Liebe Leserinnen und Leser,

wenn ein Pharmakonzern nach Jahren juristischer Niederlagen plötzlich Rückendeckung aus Washington erhält, ein Medienriese 600 Stellen streicht und ein Diabetesmedikament-Hersteller neue Rekordkurse erklimmt – dann zeigt sich, wie unterschiedlich Unternehmen auf Druck reagieren. Bayer darf nach einem Memo der US-Regierung auf ein Grundsatzurteil hoffen, das die Glyphosat-Klagewelle eindämmen könnte. RTL Deutschland vollzieht einen radikalen Umbau, um im Streaming-Zeitalter zu überleben. Und Eli Lilly profitiert von der Dynamik im Markt für Abnehmmedikamente – trotz sinkender Preise. Drei Geschichten, die zeigen: Manchmal entscheiden juristische Weichenstellungen, strategische Neuausrichtungen und medizinische Innovationen über Milliardenwerte.

Bayer: US-Regierung öffnet Tür für Supreme-Court-Prüfung

Die Bayer-Aktie schoss am Dienstagmorgen um bis zu 15 Prozent nach oben und erreichte mit knapp 35 Euro den höchsten Stand seit Anfang 2024. Der Grund: Der sogenannte Solicitor General – der oberste Anwalt der US-Regierung – sprach sich dafür aus, dass der Supreme Court ein Glyphosat-Urteil gegen Bayer zur Prüfung annehmen soll. Für den Leverkusener Konzern könnte das der langersehnte Durchbruch im Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Roundup sein.

Im Kern geht es um die Frage, ob Bundesrecht – konkret die Zulassung durch die US-Umweltbehörde EPA ohne Krebswarnung – Vorrang vor Klagen einzelner Bundesstaaten hat. Bundesberufungsgerichte kamen zu widersprüchlichen Urteilen, weshalb Bayer auf ein Grundsatzurteil des Supreme Court hofft. Die Unterstützung durch die US-Regierung hat großen Einfluss auf die Entscheidung des Gerichts, ob es den Fall annimmt. "Die Annahme durch das oberste US-Gericht sei nun wohl nur noch eine Formalie", kommentierte Analyst James Quigley von Goldman Sachs. Sollte sie erfolgen, dürfte bis Ende Juni 2026 eine Entscheidung fallen – dann ändert sich die Besetzung des Gerichts.

Für Bayer steht viel auf dem Spiel: Rund 67.000 ähnliche Fälle sind noch offen, bereits zehn Milliarden Dollar flossen in Vergleiche. Ein günstiges Urteil könnte die Rückstellungen des Konzerns erheblich reduzieren – Analysten sprechen von einem möglichen Wertzuwachs von 15 bis 20 Prozent für die Aktie, sollten Rückstellungen um rund fünf Milliarden Euro sinken. Vorstandschef Bill Anderson begrüßte den Schritt: "Die Unterstützung der US-Regierung ist ein wichtiger Schritt und eine gute Nachricht für die Landwirte in den USA, die regulatorische Klarheit benötigen."

Parallel dazu verglich sich Bayer in einem anderen Rechtsstreit mit dem US-Bundesstaat Illinois: Die übernommene Tochter Monsanto zahlt 120 Millionen Dollar wegen PCB-belasteter Gewässer und Mülldeponien. Beide Probleme – Glyphosat und PCB – hatte sich Bayer 2018 mit der 60-Milliarden-Dollar-Übernahme von Monsanto eingehandelt. Seither stürzte die Aktie von über 146 Euro auf zeitweise 18 Euro im April 2025. Die heutige Erholung könnte der Beginn einer charttechnischen Bodenbildung sein – oder nur eine Atempause.

RTL Deutschland: 600 Stellen weg, Streaming-Fokus schärfer

Während Bayer auf juristische Entlastung hofft, vollzieht RTL Deutschland einen schmerzhaften Umbau. Der Medienkonzern streicht rund 600 Stellen – sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitkräfte. RTL-Deutschlandchef Stephan Schmitter nannte zwei Gründe: den tiefgreifenden Wandel im Medienmarkt und die schwierige konjunkturelle Lage. Seit 2019 sind die linearen TV-Werbeumsätze in Deutschland um mehr als 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig investierte RTL massiv in den Streamingdienst RTL+, der inzwischen über 6,6 Millionen Abonnenten zählt und 2026 profitabel werden soll.

"Diese Gesamtsituation macht es zwingend notwendig, dass wir uns jetzt strukturell neu aufstellen", erklärte Schmitter. Der Umbau soll sozialverträglich erfolgen – über Altersteilzeit, Abfindungen und ein spezielles Unterstützungsprogramm. Betriebsbedingte Kündigungen will RTL möglichst vermeiden. Für die Zuschauer ändert sich zunächst wenig: RTL sendet weiterhin 24 Stunden täglich und will seine marktführenden Positionen bei den 14- bis 59-Jährigen verteidigen. Doch die Programmbudgets werden zunehmend vom linearen TV in hochwertige Streaming-Inhalte verschoben.

