Wasser – das kostbare Gut als Wirtschaftsfaktor und Investmentthema

Auch wenn oft die Rede vom „blauen Planeten“ ist, wird Wasser in manchen Teilen der Erde zunehmend zum knappen Gut. Der Klimawandel verändert Verfügbarkeit, Verteilung und Qualität des Wassers. Während Wasserknappheit in Europa lange als Fremdwort schien, machten einige Schlagzeilen der vergangenen Jahre deutlich, dass auch hierzulande Trockenperioden und Dürren häufiger werden – genauso wie andere Extreme wie Starkregenereignisse und Überschwemmungen.
Vor neue Herausforderung stellt das auch die Wirtschaft, einzelne Unternehmen und damit die Finanzmärkte. Schließlich ist Wasser in vielen Branchen ein bedeutender Produktions- und damit Erfolgsfaktor. Wie gehen Unternehmen mit den zunehmenden Wasserrisiken um und wie können Anleger:innen in innovative Zukunftslösungen investieren? Das klären wir in diesem Blogbeitrag.
Trockenheit wird auch in Europa häufiger
Laut dem Weltwasserbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2023 haben rund zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sicherer Trinkwasserversorgung – das entspricht rund einem Viertel der Weltbevölkerung. Expert:innen rechnen dabei mit einer weiteren Verschärfung der weltweiten Wasserversorgung in den kommenden Jahrzehnten. Der Bedarf nach sauberem Wasser wird unter anderem durch das Bevölkerungswachstum weiter zunehmen. In den vergangenen 40 Jahren stieg der weltweite Wasserverbrauch um rund ein Prozent pro Jahr. Laut dem UN-Weltwasserbericht soll sich dieser Anstieg bis zum Jahr 2050 mit ähnlicher Geschwindigkeit fortsetzen.
Dabei ist gar nicht das Wasseraufkommen per se das Problem, denn die weltweit verfügbare Menge Wasser bleibt grundsätzlich gleich. Was sich allerdings ändert, sind die lokale und zeitliche Verteilung sowie die Wasserqualität. Die Klimaerwärmung bringt ein entscheidendes Problem mit sich: Niederschläge werden seltener, dafür intensiver. Wärmere Luft kann auch mehr Wasser speichern. Fallen die heftigeren Niederschläge dann auf ausgetrocknete Böden, können diese das Wasser nur schlecht aufnehmen.
Welche verheerenden Schäden solche starken Niederschläge anrichten können, hat man erst im Vorjahr an den Jahrhunderthochwassern in Teilen Österreichs gesehen. Das gesamte Ausmaß der Schäden wurde auf rund 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Rund 700 Unternehmen waren von den Überflutungen stark betroffen.

Das Hochwasser 2024 im Osten Österreich richtete Schäden in der Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro an. © HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
In anderen Teilen Europas wurde im Jahresverlauf hingegen ein anderes Extrem zur Herausforderung: So musste in Katalonien 2024 ein Notfallpaket beschlossen werden, um den Wasserverbrauch drastisch zu begrenzen. Grund war die anhaltende Dürre – und das nicht im Hochsommer, sondern im Wintermonat Februar. Wasserknappheit ist längst nicht mehr ein reines Problem von Schwellenländern, sondern auch in industrialisierten Ländern vorherrschend. In Las Vegas kontrolliert seit einigen Jahren die „Water Patrol“ ob Gärten unerlaubt bewässert werden und in Kalifornien verschärfte die Wasserknappheit die Waldbrände zu Jahresbeginn zusätzlich – zeitweise war kein Löschwasser mehr vorhanden.
Die in Katalonien gesetzten Maßnahmen betrafen aber nicht nur Privathaushalte. So mussten die Industrie und die Landwirtschaft ihre Bewässerung um bis zu 80% reduzieren. Die Verfügbarkeit des für Viele fast schon selbstverständigen Rohstoffs Wasser kann so im Ernstfall auch für Unternehmen zum Risikofaktor werden und zu steigenden Kosten und Verzögerungen in der Produktion führen.
