben oder unten, gefolgt von seitwärts gerichteter Konsolidierung und anschließender Gegenbewegung. Seit Ende November ist diese Struktur mehrfach aufgefallen, was besonders an Wochenenden mit dünner Liquidität zu heftigen Ausschlägen führen kann.
Ausblick: Marken und Trigger
Kurzfristig entscheidet sich viel daran, ob Bitcoin die Unterstützungszone zwischen rund 83.000 und 81.000 US‑Dollar verteidigt. Dort bündeln sich zentrale Kostenbasen und die On-Chain-Nachfrage. Hält dieser Bereich, bleibt das Bild einer intakten, wenn auch wackligen Aufwärtsstruktur erhalten. Ein Bruch nach unten würde dagegen das Szenario einer tieferen Korrektur deutlich wahrscheinlicher machen – gerade in einem Umfeld, in dem Makrodaten und Zentralbankentscheidungen diese Woche zusätzliche Impulse liefern.
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