Die größte Zivilstrafe in der Geschichte der US-Handelsaufsicht FTC trifft den E-Commerce-Riesen mit voller Wucht. 2,5 Milliarden Dollar muss Amazon für irreführende Praktiken beim Prime-Abo zahlen - doch die eigentliche Frage ist: Kann der Konzern diesen historischen Rückschlag einfach wegstecken oder droht langfristiger Schaden?

Die Anklage: Täuschung bei Millionen Kunden

Im Zentrum des Verfahrens standen manipulierte Anmelde- und Kündigungsprozesse für den Prime-Dienst. Die FTC warf Amazon vor, bewusst unklare Abo-Bedingungen zu schaffen und Kunden das Kündigen unnötig schwer zu machen. Die Aufsichtsbehörde berief sich dabei auf das Restore Online Shoppers' Confidence Act - ein bislang eher unbekanntes Gesetz, das nun mit Rekordstrafen neue Bedeutung gewinnt.

Die Einigung ohne Schuldeingeständnis ermöglicht es Amazon, langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Für rund 35 Millionen Kunden sind 1,5 Milliarden Dollar an Entschädigungen vorgesehen, zusätzlich zu einer Milliarde Dollar Strafe.

Marktreaktion: Gelassen trotz Milliardenlast

Erstaunlich ruhig bleiben die Anleger angesichts der historischen Strafe. Der Aktienkurs zeigte kaum Reaktion - ein Zeichen dafür, dass die Märkte die finanziellen Folgen als verkraftbar einschätzen. Tatsächlich entspricht die Summe lediglich 0,4 Prozent des Umsatzes der letzten zwölf Monate.

Analysten sehen in der Einigung sogar eine positive Wende: "Der regulatorische Druck war wie ein Damoklesschwert über der Aktie", kommentiert ein Marktbeobachter. "Jetzt hat Amazon Klarheit und kann sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren."

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Größere Sorgen: Amazon im Abseits

Während der FTC-Deal Schlagzeilen macht, kämpft Amazon mit fundamentaleren Problemen. Die Aktie liegt seit Jahresbeginn im Minus von über 11 Prozent - eine enttäuschende Performance im Vergleich zu anderen Tech-Giganten.

Die Wachstumsbremse kommt ausgerechnet aus der profitablen Cloud-Sparte AWS. Zwar bleibt Amazon Marktführer, doch Microsoft Azure und Google Cloud ziehen in puncto Wachstumsraten davon. Die operative Marge bei AWS sank im zweiten Quartal auf 32,9 Prozent, nachdem sie im Vorquartal noch bei 39,5 Prozent gelegen hatte.

Lichtblicke und Expansion

Trotz der Herausforderungen setzt Amazon weiter auf Expansion. Eine 7,8 Milliarden Euro schwere Investition in die AWS European Sovereign Cloud soll das Cloud-Geschäft in Europa stärken. Gleichzeitig wächst das Amazon-Business-B2B-Geschäft auf über 35 Milliarden Dollar Jahresumsatz.

Besonders ambitioniert: Die Ausweitung des Same-Day-Lieferdienstes für Lebensmittel auf über 4.000 kleinere Städte bis Jahresende. Damit würde Amazon seine Präsenz im lukrativen Lebensmittelmarkt massiv ausbauen.

Analysten bleiben optimistisch

Die Wells Fargo Bank zeigte sich jüngst zuversichtlich und stufte die Aktie auf "Overweight" mit einem Kursziel von 280 Dollar hoch. Das entspräche einem satten Aufwärtspotenzial von fast 50 Prozent vom aktuellen Niveau.

Mit einem KGV von 32,3 erscheint die Bewertung für viele Analysten angemessen - vorausgesetzt, Amazon kann das Wachstum bei AWS wieder ankurbeln und seine KI-Investitionen in profitable Geschäftsmodelle überführen.

Die Milliardenstrafe mag historisch sein, doch für Amazon ist sie wohl nur ein teures Ärgernis. Die wahren Herausforderungen liegen woanders: im Cloud-Wettbewerb, den Margen und der Frage, ob der Tech-Riese seine dominante Position halten kann.

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