Adobe Aktie: Analysten streiten
Adobe liefert starke Zahlen, doch die Stimmung an der Wall Street kippt nicht einheitlich ins Positive. Eine deutliche Herabstufung durch KeyBanc trifft auf optimistische Kursziele anderer Häuser – und offenbart tieferliegende Zweifel an Adobes Rolle im KI-Zeitalter. Im Zentrum stehen nicht die aktuellen Ergebnisse, sondern die Frage, wie viel Wachstumsfantasie das Abo-Modell noch hergibt.
KeyBanc warnt vor Wachstumsdelle
Am 15. Dezember stufte KeyBanc-Analyst Jackson Ader die Aktie von „Sector Weight“ auf „Underweight“ ab und setzte ein Kursziel von 310 US-Dollar – klar unter dem aktuellen Kursniveau. Seine Begründung konzentriert sich auf drei Punkte:
- Verlangsamte Umsatzdynamik
- Begrenzte Spielräume für weitere Margensteigerungen
- Zunehmender Wettbewerbsdruck durch KI-Lösungen
Auffällig: Laut KeyBanc reagierte der Kurs trotz eines „so gut wie möglichen Ausblicks“ auf das vierte Quartal kaum. Diese verhaltene Reaktion werten die Analysten als Hinweis darauf, dass Investoren die von ihnen identifizierten Wettbewerbsrisiken bereits im Blick haben und das Potenzial für positive Überraschungen begrenzt sehen.
Besonders kritisch sieht KeyBanc den Ausblick auf das Geschäftsjahr 2026: Adobe prognostiziert ein stagnierendes „net-new Annual Recurring Revenue“ – also kaum zusätzliches wiederkehrendes Abo-Volumen – bei gleichzeitig rückläufigen EBIT-Margen. Für wachstumsorientierte Anleger ist diese Kombination aus flacheren Abo-Zuwächsen und Margendruck ein klares Warnsignal.
Runway-Partnerschaft ohne Kurseffekt
Parallel versucht Adobe, seine Position im KI-Video-Bereich auszubauen. Das Unternehmen kündigte eine mehrjährige strategische Kooperation mit Runway an, einem Anbieter von KI-Video-Generierung.
Die Vereinbarung umfasst unter anderem:
- Adobe wird bevorzugter API-Kreativpartner von Runway
- Exklusiver Frühzugang zum Runway Gen-4.5 Modell in Adobe Firefly
- Gemeinsame Entwicklung professioneller KI-Video-Funktionen
Strategisch rückt Adobe damit tiefer in das Feld KI-gestützter Videoproduktion, einem Segment, das als nächster Wachstumstreiber im Kreativsoftware-Markt gilt. An der Börse blieb die Reaktion jedoch verhalten. Viele Marktteilnehmer scheinen unsicher, ob die Kooperation kurzfristig nennenswerte Umsätze bringt – oder vor allem als weiterer Kostenblock in einem immer teureren KI-Wettrüsten wirkt.
Analystenlager gespalten
Die Herabstufung durch KeyBanc steht nicht für die gesamte Analystengemeinde. Andere Häuser bleiben deutlich zuversichtlicher, wenn auch mit teilweise angepassten Erwartungen:
- Citi erhöhte das Kursziel von 366 auf 387 US-Dollar und bleibt bei einem neutralen Votum.
- Phillip Securities behielt seine Kaufempfehlung bei, senkte das Ziel aber von 560 auf 487 US-Dollar.
- Morningstar hält an einem fairen Wert von 560 US-Dollar fest und attestiert Adobe weiterhin einen breiten ökonomischen Burggraben.
Im Schnitt liegt das Konsens-Kursziel bei rund 418 US-Dollar – also spürbar über dem aktuellen Kurs. Gleichzeitig überwiegen „Halten“-Empfehlungen, was auf institutionelle Vorsicht hindeutet: Viele Profis sehen weiterhin Potenzial, trauen der Aktie kurzfristig aber offenbar keine klare Trendwende zu.
