Der Versicherungskonzern meldet zum Wochenausklang gleich mehrere Weichenstellungen: ein Umbau im Vertriebsvorstand, eine neue Rückversicherungskooperation in London – und weiterhin juristischer Gegenwind durch ein BGH-Urteil zur Riester-Rente. Im Kursbild spiegelt sich diese Gemengelage bislang nur als leichte Verschnaufpause wider, die Aktie bleibt dicht am Jahreshoch.


Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Neuer Vorstandschef für die Allianz Vertriebstochter ABV ab Ende 2025
  • Ausbau des Rückversicherungsgeschäfts über ein neues Lloyd’s Syndikat in London
  • BGH erklärt Riester-Klausel zur Rentenfaktor-Kürzung für unzulässig
  • Aktie knapp unter 52‑Wochen-Hoch, Aufwärtstrend bleibt intakt

Strategische Personalien im Vertrieb

Im Zentrum der heutigen Meldungen stehen Veränderungen bei der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV), der zentralen Vertriebstochter des Konzerns.

Zum 31. Dezember 2025 übernimmt Hanno Wienhausen den Vorstandsvorsitz der ABV. Er folgt auf Andreas Kanning. Parallel dazu rückt Daniel Bahr, bislang im Vorstand der Allianz Private Krankenversicherung (APKV) und früherer Bundesgesundheitsminister, weiter nach vorn: Ab 1. Januar 2026 verantwortet er das Vorstandsressort Vertrieb Süd der ABV.

Im Gegenzug wechselt Alexander Vogel von der ABV in den APKV-Vorstand. Insgesamt deutet die Rochade auf eine gezielte Schärfung der Vertriebsstruktur für das Geschäftsjahr 2026 hin – mit klarerer regionaler Zuständigkeit und engerer Verzahnung zwischen Lebens-, Kranken- und Vertriebsorganisation.

London-Offensive im Rückversicherungsgeschäft

Operativ setzt die Allianz zeitgleich ein Signal im internationalen Rückversicherungsmarkt. Gemeinsam mit dem Investmentmanager Oaktree startet der Konzern das neue „Lloyd’s Syndikat 1890“.

Das Vorhaben verfolgt zwei Ziele:
- Stärkung der Präsenz am traditionsreichen Versicherungsplatz London
- Erschließung zusätzlicher, alternativer Kapitalquellen für das Rückversicherungsgeschäft

Über das Syndikat soll das Underwriting in ausgewählten Sparten ausgebaut werden. In einer Branche, in der auch Wettbewerber mit Übernahmen und Effizienzprogrammen reagieren, positioniert sich die Allianz damit klar beim Thema Skalierung und Kapitalzugang.

BGH-Urteil als Gegenpol zur Expansionsstory

Auf der anderen Seite belasten weiterhin die Folgen eines BGH-Urteils vom 10. Dezember 2025 die Stimmung. Der Bundesgerichtshof erklärte eine Klausel der Allianz Lebensversicherung für unzulässig, die eine einseitige Kürzung des Rentenfaktors in Riester-Verträgen ermöglichte.

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Betroffen sind potenziell Hunderttausende Altverträge. Damit rückt die Frage möglicher zusätzlicher Rückstellungen in den Fokus. Noch dämpft diese Unsicherheit die zuvor aufgekommene Euphorie über starke operative Ergebnisse: Zuletzt hatte der Konzern einen operativen Quartalsgewinn von 4,3 Milliarden Euro berichtet und die Jahresprognose von über 17 Milliarden Euro bestätigt. Auf dieser Basis hatte etwa Morningstar seinen Fair Value auf 361 Euro je Aktie angehoben.

Solange das Management die finanzielle Tragweite des Urteils nicht konkret beziffert, bleibt dieser Punkt ein Risikofaktor – wenn auch vor dem Hintergrund solider Fundamentaldaten.

Kursbild: Konsolidierung nahe Hoch

An der Börse zeigt sich die Reaktion bislang moderat. Heute notiert die Aktie mit rund 382,30 Euro leicht im Minus und damit nur minimal unter dem gestrigen Schlusskurs. Auf Sicht von zwölf Monaten steht dennoch ein Plus von knapp 28 % zu Buche.

Charttechnisch bleibt das Bild konstruktiv:
- Das 52‑Wochen-Hoch von 383,60 Euro ist kaum 0,5 % entfernt
- Der Kurs liegt gut 7 % über dem 200‑Tage-Durchschnitt von 354,97 Euro
- Auch der 50‑Tage-Durchschnitt von 362,83 Euro wird komfortabel übertroffen

Die Aktie bewegt sich damit klar im Aufwärtstrend, die aktuelle Seitwärtsphase wirkt wie ein geordnetes Luftholen nach der vorangegangenen Rally. Der RSI von 37,3 signalisiert dabei keine Überhitzung, sondern eher eine abgekühlte, neutrale Lage.

Marktbeobachter hatten zuletzt hervorgehoben, dass ein nachhaltiger Ausbruch über die Zone um 385 Euro den Weg zu Kursregionen eröffnen könnte, die seit 25 Jahren nicht mehr erreicht wurden. Kurzfristig gilt die Marke um 380 Euro als relevante Unterstützung im Tageschart.

Fazit: Solide Basis, zwei offene Baustellen

Unterm Strich zeigt der heutige Newsflow ein klares Bild: Die Allianz arbeitet strategisch sowohl an der Vertriebsbasis im Heimatmarkt als auch am internationalen Rückversicherungsgeschäft, während juristische Altlasten aus der Riester-Ära den Kursanstieg etwas bremsen.

Konkret werden die kommenden Wochen vor allem durch zwei Punkte geprägt sein:
- Hält die Zone um 380 Euro, bleibt der charttechnische Weg zu neuen Mehrjahreshochs offen.
- Sobald das Management die finanzielle Dimension des BGH-Urteils konkretisiert, dürfte sich zeigen, ob der juristische Gegenwind nur ein temporärer Bremsklotz oder ein spürbarerer Ergebniseffekt wird.

Mit dem anstehenden Führungswechsel bei der ABV zum Jahreswechsel und der London-Expansion setzt der Konzern jedenfalls die organisatorische Grundlage, um 2026 operativ an die aktuelle Stärke anzuknüpfen.

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