Der unterschätzte Wirtschaftsfaktor
Wasser ist in vielen Branchen ein wichtiger Faktor in der Produktion – auch in solchen bei denen man in erster Linie nicht unbedingt mit einem hohen Wasserverbrauch rechnen würde, beispielsweise bei der Herstellung von Chips und Prozessoren. So benötigt es mehrere Tausend Liter Wasser, um Wafer herzustellen. Gemeint sind damit jene Scheiben, auf denen die Halbleiter entstehen. Noch dazu benötigt die Chipindustrie ganz spezielles Wasser für die Produktion, sogenanntes Reinstwasser. Hierzu muss Leitungswasser aufwendig gereinigt werden. Zwar werden bereits effizientere Methoden zur Herstellung des Reinstwassers eingesetzt und teilweise wiederaufbereitetes Wasser verwendet. Der hohe Wasserverbrauch für die Chipherstellung stellt in manchen Regionen trotzdem weiterhin eine Herausforderung dar.
In Deutschland könnte der US-Chipkonzern Intel mit dem geplanten Werk in Sachsen-Anhalt zum größten industriellen Wasserverbraucher des Bundeslandes werden. Offizielle Schätzungen des Landes gehen davon aus, dass das Werk täglich rund 18.000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Auf das Jahr hochgerechnet wäre das ein Wasserverbrauch von 6,5 Millionen Kubikmeter.
Hinweis: Die hier angeführten Unternehmen sine beispielhaft ausgewählt worden und stellen keine Anlageempfehlung dar.

Für die Herstellung von Halbleitern werden hohe Mengen an Wasser benötigt. © unsplash.com
Viele Unternehmen haben die immense Bedeutung von Wasser für ihr Geschäft erkannt und versuchen, ihren Verbrauch effizient zu managen. Um nachhaltige Konzepte für die Reduktion des Wasserverbrauchs zu erarbeiten, müssen Unternehmen im ersten Schritt jedoch wissen, wie hoch dieser Verbrauch überhaupt ist und wie stark man damit potenziellen Risikofaktoren ausgesetzt ist.
Die zentrale Messgröße dafür, wie abhängig ein Unternehmen von sauberem Wasser ist, ist der Wasserfußabdruck. Dieser misst nicht nur den reinen Wasserverbrauch eines Unternehmens. Entscheidend ist vor allem die regionale Komponente – also wo ein Unternehmen Wasser benötigt. So hat ein höherer Verbrauch in wasserarmen Gegenden wie Spanien, beispielsweise durch dort angesiedelte Produktionsstätten, stärkere Auswirkungen als in wasserreichen Regionen wie Österreich. Einen Überblick darüber, welche Regionen der Erde wie stark von Wasserrisiken betroffen sind, gibt die Risikoeinstufung des World Resources Institute. Hier wird unterschieden in low (z.B. Österreich im Bereich der Alpen), medium (z.B. Deutschland) und high (z.B. Spanien) stress regions.
Auch für Anleger:innen ist der Wasserfußabdruck ein guter Indikator, um zu analysieren, inwiefern das eigene Portfolio von Wasserrisiken betroffen sein könnte. Für unsere nachhaltigen Investmentfonds veröffentlichen wir den Wasserfußabdruck jährlich zum Weltwassertag auf unserer Website. Die Ergebnisse zeigen, dass ein nachhaltiger Investmentansatz hilft, Wasserrisiken im Portfolio zu reduzieren. Der weltweit investierende Aktienfonds ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBAL hat zum Beispiel einen weitaus geringeren Wasserfußabdruck als der globale Aktienindex MSCI World.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Wie kann man das Thema Wasser aus Anlegersicht abdecken?
Der Blick auf den Wasserfußabdruck von Unternehmen ist ein Weg. Wer noch gezielter in das Thema Wasser und Technologien sowie Innovationen auf diesem Gebiet investieren will, kann das über einen Impact-Fonds wie den ERSTE GREEN INVEST machen. Eines der fünf Investmentthemen des Aktienfonds ist „Wasser“. Somit wird gezielt in Vorreiter aus den Bereichen Wasseraufbereitung und Wassermanagement investiert. Als Impact-Fonds verfolgt er das Ziel neben der finanziellen Rendite auch einen positiven und messbaren Einfluss auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu haben. Durch die Unternehmen im Bereich Wasser in die im Fonds investiert wird, wurden zuletzt mehr als 13 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt. Mehr Infos zum Impact der im Fonds enthaltenden Unternehmen, finden Sie im Impact-Folder des ERSTE GREEN INVEST auf unserer Website.