Q4: Starke Kennzahlen, verhaltener Markt
Operativ lieferte Adobe im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 ab. Die wichtigsten Punkte:
- Umsatzanstieg um 10 % gegenüber dem Vorjahr auf 6,19 Mrd. US-Dollar, über der eigenen Prognose
- Bereinigter Gewinn je Aktie (EPS) plus 14 % auf 5,50 US-Dollar, ebenfalls über den Erwartungen
- Digital Media Annual Recurring Revenue (ARR) steigt auf 19,2 Mrd. US-Dollar, fast 12 % höher als im Vorjahr
Für das Gesamtjahr 2026 stellt das Management einen Umsatz von 25,90 bis 26,10 Mrd. US-Dollar in Aussicht sowie einen bereinigten Gewinn je Aktie von 23,30 bis 23,50 US-Dollar. Gleichzeitig wachsen die kostenlosen Angebote kräftig: Die monatlich aktiven Nutzer der Freemium-Produkte legten binnen eines Jahres um 35 % auf über 70 Millionen zu – ein Indikator für potenziell zukünftige Abo-Kunden, aber kurzfristig eher ein Investment in Reichweite als ein Gewinnhebel.
Dass der Kurs auf diese insgesamt soliden Zahlen kaum reagierte, passt zu der Skepsis von KeyBanc: Das derzeitige Bewertungsniveau scheint bereits viel Gutes zu unterstellen, während der Spielraum für positive Überraschungen aus Sicht mancher Investoren kleiner wird.
Rechtliche Risiken rund um KI-Training
Zusätzliche Unsicherheit bringt eine Klage gegen Adobe wegen angeblicher unzulässiger Nutzung von Autorenwerken zum Training der KI-Modelle. Sollte ein Gericht hier strenge Grenzen setzen oder Schadenersatz fordern, könnte das Auswirkungen darauf haben, wie Adobe künftig seine generativen KI-Funktionen entwickelt und ausrollt.
Gerade weil KI-Funktionen inzwischen ein zentrales Verkaufsargument für Creative-Cloud-Produkte sind, verfolgen Investoren diesen Rechtsstreit genau. Er steht exemplarisch für das regulatorische Risiko, dem viele Anbieter generativer KI-Lösungen ausgesetzt sind.
Volatilität und Kursbild
Der heutige „Triple Witching Day“ – ein großer Verfallstag für Derivate – kann die kurzfristige Schwankungsbreite der Aktie zusätzlich erhöhen. Adobe schloss gestern bei 303,55 Euro, heute notiert die Aktie mit 303,15 Euro leicht darunter. Trotz des jüngsten Anstiegs von fast 10 % auf 30-Tage-Sicht liegt der Titel seit Jahresbeginn rund 29 % im Minus und gut 32 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 445,25 Euro – ein klares Zeichen dafür, wie stark Investoren ihre Erwartungen an die weitere Wachstumsgeschwindigkeit bereits zurückgenommen haben.
Fazit: Gutes Heute, schwierigere Zukunftsfragen
Unterm Strich steht ein deutliches Spannungsfeld: Operativ liefert Adobe weiterhin solide bis starke Zahlen, doch der Blick nach vorne wird schwieriger. Stagnierende zusätzliche Abo-Umsätze, Druck auf die Margen, härtere Konkurrenz im KI-Bereich und rechtliche Risiken rund um Trainingsdaten begrenzen aus Sicht kritischer Analysten den Spielraum für weitere Bewertungsaufschläge.
Für die nächsten Quartale dürfte vor allem entscheidend sein, ob Adobe seine KI-Innovationen – inklusive der Runway-Partnerschaft – in klar messbares Umsatzwachstum ummünzen kann und gleichzeitig die Margen stabil hält. Gelingt das, könnten die skeptischen Stimmen leiser werden; bleiben die Effekte dagegen diffus, behält vorerst eher die vorsichtige Lesart von Häusern wie KeyBanc die Oberhand.
Adobe-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Adobe-Analyse vom 19. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Adobe-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Adobe-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 19. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Adobe: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...