Konkret bedeutet das: Content-Teams, die bisher für einzelne TV-Kanäle verantwortlich waren, werden zusammengelegt, um effizienter für RTL+ zu produzieren. "Wir lösen die aktuelle Kanallogik auf, denn beim Streaming schaut jeder, wo er will, was er will und wann er will", so Schmitter. Formate wie "Die Verräter" oder "Die Bachelors" könnten künftig zunächst vollständig auf RTL+ laufen, bevor sie im linearen TV ausgestrahlt werden. Der Deutsche Journalisten-Verband reagierte schockiert, lobte aber die Konditionen für Betroffene. "Das sind gute und wichtige Verhandlungsergebnisse im Sinne der Beschäftigten", sagte DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster.

RTL Deutschland gehört zur internationalen RTL Group, Europas größter kommerzieller Sendergruppe. Der Umbau zeigt: Auch etablierte Medienkonzerne müssen sich radikal verändern, um gegen US-Streamingdienste wie Netflix oder Disney+ zu bestehen. Die Einsparungen liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich – doch wichtiger sei es, die Organisation auf den Wettbewerb mit den US-Giganten auszurichten, betonte Schmitter.

Eli Lilly: Preissenkungen, neue Daten und ein Billionen-Meilenstein

Während Bayer und RTL kämpfen, läuft es bei Eli Lilly rund – zumindest auf den ersten Blick. Der Pharmakonzern wurde kürzlich als erstes Unternehmen der Branche mit einer Billion Dollar bewertet. Die Aktie notiert bei 1.057,89 Dollar, nur knapp unter dem 52-Wochen-Hoch von 1.111,99 Dollar. Der Grund: die Dynamik im Markt für Abnehmmedikamente. Analysten sehen weiteres Potenzial, auch wenn die Bewertung mit einem KGV von 51,83 bereits viel Wachstum einpreist.

Berenberg hob das Kursziel von 830 auf 950 Dollar an und verwies auf die starke Performance im dritten Quartal, die einen Kurssprung von rund 30 Prozent ausgelöst hatte. Gleichzeitig senkte Eli Lilly die Preise für seine injizierbaren Abnehmmedikamente in den USA um 15 bis 20 Prozent – nach einer Vereinbarung mit der Trump-Administration. Konkurrent Novo Nordisk musste sogar um 30 bis 60 Prozent reduzieren. Für orale Adipositas-Medikamente versprachen beide Hersteller noch niedrigere Preise.

Leerink Partners bekräftigte das Kursziel von 1.104 Dollar vor der Veröffentlichung der TRIUMPH-4-Studiendaten für Retatrutid, einen neuartigen Wirkstoff gegen Adipositas. Retatrutid nutzt einen dreifachen Mechanismus (GLP-1, GIP, Glucagon) und soll wirksamer sein als das bereits erfolgreiche Tirzepatid (bekannt aus Zepbound und Mounjaro). Die Studie untersucht Patienten mit Übergewicht oder Adipositas und Kniearthrose. Analysten erwarten, dass Retatrutid die Gewichtsreduktion von Tirzepatid übertrifft – das hatte in der SURMOUNT-1-Studie rund 22 Prozent absolute Gewichtsreduktion erreicht.

Eli Lilly warnte Investoren allerdings, TRIUMPH-4 nicht überzubewerten: Es sei nur eine von sechs Studien, deren Ergebnisse bis Ende 2026 vorliegen sollen. Insgesamt läuft Retatrutid in zwölf Phase-3-Studien – neun TRIUMPH-Studien für Adipositas und drei TRANSCEND-Studien für Typ-2-Diabetes. Die Analysten werden auch die Verträglichkeit im Magen-Darm-Bereich und die Abbruchquoten im Vergleich zu Tirzepatid prüfen. Sollten die Daten überzeugen, könnte Eli Lilly seinen Vorsprung im lukrativen Markt für Abnehmmedikamente weiter ausbauen.

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Fazit: Hoffnung, Umbau und Innovation

Drei Konzerne, drei Strategien: Bayer setzt auf juristische Klärung, um die Altlasten der Monsanto-Übernahme endlich loszuwerden. RTL Deutschland vollzieht einen schmerzhaften, aber notwendigen Umbau, um im Streaming-Zeitalter zu überleben. Und Eli Lilly profitiert von medizinischer Innovation und einer boomenden Nachfrage nach Abnehmmedikamenten – trotz politischem Druck auf die Preise. In den kommenden Wochen dürften die Weichen gestellt werden: Nimmt der Supreme Court Bayers Fall an? Gelingt RTL der Schwenk zu RTL+? Und überzeugen Eli Lillys neue Studiendaten? Die Antworten werden zeigen, wer langfristig auf der Gewinnerseite steht.

Einen erfolgreichen Handelstag wünscht Ihnen

Andreas Sommer