Mit dem US-amerikanischen Unternehmen Xylem gehört eines der größten und weltweit wichtigsten Unternehmen der Wasserwirtschaft aktuell zu den Top-Positionen im Fonds. Das Unternehmen ist führend in der Aufbereitung von Wasser und dem Entfernen von giftigen Chemikalien. Auch das Bereitstellen von Prozesswasser (wird unter anderem für die Weiterverarbeitung zu Reinstwasser für die Halbleiterindustrie benötigt) zählt zu den Kerngeschäftszweigen von Xylem. Aber es gibt noch weitere spannende Unternehmen aus der Wasserwirtschaft an der Börse.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Innovative Unternehmen für zukunftsfähiges Wassermanagement
- Kurita Water Industries
Das Unternehmen aus Tokio stellt Wasser-Aufbereitungsanlagen her und bietet sowohl das Equipment hierfür als auch große und komplexe Anlagen an. Kurita legt einen starken Fokus auf die Säuberung von Wasser bzw. Bereitstellung von sauberem Wasser.
- American Water Works
Das Unternehmen zählt zu den größten Wasserversorgern der USA und stellt Wasser für Millionen von Haushalten in über 20 Staaten bereit – das umfasst quasi die gesamte Infrastruktur rund um die Trinkwasserversorgung: Rohre, Aufbereitung, Kläranlagen, usw.
- Ecolab
Ecolab ist zu einem Teil in mehreren Bereichen der Wasserwirtschaft tätig. Dazu zählen Dinge wie die Wasseraufbereitung und Smart Metering. Das US-amerikanische Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von knapp 76 Milliarden US-Dollar.
- Watts Water
Der Produzent von Equipment rund um das Thema Wasser ist an der Börse mit rund 8 Milliarden US-Dollar bewertet. Zu den Produkten des Unternehmens zählen alle möglichen Teile, die im Baugewerbe gebraucht werden, also bspw. Ventile, Pumpen oder Rohre. 40% des Geschäfts machen dabei Neubauten aus, der überwiegende Teil der Umsätze stammt aus dem Segment REplace & REpair.
- Pentair
Das Geschäft des irischen Mischkonzerns unterteilt sich in drei Hauptsegmente: Flow Control, Trinkwasser und Pools. Ersteres beinhaltet die Produktion von Pumpen und Komponenten für die Bewässerung und Abwassersysteme. Im Segment Trinkwasser werden Systeme für die Filtrierung von Wasser für private Haushalte und die Industrie hergestellt. Das dritte Segment umfasst, wie der Name schon sagt, die Herstellung von Komponenten für Swimming Pools.
- Industrie De Nora
Das italienische Unternehmen ist in mehreren Geschäftszweigen tätig, unter anderem im Bereich grüner Wasserstoff. Rund ein Drittel des Geschäfts macht der Bereich Wassermanagement aus. Hierbei spezialisiert sich das Unternehmen auf die Desinfektion und Filtrierung von Wasser für die Industrie und Abwasser-Anlagen. Auch Systemkomponenten für den Pool-Bereich werden hergestellt.
Fazit: Wasser als unterschätzter Wirtschaftsfaktor und zukunftsweisendes Investmentthema
Wasser wird zunehmend auch für Unternehmen zu einem kritischen Produktionsfaktor. Der Klimawandel verändert nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Qualität und Verteilung des lebenswichtigen Rohstoffs. Unternehmen weltweit – von der Landwirtschaft bis zur Hightech-Industrie – stehen vor der Herausforderung, ihren Wasserverbrauch effizient zu managen und sich gegen Wasserrisiken abzusichern.
Ein entscheidendes Instrument für die Wirtschaft ist dabei der Wasserfußabdruck – er gibt wieder, wie sehr Unternehmen Wasserrisiken ausgesetzt sind und bietet damit auch Anleger:innen eine gute Kennzahl zur Risikobewertung ihres Portfolios. Gleichzeitig ermöglichen Impact-Fonds wie der ERSTE GREEN INVEST gezielte Investments in Unternehmen, die mit innovativen Lösungen zur Wasseraufbereitung und -versorgung beitragen.
Erste AM InvestmentStory, Philipp Marchhart